Sucht-Therapien: Rückfälle sind normal
Süchte sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Es geht dabei nicht nur um illegale Drogen. Rund 1,3 Millionen Deutsche gelten beispielsweise als alkoholabhängig. Vielen kann mit einer Therapie geholfen werden. Bei der Behandlung hat sich einiges verändert. So sind Rückfälle heutzutage kein Grund mehr, die Therapie zu beenden.
Vieles kann abhängig machen
Nicht nur illegale Drogen wie Heroin oder Kokain können süchtig machen, sondern auch legale Substanzen wie Tabak oder Alkohol. So gelten laut Schätzungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 1,3 Millionen Deutsche als alkoholabhängig. Gesundheitsexperten zufolge reicht bei den meisten Menschen Willenskraft allein nicht zur Suchtbekämpfung. Es gibt aber viele Einrichtungen, in denen Betroffenen geholfen werden kann. Bei den Behandlungsmethoden hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert.
Rückfall gehört zur Sucht
So müssen beispielsweise heute Menschen bei einer Sucht-Behandlung nach einem Rückfall nicht mehr aus der Therapie geworfen werden. „Heute ist ein Rückfall ein Grund, sich intensiver um den Klienten zu kümmern“, erklärte Raphael Gaßmann von der Deutschen Hauptstelle Suchtfragen (DHS) in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa. Laut dem Experten gehöre ein Rückfall zu einer Sucht und passiere den meisten mehrfach. Die Betroffenen dürften nicht die Befürchtung haben, damit sei alles verloren. „Man muss sich sagen: Ich gehe es wieder neu an“, so Gaßmann. Heutzutage werden Klienten und Patienten bereits während der ersten Beratung oder Therapie auf das richtige Verhalten hingewiesen.
Kein Grund für einen Therapieabbruch
„Die Behandlungslandschaft hat begriffen, Patienten beim Rückfall nicht zu verstoßen“, erläuterte Gaßmann. „Vor 20 Jahren war ein Rückfall ein Grund, die Beratung oder die Therapie abzubrechen.“ Mittlerweile sei das kein Problem mehr: „Wenn man Raucher fragt: „Hast Du es beim ersten Mal geschafft“, lautet die Antwort in der Regel: „Beim zweiten oder dritten Mal.“ Das haben wir beim Alkohol auch“, erklärte Gaßmann. Allerdings sagten sich viele bei einem Rückfall, dass sie weitermachen können, wenn sie schon mal etwas getrunken haben. Das sollte aber nicht passieren. Es sei viel besser, schon nach der ersten Flasche den Berater anzurufen.
Betroffene erleben Rückfall als persönliches Versagen
„Aus medizinischer Sicht wäre es überhaupt kein Problem, wenn jemand nach fünf Jahren die erste Zigarette raucht oder die erste Flasche Schnaps trinkt und es dabei belässt. Das gelingt aber wenigen.“ Normalerweise werde weiter geraucht oder getrunken. „Der eine Schluck ist schon Auslöser weiterzumachen – psychologisch aus den unterschiedlichsten Gründen. Biochemisch wird durch den Suchtstoff an das sogenannte Suchtgedächtnis appelliert.“ Von den Betroffenen werde der Rückfall als persönliches Versagen erlebt. Sie sagen sich, dann kann ich auch einfach weitermachen. „Viele enden dann so, dass das frühere Suchtverhalten wieder verstärkt aufgenommen wird.“ Häufig passiere dies beim Übergang in die Rente. „Ein Rückfall ist aber kein Grund zu verzweifeln“, so Gaßmann. „Am besten ist es, sich schon an dem Tag, an dem es passiert, zu melden.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.