Fettleber: Hormon verhinderte die Verfettung der Leber
Die Fettleber ist der häufigste Leberbefund in Deutschland. Millionen Menschen sind davon betroffen. Oft bleibt die Fettleber unbemerkt, da sie keine Beschwerden hervorruft. Sie legt jedoch den Grundstein für schwere bis lebensgefährliche Lebererkrankungen wie die Fettleber-Hepatitis, Leberzirrhose und Leberkrebs. Eine medikamentöse Behandlung existiert zur Zeit nicht. Ein österreichisches Forschungsteam entdeckte nun, dass sich das Sättigungshormon Leptin zur Behandlung der Fettleber eignen könnte.
Forschende der Medizinischen Universität Wien entschlüsselten, wie die Leber zu einer erhöhten Abtragung von Fett angeregt werden kann. Im Mittelpunkt der Forschung steht das Hormon Leptin. Das Team erkannte, dass das Hormon im Gehirn ein Signal auslöst, welches die Leber zu einem erhöhten Fettexport annimiert. Die Forschungsgruppe sieht in der Leptin-Hormontherapie eine neue Möglichkeit zur Bekämpfung der Fettleber. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ präsentiert.
Leptin und Übergewicht
Das Hormon Leptin wird vom Fettgewebe produziert und ist maßgeblich an der Regulation der Sättigung beteiligt. Verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass sich bei Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) eine Leptinresistenz im Gehirn bildet. Übergewicht gilt neben Alkoholkonsum als einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung einer Fettleber. Den Zusammenhang erkannte nun das Forschungsteam der MedUni Wien.
Leptin als Bindeglied zwischen Gehirn und Leber
Im Tiermodell zeigten die Wiener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Leptin an Rezeptoren im Gehirn andockt, wodurch ein Signal ausgelöst wird, dass zum einen den Export von Nahrungsfetten aus der Leber beschleunigt und zum anderen die Synthese von Fett aus Kohlenhydraten in der Leber reduziert. Genauer gesagt: Das Leptin dockt im Nucleus dorsalis (einer Region im Hirnstamm) an und aktiviert dort den Nervus vagus (ein Hirnnerv). Dieser Nerv verbindet das Gehirn mit verschiedensten Organen, unter anderem der Leber, und reguliert so den Stoffwechsel.
Deshalb führt Übergewicht zu einer Fettleber
„Menschen, die an krankhaftem Übergewicht oder an einer Fettleber leiden, weisen aufgrund der vermehrten Fettmasse in der Regel einen erhöhten zirkulierenden Leptinspiegel auf“, schreibt das Wiener Forschungsteam. Dennoch komme wenig von dem Hormon im Gehirn an. Der Grund: Möglicherweise besteht eine Leptinresistenz aufgrund des Übergewicht. Die Leber erhält also nicht ausreichend Signale zum Fettabbau und lagert immer mehr Fett ein. „Bei Menschen mit Adipositas kommt Leptin nicht in ausreichenden Mengen im Gehirn an, um der Leber die nötigen Signale zum Ausschleusen der Triglyzeride zu vermitteln“, erklärt Studienleiter Thomas Scherer von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der MedUni Wien.
Ein Nasenspray gegen Fettleber
„Leptin schützt vor einer Fettleber, indem es ein Signal über eine Hirn-Vagus-Leber-Achse übermittelt und dadurch die Leber zum Fettexport animiert“, so der Experte. Dies will das Team um Scherer für einen neuen Ansatz für eine Fettleber-Therapie nutzen. Die direkte Gabe von Leptin könne die Blut-Hirn-Schranke umgehen und zu einer ausreichenden Versorgung des Hormons beitragen. Für die Verabreichung käme beispielsweise ein Nasenspray in Frage. Im Tiermodell wurden erste Erfolge schon nachgewiesen. Nun soll die Leptin-Therapie gegen Fettleber auch am Menschen getestet werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Möglicher Signalweg zur Bekämpfung von Fettleber bei Adipositas identifiziert
- Brain leptin reduces liver lipids by increasing hepatic triglyceride secretion and lowering lipogenesis
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.