Was unsere Gehgeschwindigkeit über unsere Alterung aussagt
Wie schnell Menschen im Alter von 45 Jahren gehen, deutet laut einer aktuellen Studie darauf hin, wie hoch das Risiko für tödliche Krankheiten sowie für Demenz im weiteren Leben ist.
Bei der aktuellen Untersuchung der Duke University wurde jetzt festgestellt, dass unsere Gehgeschwindigkeit auf gesundheitliche Probleme im späteren Leben hinweisen kann. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht.
Altern langsam gehende Menschen schneller?
Im Alter von 45 Jahren war bei langsam gehenden Menschen festzustellen, dass sowohl Körper und Gehirn bereits stärker gealtert waren, als dies bei schneller gehenden Menschen der Fall war. Zusätzlich wiesen in der Regel auch Lunge, Zähne und das Immunsystem eine schlechtere Gesundheit auf. Die Ergebnisse der Studie könnten zu einem Screening-Programm für Alzheimer und andere lebensbedrohliche Erkrankungen führen. Anzeichen von Gesundheitsschäden können im mittleren Alter mit einem einfachen Test der Gehgeschwindigkeit festgestellt werden, berichten die Forschenden. Wenn Menschen im Alter von 45 Jahren langsamer gehen als der Durchschnitt, könnte bei ihnen eine beschleunigte Alterung vorliegen.
Untersuchung im Kindesalter kann spätere Gehgeschwindigkeit vorhersagen
Darüber hinaus zeigte das Forschungsteam, dass eine Messung der Gehirnfunktion im Kleinkind-Alter schon auf ein mögliches Risiko für gesundheitliche Probleme im späteren Leben hinweisen kann. Bereits im Alter von drei Jahren deuteten die Werte für IQ, Sprachverständnis, Frustrationstoleranz, Motorik und emotionale Kontrolle darauf hin, wie schnell diese Personen 42 Jahre später gehen werden.
Langzeitstudie überwachte Personen über 45 Jahre hinweg
Die neue Studie deckt den Zeitraum von der Vorschule bis zur Lebensmitte ab. So konnte festgestellt werden, dass langsames Gehen bereits Jahrzehnte vorm mittleren Lebensalter auf spezielle gesundheitliche Probleme hinweisen kann. Die Untersuchung basiert auf einer Langzeitstudie mit 904 Personen aus Neuseeland. Diese wurden ihr ganzes Leben bis zu einem Alter von 45 Jahren medizinisch überwacht. Die letzte Untersuchung umfasste zusätzlich eine Magnetresonanztomographie.
Warum deutet langsames Gehen auf gesundheitliche Probleme hin?
Das durchschnittliche Volumen der grauen und weißen Substanz, die kortikale Dicke und die Hirnoberfläche waren bei den langsam gehenden Menschen geringer. Diese Personen wiesen auch häufiger kleine Läsionen auf, welche mit einer Blutgefäßerkrankung verbunden waren. Zusammengefasst könnte man sagen, dass das Gehirn dieser Menschen etwas älter wirkte.
Langsam gehende Menschen sahen auch älter aus
Die Forschenden ließen zusätzlich acht nicht an der Studie teilnehmende Personen das Alter der Teilnehmenden anhand eines Fotos einschätzen. Dabei fiel auf, dass langsam gehende Menschen älter eingeschätzt wurden. Die Laufgeschwindigkeit wird seit langem als Maß für Gesundheit und Alterung bei geriatrischen Patienten verwendet. Bei der neuen Studie konnte nun beobachtet werden, dass langsames Gehen bereits im Alter von 45 Jahren auf ernsthafte Gesundheitsprobleme hinweisen kann. Einige der Unterschiede in Gesundheit und Kognition können mit Entscheidungen im Lebensstil zusammenhängen, welche die Menschen getroffen haben. Aber die Studie deutet auch darauf hin, dass es bereits im frühen Leben Anzeichen dafür gibt, welche Menschen im späteren Leben langsamer gehen werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Line Jee Hartmann Rasmussen, Avshalom Caspi, Antony Ambler, Jonathan M. Broadbent, Harvey J. Cohen et al.: Association of Neurocognitive and Physical Function With Gait Speed in Midlife, in JAMA Network Open (Abfrage: 12.10.2019), JAMA Network Open
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.