Adipositas fälschlicherweise als selbstverschuldet wahrgenommen
Die Zahl der stark übergewichtigen Personen in Deutschland steigt immer weiter an. Adipositas ist ein Risikofaktor für zahlreiche weitere Folgeerkrankungen und somit steigen auch die mit Fettleibigkeit verbunden Gesundheitsausgaben. Aus einer Umfrage geht nun hervor, dass jede vierte Person der Meinung ist, Adipositas-Erkrankte müssten einen erhöhten Beitragssatz bei den Krankenkassen bezahlen, da die Krankheit selbstverschuldet sei – ein weit verbreitetes Vorurteil.
Eine gemeinsame Studie der SRH Hochschule für Gesundheit, des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum Adipositas-Erkrankungen und des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig untersuchte, inwieweit Menschen mit Adipositas im Gesundheitssystem diskriminiert werden. Dabei stellten die Forschenden fest, dass immer noch viele Vorurteile über die Erkrankung herrschen. Die Untersuchung wurde in dem Fachjournal „Obesity Facts“ veröffentlicht.
Stigmata: Die sind doch selbst schuld!
Wenn es nach der öffentlichen Meinung geht, sind viele Personen der Meinung, Menschen mit starkem Übergewicht seien immer selbst schuld an ihrer Situation. Ein gängiges Vorurteil ist, dass Übergewichtige den ganzen Tag nur herumsitzen und essen und dass es ein leichtes sei, an dieser Situation etwas zu ändern, indem man mehr Sport macht und weniger isst.
So leicht ist es leider nicht
Die aktuelle Studienlage zeigt deutlich, dass Adipositas eine wesentlich komplexere Erkrankung ist, als viele denken. In den meisten Fällen spielen Faktoren wie Genetik, Stress, körperliche oder psychische Erkrankungen und falsch erlernte Gewohnheiten eine Rolle bei Adipositas. Manche Einflüsse reichen bis in die frühe Kindheit zurück. Erst kürzlich zeigte eine weitere Studie, dass die Genetik ebenfalls ein größere Rolle spielt, als bislang gedacht.
Jeder Vierte forderte höhere Beiträge für Adipöse
Das Team um Professorin Dr. Claudia Luck-Sikorski führte eine Befragung von 179 Teilnehmenden durch, um die öffentliche Meinung zu Menschen mit Adipositas widerzuspiegeln. Dabei zeigte sich, dass ein Viertel der Befragten einen signifikant höheren Beitragssatz diese fordert. Diejenigen, die die größten Vorurteile gegenüber den Erkrankten hatten, forderten auch die höchsten Beitragssätze. Das Vorhandensein von Vorurteilen war am stärksten mit den erhöhten Beitragsforderungen assoziiert.
Hoher Aufklärungsbedarf
„Die Studienergebnisse verdeutlichen die Verbreitung negativer Vorurteile gegenüber Menschen mit Adipositas und in welchem Setting sich diese widerspiegeln“, resümieren die Forschenden in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. An dieser Stelle gebe es einen hohen Aufklärungsbedarf. Hier einige Artikel, die zeigen, dass bei Übergewicht viel mehr dahintersteckt, als nur die Lust am Essen:
- Übergewichts-Gene: Abnehmen wird erblich bedingt erschwert
- Deshalb funktioniert oftmals das Abnehmen nicht!
- Übergewicht bei Kindern durch lange Arbeitszeiten der Eltern
- Fruchtloses Abnehmen: Das sind die Top 10 Abnehmfehler bei Diäten
(vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bernard, M. / Riedel-Heller, S.G. / Luck-Sikorski C.: Weigh More, Pay More? Public Opinion on Varying Health Insurance Contributions among Divergent Weight Groups, Obesity Facts, 2019, karger.com
- SRH Hochschule für Gesundheit: Inwiefern werden Menschen mit Adipositas im Gesundheitssystem diskriminiert? (Abruf: 21.10.2019), gesundheitshochschule.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.