Tuberkulose-Ausbruch: Über 100 Schüler und Lehrer infiziert
In einer Gemeinde in Baden-Württemberg haben sich über 100 Schüler und Lehrer mit Tuberkulose (TBC) infiziert. Bislang ist die Krankheit, die früher auch als “Schwindsucht” bezeichnet wurde, bei vier Kindern ausgebrochen. Das örtliche Gesundheitsamt weist darauf hin, dass nicht jede Person, die sich angesteckt hat, auch erkrankt.
Zwei Kinder nach Diagnose isoliert
In der Gemeinde Bad Schönborn im Landkreis Karlsruhe (Baden-Württemberg) sind bislang vier Schüler an Tuberkulose (TBC) erkrankt. Laut einer Mitteilung des Landratsamtes Karlsruhe haben sich insgesamt bereits mehr als 100 Schüler und Lehrer von zwei Schulen infiziert. Zwei Kinder mit ansteckender Tuberkulose „sind sofort nach Diagnoseerstellung isoliert und behandelt worden. Seither besteht an beiden Schulen kein erhöhtes Ansteckungsrisiko“, schreibt die Behörde. Aber: „Die erkrankten werden erst wieder zum Schulbesuch zugelassen, wenn sicher keine Ansteckungsfähigkeit mehr besteht.“
Gesamtzahl der Infizierten beläuft sich auf 109 Personen
Laut dem Landratsamt führte das Gesundheitsamt – wie immer in solchen Situationen – sogenannte Umgebungsuntersuchungen durch.
Den Angaben zufolge ergaben diese Untersuchungen von Lehrern und Schülern der betroffenen Jahrgangsstufe eine hohe Zahl von Ansteckungen.
Die Umgebungsuntersuchung wurde daraufhin auf alle Schüler der Jahrgangsstufe 5-9, das Lehrerkollegium sowie die sonstigen Beschäftigten der Schule ausgeweitet.
Zudem wurden nochmals die Schüler und Lehrer der betroffenen Jahrgangsstufe einbezogen, weil bei deren erster Untersuchung seit dem letzten Kontakt mit dem ansteckungsfähigen Schüler noch nicht die erforderlichen acht Wochen verstrichen waren.
Durch die erweiterte Untersuchung konnten weitere Ansteckungen im schulischen Umfeld erkannt beziehungsweise ausgeschlossen werden.
„Die Gesamtzahl der infizierten Schüler und Lehrer an der Schule beläuft sich derzeit auf 109 Personen“, erklärt das Landratsamt (Stand: 31.07.2019).
Und: „An der Zahl der an Tuberkulose Erkrankten (derzeit insgesamt vier Personen) hat sich nichts geändert.“
Nicht jeder Angesteckte erkrankt
Das Amt weist darauf hin, dass nicht jeder der sich ansteckt automatisch auch krank wird.
Den Angaben zufolge erkranken nur etwa 15 Prozent der im Jugendalter Angesteckten im Laufe ihres Lebens, bei Erwachsenen ist dieser Anteil demnach noch geringer.
„Dieses Risiko kann nochmals gesenkt werden durch eine vorbeugende Behandlung mit ein oder zwei Medikamenten über drei bis neun Monate (je nach Einzelfall)“, erläutert das Landratsamt.
Weiter wichtig zu wissen: „Personen, die sich mit Tuberkulose angesteckt haben, aber nicht erkranken, haben dadurch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen. „Und sie sind für andere nicht ansteckend!“
Erst wenn sich eine sogenannte „aktive Tuberkulose“ entwickeln sollte, und diese so weit fortschreitet, dass die Bakterien Anschluss an die Luftwege bekommen, wird eine Person ihrerseits ansteckend.
Wer besonders gefährdet ist
Wie die Behörde weiter erklärt, ist der Übertragungsweg in aller Regel das Einatmen von Tuberkulosebakterien, die ein („offen“) Erkrankter zuvor ausgeatmet oder ausgehustet hat.
„Die Ansteckungswahrscheinlichkeit hängt dabei wesentlich von der Dauer und Intensität des Kontakts ab“, so die Experten.
„Körperlicher Kontakt als solcher, Berühren gemeinsam genutzter Gegenstände (z.B.Türklinken, Münzen, Touch-Screens), auch das Trinken aus demselben Glas gelten nicht als relevanter Ansteckungsweg“, heißt es in der Mitteilung weiter.
„Das Gleiche gilt für oberflächliche Begegnungen auf Fluren oder im Freien, so lange man nicht direkt angehustet oder angeniest wird.“
Dem Amt zufolge sind Menschen, die langdauernd und wiederkehrend dieselbe Raumluft wie der Erkrankte atmen, am gefährdetsten.
Laut Gesundheitsexperten sind Ausbrüche am ehesten bei immungeschwächten Menschen und Kleinkindern zu erwarten.
Eine behandelbare und heilbare Erkrankung
Tuberkulosebakterien befallen überwiegend die Lunge. Zu Beginn der Krankheit, die früher auch als “Schwindsucht” bezeichnet wurde, zeigen sich eher unspezifische Symptome wie Husten, Nachtschweiß und eine leicht erhöhte Temperatur.
Später nehmen die Beschwerden zu und es können unter anderem hohes Fieber, anhaltender Husten mit Auswurf und Atemnot auftreten.
Die Krankheit ist in der Regel gut mit Antibiotika behandelbar.
„Bei wirksamer medikamentöser Therapie, die mindestens ein halbes Jahr fortgeführt werden muss, besteht i.d.R bereits nach wenigen Wochen keine Ansteckungsfähigkeit mehr“, erklärt das Landratsamt.
„Das Gesundheitsamt erlaubt den Schulbesuch einer erkrankten Person erst wieder, wenn kein Ansteckungsrisiko mehr zu sehen ist.“ (ad)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kreisverwaltung Landratsamt Karlsruhe: Fälle von Tuberkulose an Schulen in Bad Schönborn, (Abruf: 03.08.2019), Landkreis Karlsruhe
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.