Infektionen in der Schwangerschaft und psychischen Störungen der Kinder
Während der Schwangerschaft wird das ungeborene Kind durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Stress der Mutter, ihre Ernährung und das mütterliche Immunsystem könne beispielsweise nachhaltige Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben. In einer aktuellen Studie wurde nun deutlich, wie durch Infektionen im Verlauf der Schwangerschaft, das Risiko psychischer Störungen bei den Kindern deutlich steigt.
„Die Gesundheit der Mutter ist sehr wichtig für die Gehirnentwicklung des Fötus während der Schwangerschaft“, berichtet die University of Copenhagen. Bereits in frühere Studien seien bei Menschen und auch bei Tieren schwere Infektionen während der Schwangerschaft als Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen wie Schizophrenie und Autismus-Spektrumstörungen im späteren Leben der Nachkommen identifiziert worden. Nun sei erstmals der Nachweis gelungen, wie Infektionen bei der Mutter dazu führen können, dass die Stamm- und Vorläuferzellen von neuronalen Zellen im Gehirn in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden.
Stammzellen, Vorläuferzellen und neuronale Zellen betroffen
Die Forschenden untersuchten die Entwicklung von Neuronen bei Mäusen und deren Veränderungen durch eine Infektion der Mutter während der Schwangerschaft. Sie fanden Auswirkungen, „die sich von Stammzellen und Vorläuferzellen bis hin zu neuronalen Zellen erstreckte und zu tiefgreifenden Störungen der Gehirnentwicklung führten“, berichtet die University of Copenhagen. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Molecular Medicine“ https://www.nature.com/articles/s41380-019-0539-5
Hinweise auf psychische Störungen
Infektionen während der Schwangerschaft beeinflussen die Gehirnentwicklung und können laut Aussage der Forschenden auch zu kognitiven Beeinträchtigungen führen. So habe sich bei den Mäusen gezeigt, dass nach einer Infektion in der Schwangerschaft die neugeborenen Tiere vermehrt Symptome zeigten, die denen von menschlichen psychischen Störungen ähnelten, einschließlich einer verminderten Präpulsinhibition, veränderter sozialer Interaktionen und kognitiven Beeinträchtigungen.
Unterschiede je nach Zeitpunkt der Infektion
Die Forschenden konnten in ihrer Studie außerdem nachweisen, dass die Infektionen zu verschiedenen Zeitpunkten während der Schwangerschaft unterschiedliche Auswirkungen haben. „Abhängig vom Zeitpunkt der Infektion waren verschiedene Vorläuferzellen und damit verschiedene Neuronen betroffen“, berichtet das Forschungsteam. Dies bedeute, dass der Zeitpunkt der Infektion sehr wichtig ist und zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann, je nachdem, welches Stadium der Gehirnentwicklung betroffen ist.
Neuronale Entwicklung wird beeinflusst
Die Studie zeigt erstmals, wie Infektionen während der Schwangerschaft die Gehirnentwicklung beeinflussen und zu kognitiven Beeinträchtigungen führen können. „Da viele Faktoren hypothetisch eine Rolle spielen, ist es wichtig, dass wir die Schritte der neuronalen Entwicklung aufzeigen, die tatsächlich betroffen sind”, betont Professor Konstantin Chodosewitsch von der University of Copenhagen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Copenhagen: How are psychiatric disorders linked to infections during pregnancy? (veröffentlicht 30.10.2019), healthsciences.ku.dk
- Navneet A. Vasistha, Maria Pardo-Navarro, Janina Gasthaus, Dilys Weijers, Michaela K. Müller, Diego García-González, Susmita Malwade, Irina Korshunova, Ulrich Pfisterer, Jakob von Engelhardt, Karin S. Hougaard, Konstantin Khodosevich: Maternal inflammation has a profound effect on cortical interneuron development in a stage and subtype-specific manner; in: Molecular Psychiatry (veröffentlicht 08.10.2019), nature.com
Wichtiger Hinweis:
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