Plötzlicher Herztod: Wer ist gefährdet? Wie kann man sich schützen?
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 65.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. Im Rahmen einer bundesweiten Aufklärungskampagne erklären Fachleute, welche Personengruppen besonders gefährdet sind und durch welche Maßnahmen man sich schützen kann.
Der plötzliche Herztod (auch Sekundenherztod oder Sekundentod) tritt – wie der Name schon sagt – schnell und meistens völlig unverhofft ein. Rund 65.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich daran. Laut dem Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e. V. (DZHK) entspricht das 20 Prozent aller durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten Todesfälle. „Eine Überlebenschance gibt es nur, wenn unverzüglich mit Gegenmaßnahmen begonnen wird. Denn mit jeder Minute, die das Herz stillsteht, sinkt die Überlebenschance der betroffenen Person um zehn Prozent“, schreibt das DZHK. Die Deutsche Herzstiftung erklärt im Rahmen einer bundesweiten Aufklärungskampagne, was im Ernstfall zu tun ist, wer besonders gefährdet ist und wie man sich schützen kann.
Sich vor einer Herzkranzgefäßerkrankung schützen
„Besonders gefährdet sind Menschen mit einer Herzkranzgefäßerkrankung, die vorher nicht bekannt sein musste“, warnt der Notfallmediziner und Herzspezialist Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, in einer Mitteilung. „Der plötzliche Herztod ist in aller Regel kein schicksalhaftes Ereignis, vor dem es kein Entkommen gibt, sondern Komplikation einer langjährigen Herzkranzgefäßerkrankung, auch koronare Herzkrankheit genannt“, so der Kardiologe. „Der beste Schutz vor dem plötzlichen Herztod ist daher der Schutz vor einer Herzkranzgefäßerkrankung.“
Plötzlicher Herztod wird überwiegend durch Kammerflimmern eingeleitet
Unmittelbar eingeleitet wird der plötzliche Herztod überwiegend durch die bösartigste Herzrhythmusstörung, dem Kammerflimmern. Diese führt innerhalb weniger Sekunden zum Kreislaufkollaps: Das Herz hört auf zu schlagen, der Blutdruck sinkt auf „Null“, erklärt die Herzstiftung. Nach vier Sekunden verspürt der Patient eine „Leere“ im Kopf. Und nach acht Sekunden bricht er bewusstlos zusammen. Nach etwa zwei bis drei Minuten hört er auf zu atmen. Nach rund zehn Minuten tritt der Tod ein.
Doch was können wir tun? „Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um die Patienten vor einem solchen Schicksal zu bewahren“, sagt Andresen. Aus diesem Grund hat die Herzstiftung die bundesweiten Herzwochen vom 1. bis zum 30. November 2019 unter das Motto „Bedrohliche Herzrhythmusstörungen: Wie schütze ich mich vor dem plötzlichen Herztod?“ gestellt. Die Aufklärungskampagne soll die Menschen darüber informieren, wie es zu den bedrohlichen Herzkrankheiten kommt, die den Herztod verursachen. Mit welchen Symptomen machen sie sich bemerkbar und wie kann man sich am effektivsten vor dem plötzlichen Herztod schützen?
Welche Menschen besonders gefährdet sind
Die Herzstiftung bietet einen Online-Risikotest an. Am häufigsten liegt dem Sekundentod eine koronare Herzkrankheit (KHK) zugrunde. Diese spielt für Patienten jenseits der 40 die größte Rolle. Den Angaben zufolge haben Autopsien bei plötzlich Verstorbenen eine Häufigkeit der KHK von bis zu 75 Prozent ergeben. Laut Schätzungen von Fachleuten haben rund sechs Millionen Menschen in Deutschland eine KHK, die wiederum durch Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin) verursacht ist. Weitere seltenere Ursachen für den plötzlichen Herztod sind Herzklappenerkrankungen, angeborene Herzfehler sowie ein hoher Blutdruck.
Auch jüngere Menschen betroffen
Auch wenn die KHK die bedeutendste Ursache für einen plötzlichen Herztod ist, so dürfen natürlich auch seltenere Erkrankungen nicht übersehen werden. So kann es auch bei jüngeren Patienten vor dem 40. Lebensjahr, wenn auch seltener, zum plötzlichen Herztod kommen. Die Ursachen sind Herzmuskelentzündungen, angeborene Herzfehler sowie genetisch bedingte elektrische Herzerkrankungen (Ionenkanalerkrankungen). Drogenkonsum (z. B. Kokain, Amphetamine) zählt ebenfalls zu den Ursachen für plötzlichen Herztod in diesem Lebensabschnitt. Tückisch bei den genannten Herzerkrankungen ist, dass sie oft lange ohne Beschwerden verlaufen können.
