Zahnmediziner: Hausmittel können Zahnpasten nicht ersetzen
Für die Mundhygiene ist es nicht nur wichtig, sich regelmäßig die Zähne zu putzen, sondern auch eine qualitativ hochwertige Zahnpasta zu verwenden. Selbst hergestellte Zahncremes sind laut Gesundheitsexperten kein adäquater Ersatz.
Zähneputzen schützt vor Karies
Regelmäßiges Zähneputzen ist die wirkungsvollste Maßnahme um Zahnfleischentzündungen, Zahnschmerzen und Karies effizient vorzubeugen. Es kommt dabei unter anderem stark auf die richtige Technik an. Rütteln und Streichen ist laut Zahnmedizinern besonders sinnvoll. Wichtig für die richtige Mundhygiene ist auch die Qualität der verwendeten Zahncreme. Ein Experte erklärt, worauf es bei Zahnpasten ankommt.
Verbesserung der Zahngesundheit im Blick
Wie die Universität Witten/Herdecke in einer Mitteilung schreibt, werden in jüngster Zeit zunehmend im Netz und in sozialen Medien Empfehlungen abgegeben, wie man sich selbst zu Hause Zahnpasta herstellen kann, um Plastikmüll zu vermeiden.
„Das Ziel der Plastikreduktion halten wir von der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) für ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen und unterstützen es“, so Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten/Herdecke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin DGPZM.
„Wir fordern daher die Hersteller von Zahnpasten auf, auf alternative Verpackungen z.B. aus nachwachsenden Rohstoffen oder zumindest recyclebaren Grundstoffen umzustellen“, erklärt der Fachmann.
„Als wissenschaftliche Fachgesellschaft für Präventivzahnmedizin haben wir aber vor allem die Sicherstellung und Verbesserung der Zahngesundheit der Bevölkerung im Blick und möchten daher nachdrücklich auf die gesundheitliche Bedeutung von Zahnpasten hinweisen, deren Zusammensetzung wissenschaftlich begründet und deren Wirksamkeit in vielen internationalen Studien belegt ist“, sagt Zimmer.
Zweimal täglich Zähne putzen
Wie es in der Mitteilung heißt, leistet die zweimal tägliche Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasten einen entscheidenden Beitrag zur Kariesprophylaxe.
Den Angaben zufolge kann sie bei richtiger Auswahl der Zahnpasta 40 bis 50 Prozent der Karies verhindern, allein durch den Kontakt mit den Zähnen.
Der Effekt durch die Entfernung der Zahnbeläge kommt noch hinzu.
„Die Entwicklung derart leistungsfähiger Zahnpasten hat sich in einem jahrzehntelangen Prozess ständiger Optimierung vollzogen. Die Anwendung alter Hausmittel ist kein adäquater Ersatz dafür“, so Prof. Zimmer.
Zahncremes sollten Fluorid enthalten
Der wichtigste kariespräventive Inhaltsstoff von Zahnpasten ist Fluorid. Laut den Fachleuten beruht der Mechanismus des Kariesschutzes auf dem direkten Kontakt des Fluorids mit den Zähnen, wobei es den Verlust von Mineralien aus der Zahnhartsubstanz verhindert.
Diese „Entmineralisierung“ ereignet sich bei fast jeder Nahrungsaufnahme, da Bakterien auf der Zahnoberfläche Zucker zu Säuren abbauen, die wiederum Mineralien aus der Zahnoberfläche herauslösen können.
Fluorid fördert die Wiedereinlagerung bereits verloren gegangener Mineralien. Daher sollte eine Zahnpasta auf jeden Fall Fluorid enthalten.
„Rezepturen zum Selbstanmischen, wie sie gegenwärtig in den Publikumsmedien angegeben werden, enthalten unserer Kenntnis nach kein Fluorid und können nicht wirksam vor Karies schützen“, erklärt Prof. Zimmer.
Schaumbildner fördern die Gesundheit des Zahnfleisches
Schaumbildner verbessern die Reinigungswirkung einer Zahncreme und sorgen für ein Frischegefühl, das dazu motiviert, die Zähne länger und damit besser zu putzen.
Zudem ist wissenschaftlich belegt, dass Schaumbildner in einer Zahnpasta die Gesundheit des Zahnfleisches fördern.
Allerdings sollte dabei eine Konzentration von zwei Prozent nicht überschritten werden. Gängige Produkte auf dem deutschen Markt überschreiten diese Grenze nicht.
Wichtige Abrasivstoffe
Abrasivstoffe (Hartstoffkörner) sind wichtig für die Reinigung der Zähne, gleichzeitig dürfen sie diese aber nicht zu sehr abnutzen. Hier spielen die Art und Menge der Abrasivstoffe, jedoch auch die Teilchengröße eine entscheidende Rolle.
Zu viel und nicht auf die Gesamtmischung angepasster Abrasivstoff in einer Zahncreme kann zum vermehrten Abschleifen von Zahnsubstanz führen.
Unter den Bedingungen des Selbstanmischens zu Hause kann es schnell passieren, dass falsche und zu viel Abrasivstoffe in die Zahnpasta gelangen.
Schlämmkreide – Kalziumkarbonat – wird zum Beispiel auch in herkömmlichen Zahnpasten als Abrasivstoff eingesetzt, dabei wird aber beim Herstellungsprozess auf eine einheitliche Korngröße und eine gleichbleibende Konzentration in der Zahnpasta geachtet, um Zahnschäden bei den Nutzern zu vermeiden.
„Die Einhaltung solcher Qualitätsanforderungen dürfte beim Herstellen unter häuslichen Bedingungen kaum zu gewährleisten sein“, so Prof. Zimmer.
Früher gab es Zahncremes mit Mikroplastik
Weitere Inhaltsstoffe zeitgemäßer Zahnpasten beugen bakteriellem Zahnbelag, Zahnfleischbluten, empfindlichen Zahnhälsen, Zahnstein und unangenehmen Mundgeruch vor.
„Auf alle diese wichtigen Wirkungen sollten Sie nicht verzichten“, sagt Zimmer.
„Die kursierenden Rezepte zum Selbermachen von Zahnpasta sind alte Hausrezepte, deren Wirksamkeit nicht belegt ist und von denen nach dem anerkannten Stand des Wissens auch keine Wirksamkeit zu erwarten ist“, so der Fachmann.
Zahnpasten werden oft auch im Zusammenhang mit Mikroplastik als Beispiel genannt. Tatsächlich gab es bis vor etwa zehn Jahren vereinzelte Produkte, die Kunststoffpartikel als Abrasivstoffe enthielten. Heutzutage gibt es in Deutschland keine Zahnpasta, die Mikroplastik enthält.
Umweltschonende Zahnbürsten
Zu einer optimierten Mundhygiene gehört neben einer guten Zahnpasta auch die richtige Zahnbürste.
Laut Prof. Zimmer sind auch hier Naturprodukte wie Miswak (Ästchen des Zahnbürstenbaumes) oder Naturborsten keine gute Alternative.
Mit ihnen lassen sich die Zähne nicht adäquat reinigen und außerdem sind sie hygienisch bedenklich, weil sie Schlupfwinkel für Bakterien, Viren und Pilze bieten.
„Auch hier sind allerdings umweltschonende Alternativen in Sicht. Erste Produkte, die auf Biokunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen basieren, sind bereits erhältlich“, so der Experte. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.