Wie wirkt sich Weißkittelhypertonie auf Herzkrankheiten aus?
Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass die sogenannte Weißkittelhypertonie unbehandelt ein Hauptrisikofaktor für Herzkrankheiten und dadurch bedingte Todesfälle darstellt.
Bei einer aktuellen Untersuchung der University of Pennsylvania wurde festgestellt, dass Weißkittelhypertonie massiv zu Herzerkrankungen und einem damit verbundenem Tod beiträgt. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ publiziert.
Was ist Weißkittelhypertonie?
Weißkittelhypertonie beschreibt eine Störung, bei der ein Mensch nur in Gegenwart von Ärzten einen hohen Blutdruck entwickelt. Einige Experten nehmen an, dass die Erkrankung ein Folge der zugrunde liegenden Angst ist. Es gibt jedoch auch die Ansicht, dass Weißkittelhypertonie der tatsächlichen Entwicklung von Hypertonie vorausgeht und zu dieser beitragen kann.
Was bewirkt hoher Blutdruck?
Hoher Blutdruck oder Bluthochdruck betrifft in der heutigen Zeit leider immer mehr Menschen. Ein zu hoher Blutdruck trägt zu einem höheren Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle bei. Bluthochdruck wird als ein oberer Wert von mindestens 130 Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) oder ein unterer Wert von 80 mm Hg oder höher definiert.
Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet an Weißkittelhypertonie
Die neusten Forschungsergebnisse deuten jetzt darauf hin, dass Weißkittelhypertonie an sich, genau wie allgemeiner Bluthochdruck, ein bedeutender Risikofaktor für Herzerkrankungen und kardiovaskuläre Todesfälle ist. Insbesondere unbehandelte Weißkittelhypertonie kann das Risiko, an einer Herzkrankheit zu versterben, um mehr als 100 Prozent erhöhen. Studien legen nahe, dass etwa jeder fünfte Erwachsene an Weißkittelhypertonie leidet. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Menschen mit dieser Krankheit frühzeitig zu identifizieren, erläutern die Forschenden.
Daten von 27 Studien wurden ausgewertet
Die Autoren der Untersuchung führten eine Metaanalyse von 27 Beobachtungsstudien durch, an denen insgesamt mehr als 60.000 Menschen teilnahmen. In jeder der Untersuchungen wurden die Gesundheitsrisiken analysiert, die mit der Weißkittelhypertonie korrelierten, zusätzlich wurde eine sogenannte Follow-up-Untersuchung von mindestens drei Jahren durchgeführt.
Risiko für Herzerkrankungen war um 109 Prozent erhöht
Bei der Metaanalyse stellten die Forschenden fest, dass bei Teilnehmenden mit unbehandelter Weißkittelhypertonie die Wahrscheinlichkeit von Herzerkrankungen um 36 Prozent erhöht, die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Tod um 33 Prozent und das Risiko für Herzerkrankungen sogar um 109 Prozent erhöht war. Eine behandelte Weißkittelhypertonie korrelierte jedoch nicht mit einem höheren kardiovaskulären Risiko.
Blutdruck sollte auch zu Hause gemessen werden
Eine unbehandelte Weißkittelhypertonie ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und einer erhöhten Gesamtmortalität verbunden. Die Überwachung des Blutdrucks außerhalb der Arztpraxis ist für die Diagnose und das Management der Erkrankung von entscheidender Bedeutung, berichten die Forschenden. Bei Personen mit Bluthochdruck beim Arzt, die keine Arzneimittel für ihren Blutdruck einnehmen, sollten genau überwacht werden, ob ein Übergang zu anhaltendem Bluthochdruck zu beobachten ist und ob der Blutdruck auch zu Hause erhöhte Werte aufweist. Dafür sollte der Blutdruck in der Praxis und zu Hause gemessen werden.
So können Sie sich schützen
Dieses dringende Bedürfnis nach ständiger Überwachung sollte ein landesweites Anliegen sein, ebenso wie bestimmte Änderungen des Lebensstils, welche bei den Menschen für eine verbesserte Herz-Kreislauf-Gesundheit sorgen. Personen mit unbehandelter Weißkittelhypertonie wird empfohlen, Änderungen am Lebensstil vorzunehmen, einschließlich das Rauchen aufzugeben, der Verringerung des Konsums von Alkohol, einer gesünderen Ernährung und einer Erhöhung der Bewegung und der sportlichen Aktivität.
Vorsichtig bei der Einnahme von Medikamenten
Menschen mit Weißkittelhypertonie, welche bereits Blutdruckmedikamente einnehmen, sollten mit der Einnahme vorsichtig sein, da diese zu einem gefährlich niedrigem Blutdruck außerhalb der Arztpraxis führen können, was unter Umständen unnötige Nebenwirkungen durch Medikamente bewirkt, erläutern die Autoren.
Gab es Einschränkungen bei der Studie?
Schließlich weisen die Forschenden auch auf einige Einschränkungen ihrer Analyse hin, wobei sie die unzureichende Anzahl von Studien zur Bewertung isolierter kardialer Ergebnisse bemerken. Außerdem enthielten die Studien nicht genügend Informationen über die Rasse und ethnische Zugehörigkeit der Teilnehmenden. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.