Erkrankungen des Herzens und Risikofaktoren früh erkennen und behandeln
Die beste Strategie gegen den plötzlichen Herztod lautet: Herzkrankheiten – allen voran die KHK und ihre Risikofaktoren – frühzeitig erkennen und behandeln. „Dazu raten wir Männern und Frauen ab 40 Jahren – bei familiärer Vorbelastung früher – zur Früherkennung durch regelmäßige Check-ups beim Hausarzt“, erläutert der Herzstiftungs-Vorsitzende. Bei festgestellter Herzerkrankung rät die Herzstiftung zu regelmäßigen Kontrollen beim Kardiologen oder Internisten. Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH) sollten ihr Herz unbedingt regelmäßig von einem EMAH-Spezialisten kontrollieren lassen.
„Wir müssen es schaffen, durch konsequente Aufklärung und nachhaltige präventive Maßnahmen die KHK zurückzudrängen und Patienten mit unerkannten Herzkrankheiten zu identifizieren“, so Andresen. „Wenn es uns eines Tages gelingen sollte, die Herzkranzgefäßerkrankung zu besiegen, würde auch der plötzliche Herztod seinen Schrecken verloren haben“, sagt der Berliner Herzspezialist. Doch: „Bis dahin ist es allerdings noch ein langer und steiniger Weg.“
Auf bestimmte Warnzeichen achten
Bei den folgenden Warnzeichen sollten Betroffene generell zum Kardiologen. Der Arzt kann untersuchen, ob eine Herzrhythmusstörung als Folge einer KHK oder einer anderen Herzerkrankung vorliegt, die behandlungsbedürftig ist:
- Brustschmerzen (Angina pectoris) und/oder Luftnot
- Herzrasen mit Einschränkung der Belastbarkeit
- Hartnäckiges Herzstolpern
- Kurze Bewusstlosigkeiten
- Schwindelanfälle, drohende Bewusstlosigkeiten
Bei typischen Herzinfarkt-Symptomen sollten Betroffene sofort den Notarzt (112) alarmieren. Dies sind insbesondere plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten anhalten und sich in Ruhe nicht bessern (häufig: kalter Schweiß, Blässe, Übelkeit, Atemnot, Unruhe und Angst). Die Schmerzen sind überwiegend im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein, bisweilen aber auch nur im Rücken zwischen den Schulterblättern oder im Oberbauch. Die Schmerzen können in den Arm, den Hals oder den Kiefer ausstrahlen.
Was bei einem Herzstillstand zu tun ist
Patientinnen und Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand haben nur eine Chance zu überleben: wenn Zeugen vor Ort sind, die das Geschehen beobachten, richtig einschätzen und nach Alarmierung der Notrufnummer (112) sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Die gute Nachricht: Entsprechend einer Untersuchung von Prof. Dr. med. Dietrich Andresen und Kollegen werden 60 bis 70 Prozent der Herzstillstände beobachtet, von den Zeugen als Notfall richtig erkannt und auch die Notrufnummer 112 alarmiert. Die schlechte Nachricht: Nicht einmal die Hälfte der Zeugen beginnt nach Absetzen des Notrufs mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Die Mehrheit bleibt untätig, vor allem weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Dabei gilt:
Ohne eine Erstversorgung durch einen anwesenden Beobachter hat ein Patient mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand kaum eine Chance erfolgreich wiederbelebt zu werden.
Eine Wiederbelebung durch Ersthelfer (medizinische Laien) zur Überbrückung der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsteams (erst nach acht bis neun Minuten) ist unabdingbar.
Jeder Erwachsene muss in der Lage sein, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen sowie die notwendigen Schritte zur Rettung der Person einzuleiten. Eine einmalige Unterweisung beispielsweise im Rahmen einer Führerscheinprüfung ist nicht ausreichend.
Die Deutsche Herzstiftung informiert auf ihrer Webseite leicht verständlich über die einzelnen Schritte einer Laienreanimation. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Plötzlich und unerwartet: Der Sekunden-Herztod – wer ist gefährdet, wie schützt man sich?, (Abruf: 29.10.2019), Deutsche Herzstiftung
- Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e. V. (DZHK): Plötzlicher Herztod (letzter Abruf 31.07.2024)), Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e. V. (DZHK)
- Deutsche Herzstiftung: Herzinfarkt-Risiko-Test, (Abruf: 29.10.2019), Deutsche Herzstiftung
- Resuscitation: Public access resuscitation program including defibrillator training for laypersons: a randomized trial to evaluate the impact of training course duration, (Abruf: 29.10.2019), Resuscitation
- Deutsche Herzstiftung: Richtiges Verhalten bei Herzinfarkt und Herzstillstand, (Abruf: 29.10.2019), Deutsche Herzstiftung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.