Spannungskopfschmerzen: Vorbeugen und richtig behandeln
Gesundheitsexperten zufolge leiden bis zu 30 Prozent der Bevölkerung unter gelegentlichen Spannungskopfschmerzen. Viele Betroffene greifen schnell zu Medikamenten, um die Beschwerden loszuwerden. Doch das müsste oft nicht sein. Diese Art der Kopfschmerzen lässt sich in vielen Fällen auch ohne Schmerzpillen behandeln.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer
Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) leiden etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung unter gelegentlichen Spannungskopfschmerzen. Frauen sind demnach etwas häufiger betroffen als Männer. Aus medizinischer Sicht sind diese Kopfschmerzen in den allermeisten Fällen nicht gefährlich. „Schmerzgeplagte wünschen sich verständlicherweise dennoch schnelle Hilfe. Der Griff zur Schmerztablette ist verführerisch, meist aber nicht nötig“, schreibt die Krankenkasse Barmer GEK in einem Newsletter. Häufig können auch altbewährte Hausmittel gegen Kopfschmerzen helfen.
Als sei der Kopf in einen Schraubstock eingespannt
In der Regel treten Spannungskopfschmerzen beidseitig auf. Wie die Krankenkasse DAK Gesundheit auf ihrer Webseite erklärt, strahlen die Schmerzen vom Nacken über den Kopf bis in die Stirn aus.
Sie fühlen sich meist drückend und ziehend an. Anders als bei Migräne verschlimmern sie sich aber nicht bei körperlichen Tätigkeiten.
Zudem treten auch keine Übelkeit, Erbrechen oder Sehstörungen auf.
Bei manchen Betroffenen ist die Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen erhöht. Viele Patienten beschreiben den Schmerz so, als sei der Kopf in einen Schraubstock eingespannt.
Genaue Ursachen noch nicht geklärt
Der DMKG zufolge können Experten über die möglichen Ursachen dieser Kopfschmerzart bislang nur Vermutungen anstellen: Stress, Angstgefühle oder Muskelverspannungen werden verdächtigt.
Bei über der Hälfte der Patienten ist die Muskulatur darüber hinaus besonders schmerzempfindlich – ein Zeichen dafür, dass die Schmerzverarbeitung im Gehirn und der Einfluss körpereigener schmerzhemmender Nervensignale beeinträchtigt ist.
Zudem weist die DAK Gesundheit darauf hin, dass auch eine falsche Haltung, nächtliches Zähneknirschen sowie fiebrige Infekte zu Spannungskopfschmerzen führen können.
Und bei chronischen Beschwerden gibt es Hinweise auf eine genetische Komponente.
Schmerztagebuch kann sinnvoll sein
Um den Spannungskopfschmerz von anderen Kopfschmerzarten abzugrenzen, ist die Anamnese von großer Bedeutung: In einem ausführlichen Gespräch mit dem Arzt gilt es, die Beschwerden möglichst genau zu beschreiben.
Hierbei helfen kann ein Kopfschmerztagebuch, in das eingetragen wird, unter welchen Umständen das Kopfweh jeweils auftritt und wie lange die Schmerzen anhalten.
Um andere Erkrankungen auszuschließen, sind manchmal auch bildgebende Verfahren nötig.
Bei Spannungskopfschmerzen wird zwischen zwei Formen unterschieden: Wenn die Beschwerden zwar mindestens zehnmal im Jahr auftreten, aber an weniger als 180 Tagen, liegt vermutlich ein episodischer Spannungskopfschmerz vor.
Leidet ein Patient jedoch über mehr als drei Monate lang an mindestens 15 Tagen im Monat, handelt es sich um chronische Spannungskopfschmerzen. Diese sollten unbedingt ärztlich behandelt werden.
Was bei chronischen Beschwerden helfen kann
Laut der DMKG stehen vor allem bei chronischen Spannungskopfschmerzen nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren im Vordergrund.
Die progressive Muskelentspannung, Entspannungstechniken, Biofeedback und andere psychologische Strategien helfen den Patienten dabei, sich gegen die inneren und äußeren Belastungsfaktoren zu „immunisieren“.
Zudem raten die Experten zu leichter sportlicher Betätigung.
Tipps gegen akute Schmerzattacken
Bei akuten Schmerzattacken haben sich laut Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer GEK folgende Tipps bewährt:
Ausreichend Wasser trinken. Denn häufig ist auch Wassermangel ein Kopfschmerzauslöser, da neben Muskeln und Organen vor allem das Gehirn nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird.
Ein paar Tropfen verdünntes Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfen reiben und warten, bis der Schmerz nachlässt. Den Angaben zufolge hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin diese Empfehlung in ihre Leitlinien aufgenommen, nachdem in Studien nachgewiesen werden konnte, dass 77 Prozent der Probanden nach der Anwendung auf eine Schmerztablette verzichten konnten.
Bewegung an der frischen Luft: Ein Spaziergang fördert die Durchblutung und sorgt dafür, dass der Kopf mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird.
Selbstmassage: Durch das Massieren der Schmerzpunkte wird der Druck reduziert. Diese Punkte sitzen an den Schläfen oder an der Stirn und lassen sich problemlos selbst massieren. Nach etwa einer halben Minute eine kurze Pause machen und anschließend beliebig oft wiederholen.
Ein warmes Bad oder eine heiße Dusche können Verkrampfungen lösen und so die Schmerzen lindern. Genauso wirksam kann aber auch ein Kältereiz sein, beispielsweise indem man einen kalten Waschlappen auf die Stirn legt.
Der Apothekerin zufolge ist bei sehr starken Kopfschmerzen ein gelegentlicher Griff zu einer Kopfschmerztablette okay.
„Allerdings sollten Schmerzmittel nicht häufiger als zehn Mal pro Monat eingenommen werden. Denn wenn Schmerzmittel zu häufig genommen werden, droht die Gefahr dass sie selbst Kopfschmerzen verursachen“, warnt die DMKG.
Durch moderates Ausdauertraining vorbeugen
Wie die DAK Gesundheit schreibt, ist eine gute Vorbeugemaßnahme gegen Spannungskopfschmerzen erwiesenermaßen ein regelmäßiges, moderates Ausdauertraining.
Das kann zum Beispiel langsames Joggen, aber auch Schwimmen, Radfahren oder Walking sein.
Weil auch eine schlechte Körperhaltung die Probleme verursachen kann, ist ein gezieltes Haltungs- und Muskelaufbautraining empfehlenswert.
Wenn seelische Belastungen die Ursache sind, kann eine Psychotherapie helfen.
Bei chronischen Spannungskopfschmerzen sind Entspannungsmaßnahmen wie die Progressive Muskelentspannung oder auch Yoga nicht nur zur Behandlung, sondern auch zur Vorbeugung nachweislich gut wirksam. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft: Spannungskopfschmerz, (Abruf: 08.07.2019), Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
- Krankenkasse DAK Gesundheit: Spannungskopfschmerzen: Wenn es im Kopf zieht, (Abruf: 08.07.2019), DAK Gesundheit
- Krankenkasse Barmer GEK: Spannungskopfschmerzen: Sanfte Tipps gegen starken Druck, (Abruf: 08.07.2019), Barmer GEK
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.