Schlechte Gesundheitsversorgung für 300 Millionen Senioren
Ein großer Teil der Senioren weltweit ist medizinisch nicht ausreichend versorgt. Über 300 Millionen Menschen über 65 Jahren haben keinen Zugang zu einer angemessenen Langzeitbetreuung und -pflege. Dies geht aus einer neuen Studie der Internationalen Arbeitsorganisation ILO hervor.
Deutschland und Japan als positive Ausnahmen
Die Gesundheitsversorgung für einen Großteil der über 65-Jährigen ist weltweit mangelhaft. In einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die kürzlich in Genf vorgestellt wurde, heißt es, dass mehr als 300 Millionen Menschen dieser Altersgruppe keinen Zugang zu einer angemessenen Langzeitbetreuung und -pflege (long term care, LTC) hätten. Die Autorin der Studie, Xenia Scheil-Adlung, beklagte laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP, dass weniger als ein Prozent der Wirtschaftsleistung weltweit für diesen Bereich aufgewandt werde.
Zwar werden vor allem Deutschland und Japan als positive Ausnahmen zitiert, doch nur 5,6 Prozent der Weltbevölkerung komme in diesen beiden Nationen in den Genuss einer umfassenden Langzeitbetreuung und -pflege. Im Gegensatz dazu sei dies beispielsweise in Afrika mit mehr als 90 Prozent der Menschen über 65 Jahre nicht der Fall.
Künftig drohen auch hier mehr Probleme
Zu erwähnen ist jedoch, dass Fachleute seit langem warnen, dass aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft auch in Deutschland Probleme bei der Versorgung von Senioren drohen. So mahnte die Deutsche Stiftung Patientenschutz vor kurzem, die Krankenhausstrukturreform sei nicht demografie-sicher und kritisierte dabei einen mangelnden Blick auf Senioren. In der Hauptstadt will man sich den Herausforderungen, die der demografische Wandel mit sich bringt, mit einem neuen Konzept stellen. Der Berliner Senat will Senioren besser versorgen und kündigte dafür vor wenigen Wochen an, mit „80plus“ Hilfssysteme besser zu vernetzen.
Schriftlich formulierte Benachteiligung von Senioren
Die Internationale Arbeitsorganisation bemängelte in ihrer Studie, „Diskriminierung und negative Einstellungen gegenüber älteren Menschen“ seien weit verbreitet. Die Benachteiligung werde bisweilen sogar schriftlich reguliert, zum Beispiel bei der Festlegung der Konditionen zum Abschluss von Versicherungsverträgen oder bei der Verweigerung bestimmter Leistungen. Die ILO plädierte dafür, die Versorgung von Senioren nicht weiter als zu kostspielig zu betrachten, sondern in neue Arbeitsplätze zu investieren. Weltweit würden in diesem Bereich 13,6 Millionen zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Die ILO thematisierte auch, dass die Versorgung zumeist weiblichen Angehörigen überlassen werde und sich das ändern sollte. Die DAK Gesundheit dürfte dies ähnlich sehen. Erst vor wenigen Tagen berichtete die Krankenkasse über ihren aktuellen Pflege-Report, der unter anderem zu dem Ergebnis kam, dass Pflege meist Frauensache und psychisch eine starke Belastung ist. (ad)
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