Immuntherapie Schwerpunkt des Europäischen Krebskongresses
Auf dem heute beginnenden Europäischen Krebskongress ECC in Wien bildet die neuartige Behandlungsmethode der Immuntherapie einen wesentlichen Themenschwerpunkt. Die Möglichkeiten der Krebstherapie werden sich auf ihrer Basis nach Einschätzung der Experten deutlich verbessern.
Die neuartigen Formen der Immuntherapie bieten nach Auffassung der Onkologen vielversprechende Ansätze zur Behandlung zahlreicher Krebserkrankungen. „Die Immuntherapie wird die Landschaft der Krebstherapie völlig verändern“, so der Wiener Onkologe und lokale Organisator des kommenden Kongresses, Christoph Zielinski (Comprehensive Cancer Center MedUni Wien und AKH) in einer Pressemitteilung der MedUni Wien. Insgesamt werden rund 20.000 Spezialisten zu dem Kongress erwartet. Das absolute Hit-Thema sei nach der sogenannten zielgerichtete Therapie von onkologischen Erkrankungen die neue Immuntherapie.
Verbesserte Behandlungsmöglichkeiten in der Krebstherapie
Den Angaben der MedUni Wien zufolge hat die zielgerichtete Krebstherapie („targeted therapy“) auf der Basis der molekularbiologischen und genetischen Analyse von Tumoren die Behandlungsmöglichkeiten bei einigen bösartigen Erkrankungen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Doch sei der Effekt der Medikamente bisher beschränkt und zudem halte die Wirkung der Arzneimittel bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen nur relativ kurz an, weil sich Resistenzen bilden. „Wir haben in den vergangenen Jahren zu verstehen begonnen, wie wir bei manchen Krebserkrankungen mit Medikamenten eingreifen können, die ganz speziell auf von der Molekularbiologie identifizierten Zielen ansetzen“, erläutert Christoph Zielinski. Allerdings funktioniere dies nicht immer.
Immunantwort des Organismus zur Therapie genutzt
Seit den Jahren 2012 und 2013 haben die Onkologen weltweit laut Mitteilung der MedUni Wien eine neue Qualität in der medikamentösen Krebstherapie erreicht: „Die sogenannte Immuntherapie, bei der es offenbar erstmals gelingt, das körpereigene Immunsystem zur ausreichenden Erkennung der bösartigen Zellen zu verhelfen und die darauf erfolgende Immunantwort zu nutzen.“ Die Arzneimittel zielen derzeit meist als „monoklonale Antikörper gegen PD1-, PD-L1 und CTLA-4-Oberflächenmerkmale von Zellen, die im Umfeld des Tumors die Immunzellen vom Angriff auf die bösartigen Zellen abhalten“, berichtet die MedUni Wien weiter. Die neuen Immuntherapeutika verhindern durch das Besetzen von PD-1 oder PD-L1 das Abschaltsignal für die Attacke der Immunzellen. Zwei PD-1-Hemmstoffe seien zum Beispiel die Antikörper Nivolumab und Pembrolizumab, welche bei Patienten mit Melanomen bereits eingesetzt und derzeit in klinischen Studien zur Behandlung von Nieren- und Lungenkrebs getestet werden.
Erfolge in der Krebstherapie
Bereits mit den Medikamenten der „zielgerichteten Therapie“ seien bessere Behandlungsergebnisse als mit Chemotherapie erzielt worden und nun könnten mit den Immuntherapeutika zum Teil sogar noch deutlich bessere Ergebnisse erreicht werden. Wissenschaftler vom französischen Krebsforschungszentrum Gustave Roussy haben laut Angaben der MedUni im Januar 2015 eine Studie mit 418 Melanompatienten veröffentlicht bei der im Vergleich zu einer Behandlung mit dem Chemotherapeutikum Dacarbazine sich eine Steigerung der Ein-Jahres-Überlebensrate von 42,1 auf 72,9 Prozent bei Verwendung von Nivolumab erreicht wurde. Auch habe sich die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung von 2,2 auf 5,1 Monate erhöht und die Ansprechrate sei von 13,9 auf 40 Prozent gestiegen.
Massiver Anstieg der Krebserkrankungen
Bei dem Kongress in Wien werden darüber hinaus auch gesundheitspolitisch relevante Studien thematisiert, welche für Europa weiterhin große Unterschiede in der Qualität der Versorgung von Krebspatienten belegen. Dies treffe auf die Möglichkeiten zur Diagnose bösartiger Erkrankungen genauso zu, wie auf den Zugang zu den modernen Therapien. International werde in den kommenden Jahren durch das Wachstum der Weltbevölkerung und die demografische Entwicklung ein starkes Ansteigen der Zahl der Krebserkrankungen prognostiziert. Die Experten schätzen die Zahl der neuen Krebserkrankungen im Jahr 2030 weltweit auf 20,3 Millionen, im Vergleich zu 12,7 Millionen Fällen im Jahr 2008. Zudem werden für das Jahr 2030 rund 13 Millionen Krebstote vorhergesagt, bei 7,6 Millionen Todesopfern im Jahr 2008. (fp)
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