Gefahren beim Absetzen von Antidepressiva
Bei Depressionen nehmen Patienten oft sogenannte Antidepressiva ein. Wenn diese Medikamente abgesetzt werden, können schwere und langanhaltende Entzugserscheinungen auftreten. Leider wissen viele Patienten nichts davon. Darum fordern Experten, die Richtlinien zur Einnahme von Antidepressiva zu verändern.
Forschende vom Royal College of Psychiatrists erklärten, dass die offiziellen Leitlinien zum Absetzen von Antidepressiva zur medizinischen Behandlung von Depressionen angepasst werden müssen, weil viele Patienten nach dem Absetzen lange Zeit unter schweren Symptomen wie Unruhe, Schlafstörungen und veränderten Empfindungen leiden.
Wie leicht lassen sich Antidepressiva absetzen?
Wenn Menschen Antidepressiva absetzen, leiden sie häufig unter Entzugserscheinungen. Die meisten Personen sollen laut den Richtlinien des National Institute for Health Care Excellence (NICE) die Einnahme von Antidepressiva problemlos innerhalb von nur vier Wochen beenden können. Forschende des Royal College of Psychiatrists sind aber der Meinung, dass die offiziellen Leitlinien die gesamte Bandbreite der Patientenerfahrungen widerspiegeln müssen.
Es sei zunehmend offensichtlich, dass einige Patienten länger unter schweren Symptomen leiden. Die vorhandenen Richtlinien werden jetzt zum ersten Mal seit zehn Jahren aktualisiert. Dies wird hoffentlich dazu führen, dass schwerwiegendere und länger anhaltende Nebenwirkungen dieser Arzneimittel mitberücksichtigt werden. Der Schwerpunkt muss darauf gelegt werden, wie Patienten mit Problemen beim Absetzen von Antidepressiva unterstützt werden können
Antidepressiva können Leben retten
Aus den Erfahrungen von Patienten und Ärzten, geht hervor, dass einige Patienten durch die Absetzung von Antidepressiva an schwereren Symptomen leiden können, die viel länger anhalten, als bisher in Richtlinien angegeben wurde. Zwar sind Antidepressiva eine wichtige, potenziell lebensrettende Behandlungsoption für Menschen mit schwerer Depression, doch muss ihre Anwendung sorgfältig gesteuert werden. Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um zu quantifizieren, wie viele Menschen Probleme beim Absetzen von Antidepressiva haben. Ärzte müssen mit ihren Patienten über den möglichen Nutzen und Schaden sprechen, regelmäßig die Fortschritte bei der Behandlung überprüfen und sich um eine wirksames Management der Entzugserscheinungen kümmern.
Diese Veränderungen sollten vorgenommen werden
Der veröffentlichte Bericht des Royal College of Psychiatrists über Antidepressiva und Depressionen enthält eine Reihe von Empfehlungen, unter anderem, dass die NICE-Richtlinien aktualisiert werden sollten. Weitere Empfehlungen umfassten beispielsweise die Einführung eines Routineüberwachungssystems zur Bereitstellung umfassender Daten darüber, wann und warum Patienten Antidepressiva verschrieben wurden. Ärzte sollten besser in bewährten Verfahren zur Verschreibung und zum Umgang mit Antidepressiva geschult werden. Das Programm des NHS für Gesprächstherapien sollte weiter ausgebaut werden, damit es jederzeit als Ergänzung oder Alternative zu Antidepressiva zur Verfügung steht.
Richtlinien werden angepasst
„Wir wissen, dass NICE daran arbeitet, seine Richtlinien zu aktualisieren, und wir möchten, dass sie mehr mit dem übereinstimmen, was wir von einigen Patienten und Allgemeinärzten über die Bandbreite von Erfahrungen mit Antidepressiva hören“, erklärt Wendy Burn, die Präsidentin des Royal College of Psychiatrists in einer Pressemitteilung. „Antidepressiva können bei der Behandlung mittelschwerer bis schwerer Depressionen, insbesondere in Kombination mit Gesprächstherapien, sehr wirksam sein. Wir möchten, dass die Richtlinien ihre Anwendung bestmöglich unterstützen“, fügt die Expertin hinzu. NICE hat im vergangenen Jahr einen aktualisierten Entwurf eines Leitfadens zum Entzug von Antidepressiva veröffentlicht, der derzeit beraten wird. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.