Lebensbedrohliche Folgen: Experten warnen vor hohem Blutdruck im Kindesalter
Untersuchungen haben gezeigt, dass immer mehr Kinder an Bluthochdruck leiden. Ursache dafür ist meist Übergewicht. Hoher Blutdruck im Kindesalter kann mit dramatischen Gesundheitsfolgen im späteren Leben einhergehen. Gesundheitsexperten raten daher, Hypertonie schon frühzeitig entgegenzuwirken.
Bluthochdruck (Hypertonie) trifft nicht nur Erwachsene, auch immer mehr Kinder leiden darunter. In den meisten Fällen ist Übergewicht die Ursache. Laut einer im „Journal of Health Monitoring“ veröffentlichten Studie hat jedes vierte Kind mit Fettleibigkeit zu hohe Blutdruckwerte, woraus sich später lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall entwickeln können. Daher rät die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention Eltern, Bluthochdruck frühzeitig entgegenzuwirken und mit der ganzen Familie einen gesunden Lebensstil zu pflegen.
Folgeschäden schon im Kindes- und Jugendalter
Wie die Hochdruckliga in einer Mitteilung schreibt, sind über 15 Prozent der Mädchen und Jungen im Alter von drei bis 17 übergewichtig, fast sechs Prozent fettleibig und rund sieben Prozent der übergewichtigen und 25 Prozent der fettleibigen Kinder haben einen zu hohen Blutdruck – Tendenz steigend. Die Folgen unkontrollierten Blutdrucks sind besonders in jungen Jahren gravierend. Erste Folgeschäden können sich bereits im Kindes- und Jugendalter zeigen, wie eine Verdickung des Herzmuskels und der Blutgefäßwände.
Übergewichtige haben ein doppelt so hohes Risiko für Bluthochdruck
Eine aktuelle spanische Studie, die im „European Journal of Preventive Cardiology“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass bei übergewichtigen oder fettleibigen vier- bis sechsjährigen Kindern schon ein um 2- bis 2,5-fach erhöhtes Risiko für Bluthochdruck vorliegt – mit dramatischen Gesundheitsfolgen im späteren Leben.
Laut der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien erleiden zwar jedes Jahr 300 Kinder in Deutschland einen Schlaganfall und davon trägt jedes zehnte schwere Folgeschäden davon. Allerdings sind diese kindlichen Schlaganfälle keine direkte Folge von Bluthochdruck und Übergewicht.
Diese Risikofaktoren fordern erst später ihren Tribut: Wie eine dänische Studie zeigte, erhöhen sie das Risiko deutlich, vor dem 55. Lebensjahr einen Schlaganfall zu erleiden. Ähnlich sieht es mit dem Herzinfarktrisiko aus. „Je länger ein Mensch erhöhten Blutdruckwerten ausgesetzt ist, desto höher ist das Risiko für solche kardiovaskulären Folgeerkrankungen“, so Prof. Dr. Bernhard K. Krämer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention. „Bluthochdruck muss daher von Anfang an konsequent behandelt werden, auch im Kindesalter.“
Bereits im Alter von drei Jahren Blutdruck messen
Die „European Society of Hypertension“ (ESH) empfiehlt deshalb, bei allen Kindern und Jugendlichen ab dem 3. Lebensjahr bei jedem Arztbesuch den Blutdruck zu messen, vor allem dann, wenn Risikofaktoren, wie chronische Erkrankungen, Frühgeburtlichkeit, Übergewicht und/oder Bewegungsmangel vorliegen.
Für Eltern, die den Blutdruck ihres Nachwuchses auch zu Hause messen wollen, hat die Hochdruckliga eine Empfehlung: „Lassen Sie es spielerisch angehen. Zeigen Sie Ihrem Kind wie man den Blutdruck misst. Lassen Sie sich Ihren Blutdruck von Ihrem Kind messen. Vielleicht kann Ihr Kind auch bei den Großeltern oder anderen Verwandten den Blutdruck messen“, schreiben die Experten auf ihrer Webseite.
„Sollte der Arzt bei einem Kind zu hohen Blutdruck feststellen, sollte nach Abklärung der Ursache umgehend gehandelt werden: Durch die Umstellung auf eine ausgewogene Ernährung, bei Übergewicht mit dem Ziel der Gewichtsreduktion, und passende Bewegungsangebote für das Kind, kann in der Regel eine Senkung oder sogar Normalisierung des Blutdrucks erreicht werden“, erklärte Prof. Dr. med. Elke Wühl, Sektion Pädiatrische Nephrologie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg.
Doch in einigen Fällen sei eine medikamentöse Therapie unumgänglich. Den Experten zufolge sind die meisten blutdrucksenkenden Arzneimittel gut verträglich und wirken bei Kindern und Jugendlichen so gut wie bei Erwachsenen. Wichtig ist die regelmäßige Einnahme des verordneten Präparats und die regelmäßige Blutdruckkontrolle, darauf sollten die Eltern bei ihrem Kind im Alltag genau achten.
Lebensstil der Eltern prägt den Nachwuchs
Grundsätzlich gilt: Eine gesunde und aktive Lebensweise der Eltern unterstützt und ist darüber hinaus beispielgebend für die Kinder. Eltern sollten daher also selbst aktiv gegen den Bluthochdruck werden, regelmäßige Bewegung in den Familienalltag einbauen, egal ob gemeinsame Radtouren, Wanderungen oder Ballsportarten.
Gemeinsam gesund zu kochen, bringt Kinder auf den Geschmack für eine gesunde, leichte Ernährung. „Ganz wichtig: Leben Sie dem Kind selbst einen gesunden Lebensstil vor – denn Kinder lassen sich nichts vormachen. Wer Wasser predigt, aber Wein trinkt, wird von Kindern und Jugendlichen nicht ernst genommen!“, so Prof. Dr. med. Elke Wühl. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Hochdruckliga: Mit Hochdruck in die Schule? DHL® warnt vor hohem Blutdruck im Kindesalter, (Abruf: 20.08.2019), Deutsche Hochdruckliga
- Robert Koch-Institut, Journal of Health Monitoring: Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends, (Abruf: 20.08.2019), Robert Koch-Institut, Journal of Health Monitoring
- European Journal of Preventive Cardiology: Association between general and central adiposity and development of hypertension in early childhood, (Abruf: 20.08.2019), European Journal of Preventive Cardiology
- Deutsche Hochdruckliga: Bluthochdruck (k)ein Thema bei Kindern und Jugendlichen, (Abruf: 20.08.2019), Deutsche Hochdruckliga
- JAMA Neurology: Association of Childhood Body Mass Index and Change in Body Mass Index With First Adult Ischemic Stroke, (Abruf: 20.08.2019), JAMA Neurology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.