Wird es bald eine verbesserte Behandlung von chronischen Schmerzen geben?
Ein spezielles Protein spielt eine herausragende Rolle bei der langfristigen Schmerzzuständen und kann als vielversprechendes neues Ziel für die Behandlung chronischer Schmerzen dienen.
Bei der Untersuchung der Icahn School of Medicine at Mount Sinai wurde festgestellt, dass ein Protein mit der Bezeichnung RGS4 (Regulator of G protein signaling 4) eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von langfristigen Schmerzen spielt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“ veröffentlicht.
Zusätzliche Auswirkungen von chronischen Schmerzen
Die neue Entdeckung kann helfen, den Übergang von akuten Schmerzen in chronische Schmerzen zu verhindern. Bei chronischen Schmerzen drohen weitere Auswirkungen und Betroffene zeigen zusätzlich Symptomen, die von sensorischen Defiziten über über Motivationsverlust bis hin zu Depressionen reichen.
Verfügbare Medikamente haben begrenzte Wirksamkeit und Nebenwirkungen
Mit dem Übergang von akuten zu chronischen (pathologischen) Schmerzen gehen zahlreiche Anpassungen in Immun-, Glia- und Neuronenzellen einher. Viele dieser Zellen wurden noch nicht ausreichend untersucht, um sie vollständig zu verstehen. Infolgedessen zeigen die derzeit verfügbaren Medikamente gegen neuropathische oder chronisch entzündliche Schmerzen eine begrenzte Wirksamkeit und oft erhebliche Nebenwirkungen.
Risiken bei der Verwendung von Opioiden
Die häufig verabreichten Opioide bieten eine vorübergehende Linderung einiger Schmerzsymptome, bergen aber auch ernste Risiken wie beispielsweise Abhängigkeit, wenn sie im Rahmen einer Langzeitbehandlung von chronischen Schmerzen verwendet werden. Daher besteht ein dringender Bedarf an neuen Ansätzen zur Behandlung chronischer Schmerzen und an der Entwicklung von neuen Medikamenten.
Protein könnte die Aufrechterhaltung von Schmerzen stören
Die Forschungsarbeit zeigt, dass RGS4 zum Übergang von akuten und subakuten Schmerzen zu pathologischen Schmerzzuständen und zur Aufrechterhaltung von Schmerzen beiträgt. Da chronische Schmerzzustände zahlreiche neurochemische Prozesse beeinflussen, ist es hilfreich, ein multifunktionales Protein entdeckt zu haben, welches gezielt eingesetzt werden kann, um die Aufrechterhaltung von Schmerzen zu stören, berichten die Forschenden.
Erfolge bei Versuchen mit Mäusen erzielt
RGS4 spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von Schmerzzuständen, unabhängig davon, ob die Ursache der Schmerzen eine Nervenverletzung oder eine Entzündung ist. Mit Hilfe genetischer Mausmodelle zeigte das Team, dass die Prävention der RGS4-Aktivität die chronischen Schmerzzustände bei männlichen und weiblichen Mäusen lindert. Insbesondere verwendete die Forschungsgruppe genetisch veränderte Mäuse, um die Rolle von RGS4 bei der Induktion, Intensität und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzsymptome zu verstehen.
Was bewirkte die Inaktivierung von RGS4?
Die Forschenden fanden heraus, dass die genetische Inaktivierung von RGS4 zwar keine Auswirkungen auf akute Schmerzen oder die Induktion chronischer Schmerzen hat, aber die Erholung von Symptomen der sensorischen Überempfindlichkeit in präklinischen Modellen von peripheren Nervenverletzungen, chemotherapiebedingter Neuropathie und peripheren Entzündungen fördert. Mäuse ohne RGS4 entwickelten alle erwarteten Symptome einer Nervenverletzung, aber sie erholten sich wieder innerhalb von drei Wochen. Die Prävention von RGS4-Aktionen war auch mit einer Zunahme des motivationsbedingten Verhaltens verbunden.
Weitere Forschung ist nötig
Es wurde auch die Expression von RGS4 im ventral-posterioren lateralen Kern des Thalamus reduziert, einem Schmerzverarbeitungszentrum, welches Impulse vom Rückenmark erhält und diese Informationen an mehrere kortikale Bereiche weiterleitet. Letztendlich führte die Hemmung der RGS4-Aktionen in der Hirnregion zu einer Linderung der Schmerzempfindlichkeit. Das Labor untersucht weiter die Wirkung von RGS4 im Rückenmark und in stimmungsregulierenden Bereichen des Gehirns, um den Mechanismus besser zu verstehen, durch den dieses Protein sensorische und affektive Schmerzsymptome beeinflusst. Außerdem wird das therapeutische Potenzial von RGS4-Inhibitoren untersucht. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kleopatra Avrampou, Kerri D. Pryce, Aarthi Ramakrishnan, Farhana Sakloth, Sevasti Gaspari e. al.: RGS4 maintains chronic pain symptoms in rodent models, in Journal of Neuroscience (Abfrage: 13.10.2019), Journal of Neuroscience
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.