Schnelltest verhindert unnötige Antibiotika-Verordnungen
Wenn Ärzte einen Schnelltest nutzen, um festzustellen, ob Bakterien eine Erkrankung verursachen, werden Antibiotika deutlich seltener verschrieben. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung der AOK Sachsen-Anhalt. Der Test solle daher noch häufiger genutzt werden.
Zwar ist der Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung vieler Krankheiten klinisch notwendig, er wird aber oft auch kritisch gesehen. Schließlich haben solche Medikamente nicht selten schwere Nebenwirkungen. Zudem wird seit Jahren vor der Zunahme von Antibiotika-Resistenzen gewarnt. Ein neuer Test kann dazu beitragen, dass weniger Antibiotika verordnet werden.
Antibiotika sind bei von Viren verursachten Krankheiten unwirksam
Wie die AOK Sachsen-Anhalt in einer Mitteilung schreibt, sind Antibiotika bei bakteriellen, nicht aber bei von Viren verursachten Erkrankungen wirksam. Werden diese Medikamente zu häufig oder unnötig verschrieben, können Bakterien Resistenzen entwickeln – Antibiotika sind dann wirkungslos. Laut Schätzungen sterben schon jetzt weltweit rund 700.000 Menschen pro Jahr an Krankheiten, die bislang mit Antibiotika gut behandelbar waren.
Ein paar Tropen Blut reichen aus
Der sogenannte CRP-Schnelltest soll Ärzte bei ihrer Therapie-Entscheidung unterstützen und den Einsatz von Antibiotika reduzieren. Seit März 2018 übernimmt die AOK für ihre Versicherten die Kosten für den Test. Seitdem wurde der Schnelltest rund 30.000 Mal bei Versicherten der AOK Sachsen-Anhalt eingesetzt. Der Arzt erhält nur mit ein paar Tropen Blut in wenigen Minuten einen Hinweis, ob ein Infekt bakteriell verursacht sein könnte. Vor allem zur Erkältungswelle im vierten Quartal 2018 und 1. Quartal 2019 wurde rund 15.000 Mal davon Gebrauch gemacht.
Ärzte sollen öfter vom Schnelltest Gebrauch machen
Im Ergebnis haben die Mediziner bei über 40 Prozent der Getesteten, also in rund 12.000 Fällen, auf eine mögliche Antibiotika-Verordnung verzichtet. Nach Ansicht der Krankenkasse verdeutlichen die Zahlen den Nutzen des Schnelltests. „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“, so Kay Nitschke, Leiter ärztliche Versorgung bei der AOK Sachsen-Anhalt. „Er sollte deshalb noch häufiger eingesetzt werden. Denn 30.000 Schnelltests bei im gleichen Zeitraum über 500.000 Antibiotika-Verordnungen sind noch relativ wenig.“ Deshalb appelliert die AOK an alle Ärzte, noch häufiger vom CRP-Schnelltest Gebrauch zu machen.
Bei der Einnahme an ärztliche Vorgaben halten
Bislang konnten Haus- und Kinderärzte den Schnelltest auf Kosten der AOK abrechnen. Um die Verordnungszahlen weiter zu senken, können seit Januar 2019 auch die HNO-Ärzte in Sachsen-Anhalt den Schnelltest auf AOK-Kosten abrechnen. Angesichts der Ergebnisse appelliert die Krankenkasse, auch davon regen Gebrauch zu machen. Sind Antibiotika nötig, rät die AOK ihren Versicherten, sich bei der Einnahme immer an die ärztliche Vorgabe zu halten und eine Therapie auch nicht vorzeitig zu beenden, weil man sich bereits besser fühlt.
Schnellere Diagnostik rettet Leben
Ein weiterer Test könnte ebenfalls dazu beitragen, die Verbreitung von Resistenzen einzudämmen. Wie das Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) im letzten Jahr in einer Mitteilung erklärte, kann ein Schnelltest innerhalb von dreieinhalb Stunden Auskunft darüber geben, welches verfügbare Antibiotikum im konkreten Fall noch wirksam ist. Eine schnellere Diagnostik ermöglicht eine personalisierte Therapie und rettet Leben. Den Experten zufolge ist eine gezielte, sparsame und verantwortungsvolle Verwendung von (Breitspektrum- und Reserve-)Antibiotika Voraussetzung, um die Verbreitung von Resistenzen einzudämmen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.