Erhöhte Lebensdauer durch REST-Protein?
Ein Protein könnte in Zukunft die Lebenserwartung von Menschen erhöhen und vor Erkrankungen wie Demenz schützen. Das Protein ist in der Lage den Alterungsprozess zu verlangsamen.
Bei der aktuellen Untersuchung der Harvard Medical School in Cambridge, Massachusetts wurde festgestellt, dass ein Protein mit der Bezeichnung REST den Alterungsprozess verlangsamt, indem es die Überaktivität von Neuronen im Gehirn unterdrückt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.
REST-Protein beeinflusst die neuronale Aktivität
Frühere Untersuchungen haben eine übermäßige Gehirnaktivität bereits mit Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsproblemen und verschiedenen Störungen einschließlich Demenz und Epilepsie in Verbindung gebracht. Eine Studie am Gehirn von Menschen, die im Alter von 60 bis über 100 Jahren verstorben waren, ergab beispielsweise, dass Menschen, welche jünger verstorben waren, ein geringeres Maß des Proteins REST aufwiesen. Experimente, die damals an Mäusen und Würmern durchgeführt wurden, zeigten, dass eine Blockade des Proteins zu einer höheren neuronalen Aktivität und früheren Todesfällen führte, aber eine Erhöhung der Aktivität des Proteins hatte den gegenteiligen Effekt.
Könnte REST zu einer Art Jungbrunnen für den Menschen werden?
Eine Medikament, welches auf REST abzielt, könnte in Zukunft das Geheimnis der Abwehr altersbedingter Krankheiten darstellen und zusätzlich eine Anti-Aging-Methode für den Menschen bereitstellen, so die Hoffnung des Forschungsteams. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass das Nervensystem eine Rolle beim Altern spielt, aber diese Mechanismen wurden bisher nicht gut verstanden.
Hirngewebe von verstorbenen Menschen wurde genau untersucht
Für die Studie wurde das gespendete Hirngewebe von Hunderten Menschen analysiert, die zwischen dem Alter von 60 und über 100 Jahren verstarben. Bei keinem dieser Teilnehmenden wurden altersbedingte Hirnerkrankungen wie Demenz diagnostiziert. Anschließend analysierten die Forschenden sogenannte Genexpressionsmuster, d.h. das Ausmaß, in dem verschiedene Gene ein- und ausgeschaltet waren. Die Teilnehmenden, welche am längsten gelebt hatten, wiesen weniger Genexpressionen auf, welche mit neuronaler Anregung und einer Überaktivität der Neuronen im Gehirn verbunden sind.
Versuche an Mäusen bestätigten den Effekt
Das Team beschloss Experimente an gentechnisch veränderten Mäusen durchzuführen und eine Analyse des Hirngewebes durchzuführen, um so festzustellen, ob der Mangel an neuronaler Anregung neben anderen Faktoren auftrat, welche die Lebensdauer direkt beeinflussten, oder ob die Anregung der Hauptfaktor war. Als REST in den Tieren blockiert wurde, traten ihre Neuronen in einen sogenannten Overdrive. Betroffene Tiere verstarben früher.
Hohe REST-Werte sind mit einem verlängerten Leben verbunden
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die hohen REST-Werte von sehr alten Tieren und die direkten Auswirkungen des Proteins auf die Langlebigkeit der Mäuse etwas Bemerkenswertes nahelegen: REST trägt dazu bei, dass wir ein längeres oder kürzeres Leben führen.
Wie kann die Lebenserwartung erhöht werden?
Die Entwicklung eines Medikaments, welches auf REST abzielt, könnte der Schlüssel zu einem längeren Leben von Menschen sein. Strategien, die das REST-Niveau anheben und die neuronale Aktivität reduzieren, könnten verwendet werden, um das Altern zu beeinflussen, erläutern die Forschenden. Ein faszinierender Aspekt der Ergebnisse sei es, dass etwas wie der Aktivitätszustand neuronaler Schaltkreise so weitreichende Folgen für Physiologie und Lebensdauer haben kann.
REST erhöht Langlebigkeit und verhindert neurologische Störungen
Neuronale Erregung scheint der Schlüssel zur Lebensdauer zu sein. REST könnte auch die Langlebigkeit erhöhen, indem es altersbedingte neurologische Störungen verhindert. REST und andere Moleküle, welche die neuronale Erregbarkeit kontrollieren, sind also mögliche Ziele für Interventionen zur Bekämpfung altersbedingten Abbaus und typischer Alterskrankheiten. Bei zukünftiger Forschung will das Team untersuchen, ob die neuronale Aktivität durch genetische und/oder ökologische Ursachen beeinflusst wird. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joseph M. Zullo, Derek Drake, Liviu Aron, Patrick O’Hern, Sameer C. Dhamne et al.: Regulation of lifespan by neural excitation and REST, in Nature (Abfrage: 17.10.2019), Nature
Wichtiger Hinweis:
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