Erstmals Metallteilchen aus Tätowiernadeln in der Haut nachgewiesen
Vor wenigen Jahren berichteten Wissenschaftler, dass sie Giftstoffe aus Tattoo-Farben in Lymphknoten nachgewiesen haben. Nun gibt es neue Erkenntnisse zu den möglichen Gesundheitsgefahren durch Tätowierungen. Laut einer aktuellen Studie können sich aus Tätowiernadeln Metallpartikel in der Haut und in den Lymphknoten ablagern.
Allergische Reaktionen gegenüber Tattoos und deren Inhaltsstoffen gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen von Tätowierungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gingen aufgrund von Forschungsergebnissen bisher davon aus, dass vor allem mit Schwermetallen verunreinigte Farbpigmente diese Allergien auslösen. Obwohl Tätowiernadeln Nickel und Chrom enthalten, wurde ihr Einfluss auf die Metallabscheidung in der Haut bislang noch nicht untersucht. Ein internationales Team unter Führung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat diese Forschungslücke nun geschlossen.
Von Tätowiernadeln kann ein gesundheitliches Risiko ausgehen
Wie das BfR in einer Mitteilung erklärt, bestehen Tätowiernadeln aus Stahl und enthalten daher auch Nickel (6-8 %) und Chrom (15-20 %). Das Forschungsteam hat jetzt nachgewiesen, dass Metallteilchen von der Nadel unter Gebrauch abgeschliffen werden und in die Haut übergehen können, wenn das Tätowiermittel das Weißpigment Titandioxid (TiO2) enthält. Den Angaben zufolge werden dabei Nickel und Chrom aus der Nadel mechanisch herausgelöst und gelangen in die Haut. Anschließend können diese Partikel dann auch in die Lymphknoten wandern.
Bislang war angenommen worden, dass hauptsächlich mit Nickel und Chrom verunreinigte Farbpigmente (Tätowiermittel) metallbezogene Tattooallergien verursachen. Mit dieser neuen Studie liefern die Forschenden nun den Nachweis, dass auch von Tätowiernadeln ein gesundheitliches Risiko ausgehen kann. Darüber hinaus steigt die Belastung des Körpers mit Nickel und Chrom. Die Ergebnisse der Studie im Fachmagazin „Particle and Fibre Toxicology“ veröffentlicht.
Forscher tätowierten Schweinehaut
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen analysierten die Forscherinnen und Forscher zunächst mit Hilfe der synchrotronbasierten Nanoröntgenfluoreszenz (XRF) Proben menschlicher Haut und Lymphknoten. Diese stammten von tätowierten Spendern ohne diesbezüglich bekannte gesundheitliche Auffälligkeiten. Die Ergebnisse dieser Proben wurden dann mit Daten aus der Haut und Lymphknoten eines tätowierten Patienten verglichen, bei dem eine Allergie auftrat.
Im zweiten Teil der Studie tätowierten die Wissenschaftler Schweinehaut einerseits mit schwarzer Tinte (auf Kohlenstoffbasis) und andererseits mit TiO2-Tinte, wobei letztere abschleifende (abrasierende) Eigenschaften aufweist. Beide Farben wurden vorher untersucht und festgestellt, dass sie keine Stahlpartikel enthielten.
Die Ergebnisse beider Analysen zeigen, dass bei der Verwendung von TiO2-haltiger Tinte nano- und mikrometergroße Metallteilchen von Tätowiernadeln abgetragen werden. Bei schwarzer Tinte war dieser Effekt wesentlich geringer. Den Angaben zufolge enthalten die Metallteilchen Nickel und Chrom, lagern sich dauerhaft in der tätowierten Haut ab und werden auch zum Teil in die Lymphknoten abtransportiert.
Schwermetalle gelangen in den Körper
In den analysierten Proben eines Patienten, der unter einer allergischen Reaktion litt, wiesen die Forschenden sowohl Farbpigmente (Eisenoxid) als auch abgeschürfte Stahlpartikel in der entzündeten Haut nach. Die Ergebnisse zeigen, dass durch Tätowiernadeln Nickel und andere Schwermetalle in den Körper gelangen und dort allergische Reaktionen auslösen können.
Zudem sind Nickel und Nickelverbindungen für den Menschen als krebserzeugend eingestuft, erklärt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf seiner Webseite. Laut dem BfR ist nun weitere Forschung notwendig, um die genaue Wirkung abgeschliffener Partikel von Tätowiernadeln bei metallbezogenen Tattoo-Hautallergien zu bewerten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Allergierisiko: Metallpartikel aus Tätowiernadeln in der Haut erstmals nachgewiesen, (Abruf: 28.08.2019), Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
- Particle and Fibre Toxicology: Distribution of nickel and chromium containing particles from tattoo needle wear in humans and its possible impact on allergic reactions, (Abruf: 28.08.2019), Particle and Fibre Toxicology
- Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Nickel, (Abruf: 28.08.2019), Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.