Welche Folgen hat der frühe Konsum von Cannabis?
Forschende fanden jetzt heraus, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen einem frühen und regelmäßigen Konsum von Cannabis bei Jugendlichen und Veränderungen im Gehirn gibt, welche unsere Verhaltensweisen und Entscheidungsfindung beeinflussen.
Bei der aktuellen Untersuchung der Columbia University wurde festgestellt, dass ein früher und regelmäßiger Konsum von Cannabis verschiedene Veränderungen der neuronalen Schaltkreise im Gehirn bewirkt. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Journal der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry“ publiziert.
Ist das jugendliche Gehirn besonders anfällig?
Hatten Menschen mit den festgestellten Veränderungen des Gehirns vor kurzer Zeit den Cannabis-Konsum eingestellt, waren diese Veränderungen weniger ausgeprägt. Wenn die betroffenen Personen jedoch bereits früh mit dem Konsum von Cannabis begonnen hatten, waren die Veränderungen stärker und anhaltender, berichten die Forschenden. Die meisten Erwachsenen mit einem Konsum von problematischen Substanzen hatten höchstwahrscheinlich schon im Jugendalter Probleme mit Drogen und Alkohol. In dieser Entwicklungsphase seien die neuronalen Schaltkreise, die den kognitiven Kontrollprozessen zugrunde liegen, noch anfälliger für Störungen. Insofern ist das jugendliche Gehirn auch besonders anfällig für die Auswirkungen des Konsums von Cannabis.
Teilnehmende mussten kognitive Kontrollaufgabe lösen
Die Ergebnisse der Studie basieren auf fMRT-Daten (Functional Magnetic Resonance Imaging), die von 28 Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit signifikantem Cannabiskonsum im Alter von 14 bis 23 Jahren erhoben wurden. Als Kontrollgruppe dienten 32 Personen, die kein Cannabis konsumieren. Die Teilnehmenden wurden bei der Durchführung einer kognitiven Kontrollaufgabe gescannt, bei der kognitive Konflikte gelöst werden müssen. Im Vergleich zu Nichtkonsumenten zeigten Jugendliche und junge Erwachsene mit signifikantem Konsum von Cannabis eine verringerte Aktivierung in den sogenannten frontostriatalen Kreisläufen, welche die kognitive Kontrolle und Konfliktlösung unterstützen.
Früherer Konsum von Cannabis hatte stärkeren Einfluss
Die Forschenden untersuchten zusätzlich, inwieweit die Regionen im frontostriatalen Kreislauf funktionell miteinander verbunden waren. So konnte ein Zusammenhang zwischen dem Beginn des regelmäßigen Konsums von Cannabis und dem Ausmaß der Störung der frontostriatalen Regionen festgestellt werden. Dies lässt vermuten, dass ein früherer chronischer Gebrauch einen größeren Einfluss auf die Entwicklung haben könnte als ein Gebrauch in einem späteren Alter.
Ergebnisse könnten Therapien verbessern
Die Ergebnisse sind ein erster Schritt auf dem Weg zur Identifizierung therapeutischer Anhaltspunkte im Gehirn, um das Suchtverhalten zu reduzieren, indem die Fähigkeit zur Selbstregulierung verbessert wird. Interventionen, die auf neuronaler Stimulation basieren (zum Beispiel die transkranielle Magnetstimulation; TMS) und Verhaltensinterventionen (zum Beispiel kognitives Training), die speziell auf Gehirnregionen zu Steuerung der Kontrollprozesse abzielen, könnten als zusätzliche Interventionsstrategien bei Cannabiskonsumstörungen hilfreich sein, erklären die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Journal der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry: Deficient Functioning of Frontostriatal Circuits During the Resolution of Cognitive Conflict in Cannabis-Using Youth, (Abruf 24.06.2019), JAACAP
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.