Auswirkungen des Marihuana-Konsums auf die Nachkommen
Marihuana-Konsum hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch auf deren Nachwuchs. Dies gilt laut einer aktuellen Studie selbst dann, wenn der Konsum der Eltern lediglich auf ihre Jugend begrenzt war.
Ein Forschungsteam der Social Development Research Group an der University of Washington hat in einer Langzeitstudie untersucht, wie sich der Marihuana-Konsum in verschiedenen Lebensphasen auf den Nachwuchs auswirkt. Ein wesentliches Fazit lautet, dass Marihuana-Konsum der Eltern „ein wichtiger Risikofaktor für Kinder ist“, so die Hauptautorin der Studie, Marina Epstein, in einer aktuellen Mitteilung der University of Washington. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Psychology of Addictive Behaviors“.
Langzeitstudie zum Marihuana-Konsum
Die aktuelle Untersuchung baut auf früheren Studien auf, für die ursprünglich in den 1980er Jahren Kinder der fünften Klasse an mehreren Grundschulen in Seattle rekrutiert und seither regelmäßig untersucht wurden. Im Jahr 2002, als die Teilnehmenden 27 Jahre alt waren, wurden diejenigen ausgewählt, die bis dato Eltern geworden waren. Ihre Kinder wurden für die neue Studie anschließend bis zum Alter von maximal 20 Jahren ebenfalls wiederholten Untersuchungen unterzogen.
Niedrigerer akademischer und ökonomischer Status
Bereits in den ersten Studien wurden die Teilnehmenden anhand ihres Marihuana-Konsums in vier Gruppen eingeteilt: „Nicht-Nutzer“, „auf die Jugend begrenzter Konsum“, „spät einsetzender Konsum“ (ab dem Alter von 20 Jahren) und „chronischer Konsum“ (über den gesamten Studienzeitraum). Es zeigte sich, dass auch Teilnehmende, die Marihuana nur in ihrer Jugend konsumierten, im Alter von 30 Jahren einen niedrigeren akademischen und ökonomischen Status hatten als Nicht-Nutzer.
Negative Auswirkungen des Marihuana-Konsums
Chronischer Konsum war in den ursprünglichen Untersuchungen „mit schlechterer psychischer Gesundheit, niedrigerem akademischem Abschluss, weniger finanzieller Stabilität und einer größeren Tendenz zu kriminellem und/oder riskantem Verhalten“ verbunden, berichten die Forschenden. In der aktuellen Studie wurde nun der Marihuana-Konsum der Eltern mit dem Marihuana- und Alkohol-Konsum der Kinder sowie deren Verhalten und Schulleistungen verglichen.
Auch vorübergehender Konsum mit weitreichenden Folgen
Wie zu erwarten, zeigte sich, dass Kinder von chronisch konsumierenden Eltern am ehesten selbst Alkohol und Marihuana konsumieren, mit entsprechenden Auswirkungen auf Verhalten und Schulnoten, berichten die Forschenden. Überraschend seien jedoch die Auswirkungen eines auf die Jugend begrenzten Konsums der Eltern gewesen: Im Vergleich zu den Kindern von Nicht-Nutzern konsumierten ihre Kinder ebenfalls deutlich häufiger Marihuana und Alkohol.
Wohlbefinden des Nachwuchses gefährdet?
„Die Verwendung von Marihuana in der Pubertät ist mit einer Vielzahl von Problemen in der Gegenwart und im späteren Erwachsenenalter verbunden“ und jetzt zeige sich, wie auch der Nachwuchs hiervon betroffen sein kann, resümiert die Studienleiterin. Weitere Studien seien nun erforderlich, um die Gründe für den Zusammenhang zwischen dem Konsum eines Elternteils während der Adoleszenz und dem Marihuana-Konsum des Nachwuchses zu entschlüsseln. Es zeige sich jedoch deutlich, wie der Konsum von Marihuana in der Vergangenheit oder Gegenwart eines Elternteils den Substanzgebrauch und das Wohlbefinden des Kindes beeinflussen kann.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Washington: Teen marijuana use may have next-generation effects (veröffentlicht 28.10.2019), washington.edu
- Epstein, M.; Bailey, J. A.; Furlong, M.; Steeger, C. M.; Hill, K. G.: An intergenerational investigation of the associations between parental marijuana use trajectories and child functioning; in: Psychology of Addictive Behaviors (veröffentlicht 09.08.2019), psycnet.apa.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.