Stiftung Warentest: Wasser aus dem Hahn oft besser als Mineralwasser
Um bei den derzeit extrem hohen Temperaturen „cool“ zu bleiben, ist es wichtig, viel zu trinken. Viele Bundesbürger greifen deshalb gerne zu Mineralwasser. Doch Leitungswasser ist in vielen Fällen qualitativ besser, wie die Stiftung Warentest nun berichtet.
Deutsche trinken gerne Mineralwasser
Um bei der aktuellen Hitze „cool“ zu bleiben, hilft es, viel zu trinken. Mineralwasser gehört zu den Lieblingsdrinks der Deutschen. Doch auch Leitungswasser ist ein hervorragender Durstlöscher und enthält oft sogar mehr Mineralstoffe als Mineralwasser, wie die Stiftung Warentest berichtet.
Stilles Wasser ist anfällig für Keime
Immer mehr Bundesbürger trinken stilles Mineralwasser. Wie die Stiftung Warentest auf ihrer Webseite schreibt, verzeichnete diese Sorte 2018 deutlich höhere Verkaufszuwächse als die kohlensäurehaltigen Sorten Classic und Medium.
Stilles Mineralwasser wird unter anderem damit beworben, mild und harmonisch zu sein. Doch laut den Experten ist es anfällig für Keime, weil die Kohlensäure deren Wachstum nicht hemmt.
Das zeigt auch der Mineralwasser-Test von 32 stillen Wässern. Nicht einmal die Hälfte schneidet dabei „gut“ ab.
Manche Wässer waren mit Keimarten belastet, die insbesondere für Immungeschwächte ein Risiko darstellen.
Möglicherweise krebserregender Stoff festgestellt
Zudem stellten die Tester fest, dass ein Markenwasser aus Frankreich überraschend viel Vanadium enthielt, das aus vulkanischen Böden in Mineralwasser übergehen kann und als möglicherweise krebserregend gilt.
Des Weiteren waren fünf getestet Produkte mit Spuren aus Landwirtschaft und Industrie verunreinigt – gesundheitlich ist das zwar absolut unbedenklich, doch nach Ansicht der Tester ein Widerspruch zur ursprünglichen Reinheit.
Laut Mineral- und Tafelwasserverordnung bedeutet ursprüngliche Reinheit, dass das Wasser aus einer vor Verunreinigung geschützten Quelle stammen muss.
Nur eins von insgesamt sechs Mineralwässern mit Bio-Logo wurde als „gut“ bewertet.
Mehrere Produkte fielen bei der mikrobiologischen Prüfung negativ auf
Den Angaben zufolge schnitten die stillen Mineralwässer insgesamt schlechter ab als die Classic-Wässer und die Medium-Wässer in den Vorjahren.
Das hat unter anderem damit zu tun, dass vergleichsweise viele stille Wässer bei der mikrobiologischen Prüfung negativ auffielen.
Außerdem war bei verschiedenen Produkten die Kennzeichnung nicht stimmig. So beanstandeten die Tester ein Mineralwasser mit Bio-Logo, das hinsichtlich Radium die besonders strengen Anforderungen für Bio-Mineralwasser nicht einhielt.
Wenn das Produkt als herkömmliches Mineralwasser bezeichnet gewesen wäre, hätte es kein Problem gehabt.
Günstiges Mineralwasser – noch günstigeres Leitungswasser
Zwar kosten die preiswertesten Mineralwässer nur 13 Cent pro Liter, doch Leitungswasser ist 34mal günstiger.
Die Stiftung Warentest wollte wissen, ob es auch genauso gut ist wie Mineralwasser. Die Tester haben daher in 20 Städten und Gemeinden Trinkwasserproben genommen und diese auf 126 kritische Stoffe wie Medikamente, Pestizide und Nitrat untersucht.
Wie die Experten auf ihrer Webseite berichten, wurden neben den fünf größten Städten Deutschlands – Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main – 15 weitere Orte ausgewählt, die mit besonderen Herausforderungen in ihrem Gebiet zu tun haben.
Dazu gehören etwa landwirtschaftlich intensiv genutzte Regionen oder Orte, an denen Wasser mit natürlichen Stoffen aus Gesteinen belastet sein kann.
Das Ergebnis: Zwar fanden sich in fast allen Wässern Spuren aus der Umwelt, doch die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung – ob für Nitrat, Uran oder Arsen – wurden bei allen Proben eingehalten.
Wasser aus der Leitung enthält oft mehr Mineralstoffe als Mineralwasser
Laut den Experten zeigte sich im Test von stillen Mineralwässern auch, dass etliche Mineralwässer nur mit geringen Mengen an Mineralstoffen aufwarten.
Den Angaben zufolge unterbieten nicht wenige sogar den durchschnittlichen Mineralstoffgehalt der Trinkwasserproben im Test.
Rechtlich ist das in Ordnung, denn seit einer EU-Harmonisierung von 1980 muss natürliches Mineralwasser keinen Mindestgehalt an Mineralstoffen mehr aufweisen – früher waren es mindestens 1.000 Milligramm gelöste Mineralstoffe pro Liter.
Umwelt wird weniger belastet
Der Großteil der Mineralwässer ist in PET-Flaschen abgefüllt, einzelne auch in Glasflaschen oder Kartons.
Die Herstellung sämtlicher Verpackungen, der Transport der Produkte vom Brunnen in den Handel und nach Hause sowie Wiederverwerten und Entsorgen der Flaschen verbraucht Ressourcen und Energie.
Auch wenn sich die Ökobilanzen der Flaschentypen und Kartons voneinander unterscheiden und Umweltexperten klar zu Mehrweg- statt Einwegsystemen raten, bezeichnet das Umweltbundesamt Trinkwasser als das „umweltfreundlichste Getränk“.
Und es ist „extrem günstig. Für einen Cent bekommt man in etwa 2 Liter Trinkwasser aus der Leitung (inkl. Abwassergebühr)“, schreibt das Amt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stiftung Warentest: Mineralwasser im Test, (Abruf: 26.06.2019), Stiftung Warentest
- Stiftung Warentest: Trinkwasser im Test, (Abruf: 26.06.2019), Stiftung Warentest
- Umweltbundesamt: Trinkwasser, (Abruf: 26.06.2019), Umweltbundesamt
Wichtiger Hinweis:
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