Hochwirksame und natürliche Tenside aus Pilzen
Jeder Bundesbürger verbraucht rund acht Kilogramm Waschmittel im Jahr. Viele Inhaltsstoffe müssen chemisch hergestellt werden und belasten die Umwelt. Eine deutsche Forschungsgruppe entdeckte nun eine bislang unbekannte und natürliche waschaktive Substanz, die von bestimmten Pilzen produziert wird. Das Tensid zeigte sich in ersten Tests erstaunlich effektiv und überstieg die Wirksamkeit von gängigen Waschmitteln.
Forschende der Friedrich-Schiller-Universität Jena entdeckten ein hochwirksames Tensid in dem Pilz Mortierella alpina, der zu den Jochpilzen (Zygomyzeten) gehört. Bei dem bislang unbekannten Naturstoff handelt es sich um sogenannte Seine Entdeckung präsentierte das Team kürzlich in dem Fachjournal „Organic Letters“.
Per Zufall entdeckt: Natürliches Super-Tensid
Der im Boden lebende Pilz Mortierella alpina mag es eher kühl und kommt in alpinen oder arktischen Regionen vor. In der Nahrungsmittelindustrie ist Mortierella alpina nicht unbekannt. Aus dem Pilz lassen sich langkettige Fettsäuren wie Arachidonsäure gewinnen, die als Nahrungsergänzung in Lebensmitteln wie beispielsweise in Babynahrung genutzt werden. Als der Forscher Florian Baldeweg versuchte, kleine Peptide aus dem Pilz chemisch aufzureinigen, entdeckte er die waschaktive Wirkung. „Schon kleinste Mengen bilden eine regelrechte Schaumkrone auf dem Probengefäß“, berichtet der Pharmazie-Doktorand.
Stärkere Tensidwirkung als gängige Waschmittel
Ein Forschungsteam um Dr. Markus Greßler klärte nach dieser Entdeckung die Struktur der Peptide auf. Für die waschaktive Wirkung sind sogenannte Malpinine verantwortliche. Diese natürlichen Tenside zeigten in ersten Versuchen eine stärkere Waschkraft als Natriumlaurylsulfat (SDS), das in vielen gängigen Waschmitteln enthalten ist und chemisch hergestellt werden muss.
Mehr als ein neues Waschmittel
Die Forschenden sehen in dem natürlichen Tensid mehr als nur ein neues Waschmittel. „Wir wollen die Malpinine testen, ob sie aufgrund ihrer Eigenschaften in der Pharmakologie nützlich sein können“, erläutert Dr. Greßler. Denn die entdeckten Peptide könnten sich auch für die Herstellung von biologischen Membranen eignen. So könnten bestimmte Wirkstoffe aus Arzneien gezielt durch eine Membran geleitet werden, die zum Großteil aus Fetten besteht. Das Team der Friedrich-Schiller-Universität Jena will dies nun in weiteren Studien verfolgen.
Ein neues Reservoir an Naturstoffen
Bislang spielten niedere Pilze wie die Jochpilze keine große Rolle als Produzenten von sekundären Naturstoffen. Durch die aktuelle Forschungsarbeit könnte sich dies jedoch grundlegend ändern. „Genetische Untersuchungen am Erbgut von Mortierella alpina haben gezeigt, dass der Pilz noch viel mehr Naturstoffe produzieren kann“, betont der Studienleiter. Die Malpinine seien lediglich eine kleine Gruppe davon. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Pilz produziert hochwirksames Tensid
- Fungal Biosurfactants from Mortierella alpina
Wichtiger Hinweis:
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