Wasser mit Kohlensäure steigert den Appetit
Wasser hat keine Kalorien. Wasser mit Kohlensäure auch nicht. Dennoch soll die in vielen Getränken enthaltene Kohlensäure Übergewicht fördern. Das jedenfalls stellten Forschende der Universität Birzeit fest. Denn Kohlensäure regt den Appetit an und verleitet so zu übermäßigem Essen.
Für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sorgen
„Wasser ist lebensnotwendig. Trinken Sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Bevorzugen Sie Wasser – ohne oder mit Kohlensäure“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihren 10 Regeln zu vollwertiger Ernährung. Einer neuen Studie zufolge sollte man aber wohl besser Wasser ohne Sprudel trinken, denn Kohlensäure kann offenbar Übergewicht begünstigen.
Zusammenhang zwischen Kohlensäure und Gewichtszunahme
Mineralwasser gehört zu den Lieblingsdrinks der Deutschen. Es sollte zwar prickeln aber nicht zu stark: „Die meisten Bundesbürger kaufen Mineralwasser mit mittlerem Kohlensäuregehalt – auch Medium genannt“, so die Stiftung Warentest auf ihrer Webseite.
Auch in anderen europäischen Ländern sind kohlensäurehaltige Getränke äußerst beliebt. Das könnte – neben vielen anderen – einer der Gründe sein, warum Europäer immer dicker werden.
Denn in einer neuen palästinensischen Studie wurde nun ein klarer Zusammenhang zwischen Kohlensäure und Gewichtszunahme festgestellt.
Die Ergebnisse der Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Birzeit in Ramallah wurden vor im Fachmagazin „Obesity Research and Clinical Practice Journal“ veröffentlicht.
Appetitanregendes Hormon Ghrelin
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, hatten die Forscher um Professor Johnny Stiban Ratten in zwei Gruppen aufgeteilt, die unter gleichen Bedingungen gehalten wurden, aber unterschiedliche Getränke bekamen – mit oder ohne Kohlensäure.
Es zeigte sich, dass die Nager, die kohlensäurehaltige Getränke zu sich nahmen, im Laufe des einjährigen Untersuchungszeitraums schneller zunahmen, als die Tiere der Kontrollgruppe.
Die Wissenschaftler liefern auch eine Erklärung dafür. Wie es in einer Mitteilung der Universität heißt, hatten die Ratten, die mit Sprudelgetränken versorgt wurden, erhöhte Mengen des Hormons Ghrelin im Körper.
Dieses sorgt auch beim Menschen dafür, dass er mehr Appetit bekommt. Ghrelin ist beispielsweise auch mitverantwortlich dafür, warum regelmäßige Bewegung hilfreich beim Abnehmen ist. Denn beim Sport wird das appetitanregende Hormon reduziert.
Die Experten stellten weiterhin fest, dass bei den Tieren auch die Fettwerte der Leber deutlich erhöht waren.
Leitungswasser statt kohlensäurehaltige Getränke
Nach dem Rattenexperiment wurden 20 männliche Studenten nach dem Einnehmen verschiedener Getränke auf ihre Ghrelin-Werte getestet und damit die Ergebnisse der Studie unter Beweis gestellt.
Auch bei den menschlichen Studienteilnehmern waren die Werte des appetitanregenden Hormons erhöht.
„Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Kohlensäure in Softdrinks wegen der Ghrelin-Freisetzung und der damit verbundenen Stimulierung des Appetits eine wichtige Rolle für die Gewichtszunahme und den Beginn von Adipositas bei männlichen Säugetieren spielt“, so die Forscher.
Dass Softdrinks oft Ursache für Übergewicht sind, liegt aber viel stärker an den enorm hohen Mengen an Zucker, die darin enthalten sind.
Italienische Studie zeigte eine ähnliche Wirkung
Die Ergebnisse der palästinensischen Untersuchung sind jedoch nicht ganz neu. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, hat eine Studie italienischer Wissenschaftler bereits 2011 eine ähnliche Wirkung gezeigt.
René Csuk, Professor für Organische Chemie an der Universität Halle-Wittenberg, erklärte laut der Zeitung: „Das Geschehen ist allerdings wesentlich komplexer, als es mit diesen Studien suggeriert wird.“
Dem Experten zufolge ist bekannt, „dass der Ghrelinspiegel gestiegen ist, wenn karbonisiertes Wasser verwendet wurde, und sicher ist auch, dass die Probanden, die das Wasser mit Kohlensäure getrunken haben, danach mehr Nahrung aufnahmen.“
Es sei jedoch zu kurz gegriffen, daraus zu schließen, dass man dünn bleibe, wenn man auf Sprudelwasser verzichtet. Schließlich sei Ghrelin nur eines von vielen Hormonen, die an der Appetitregulation beteiligt sind.
Wie die FAZ schreibt, macht uns Ghrelin nicht nur hungrig, sondern auch glücklicher und hat zudem einen nicht zu unterschätzenden Langzeiteffekt.
Andere relevante Hormone wie Leptin, Glucagon, Serotonin oder Cholezystokonin seien nicht getestet worden.
Außerdem wurden sowohl in der palästinensischen als auch der italienischen Studie lediglich kleine Effekte beobachtet und die Zahl der Probanden war mit zwanzig beziehungsweise zehn sehr gering. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Volltext der Studie
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