Reduziertes biologisches Alter durch Medikamente?
Forschende fanden jetzt heraus, dass es möglich sein könnte, die epigenetische Uhr des Körpers umzukehren. Diese Uhr misst dass biologische Alter von Menschen.
Bei der aktuellen Untersuchung der University of California, Los Angeles wurde festgestellt, dass möglicherweise die epigenetische Uhr des Körper umgekehrt werden kann. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature“ präsentiert.
Anzeichen für Verjüngung festgestellt
Für die kleine klinische Studie nahmen neun Teilnehmende ein Jahr lang drei gebräuchlichen Medikamente ein, dabei handelte es sich um ein Wachstumshormon und zwei Diabetes-Medikamente. Dies Kombination verringerte ihr biologisches Alter um durchschnittlich 2,5 Jahre, gemessen an den Markierungen des Genoms einer Person. Außerdem zeigte auch das Immunsystem der Teilnehmenden Anzeichen einer Verjüngung, berichten die Forschenden. Es wurde damit gerechnet, dass die epigenetische Uhr durch die Behandlung langsamer tickt, die festgestellte Umkehrung war allerdings überraschend, erklärt die Forschungsgruppe. Die Studie war jedoch sehr klein, deswegen müssen nun weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die Ergebnisse zu überprüfen.
Was ist die epigenetische Uhr?
Die epigenetische Uhr stützt sich auf das körpereigene Epigenom, welches chemische Modifikationen wie Methylgruppen umfasst, welche die DNA markieren. Das Muster dieser Markierungen ändert sich im Laufe des Lebens und zeigt das biologische Alter einer Person an, welches hinter dem chronologischen Alter zurückbleiben oder dieses überschreiten kann.
Welche Aufgaben hat die Thymusdrüse?
Die neueste Studie war hauptsächlich darauf ausgerichtet, zu untersuchen, ob Wachstumshormone beim Menschen sicher zur Wiederherstellung von Gewebe in der Thymusdrüse eingesetzt werden können. Diese Drüse befindet sich in der Brust zwischen Lunge und Brustbein und sie ist entscheidend für eine effiziente Immunfunktion. Weiße Blutkörperchen werden im Knochenmark produziert und reifen dann im Thymus, wo sie zu spezialisierten T-Zellen werden, die dem Körper bei der Bekämpfung von Infektionen und Krebs helfen. Aber die Drüse beginnt nach der Pubertät zu schrumpfen und wird zunehmend immer weiter mit Fett verstopft. Hinweise aus Tier- und einigen Humanstudien zeigen, dass Wachstumshormone die Regeneration der Thymusdrüse stimulieren. Diese Hormone können aber auch Diabetes fördern, so dass in der Studie zwei weit verbreitete Antidiabetika, Dehydroepiandrosteron und Metformin verwendet wurden.
Angesammeltes Fett wurde durch regeneriertes Thymusgewebe ersetzt
Bei der Studie wurden verschiedene Blutproben genommen. Diese Tests zeigten, dass die Blutzellenzahl bei allen Teilnehmenden verjüngt war. Die Forschenden verwendeten auch die sogenannte Magnetresonanztomographie, um die Zusammensetzung des Thymus zu Beginn und am Ende der Studie zu bestimmen. So fanden sie heraus, dass angesammeltes Fett durch regeneriertes Thymusgewebe ersetzt wurde. Es wurden dann vier verschiedene epigenetische Uhren eingesetzt, um das biologische Alter jedes Patienten zu bestimmen. Bei allen Tests konnte eine signifikante Umkehrung bei den Teilnehmenden festgestellt werden. Der Effekt blieb bei einigen sogar sechs Monate nach Beendigung der Anwendung bestehen, wie eine endgültige Blutprobe ergab.
Für welche Menschen wäre eine Regenerierung des Thymus vorteilhaft?
Die Forschenden testen Metformin bereits auf sein Potenzial zum Schutz gegen übliche altersbedingte Krankheiten wie Krebs und Herzerkrankungen. Die drei im Medikament eingesetzten kombinierten Wirkstoffe könnten durch einzigartige Mechanismen separat zur Beeinflussung der biologischen Alterung beitragen, erläutert die Forschungsgruppe. Die Regenerierung des Thymus kann vorteilhaft bei Menschen mit einem nicht wirklich aktiven Immunsystem sein, dazu gehören beispielsweise auch ältere Menschen. Lungenentzündung und andere Infektionskrankheiten sind eine Haupttodesursache bei Menschen im Alter über 70 Jahren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- First hint that body’s ‘biological age’ can be reversed, in Nature (Abfrage: 06.09.2019), Nature
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.