Menschen mit Allergien sind stressanfälliger und neigen zur Unterdrückung von Emotionen
Immer mehr Menschen weltweit leiden an einer Allergie. Bei Betroffenen können sich unterschiedliche Beschwerden und an verschiedenen Organen einstellen. Doch nicht nur das: Allergiker sind auch anfälliger für Stress. Und sie neigen zur Unterdrückung von Emotionen. Das hat ein Forschungsteam aus Österreich nun herausgefunden.
Laut Fachleuten ist die Zahl der Menschen mit Allergien in den letzten Jahren vor allem in westlichen Industriestaaten stark angewachsen. Laut dem European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF) geht das Robert-Koch-Institut (RKI) davon aus, dass bei jedem vierten Kind oder Erwachsenen mindestens einmal im Leben eine Allergie diagnostiziert wird. Zu den häufigsten Allergien zählen allergischer Schnupfen (Heuschnupfen), Asthma, Neurodermitis sowie Kontaktallergien. Bei Betroffenen können sich nicht nur die verschiedensten körperlichen Symptome einstellen. Allergiker sind auch stressanfälliger und sie unterdrücken eher ihre Emotionen. Das haben Forschende um Lisa-Maria Glenk vom interuniversitären Messerli Forschungsinstitut – einer gemeinsamen Einrichtung der Vetmeduni Vienna, der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien nun herausgefunden.
Unterscheiden sich Allergiker und Gesunde hinsichtlich ihrer Reaktion auf Stress?
Wie die Veterinärmedizinische Universität Wien in einer Mitteilung schreibt, sind Allergien weltweit auf dem Vormarsch, vor allem aber in hochentwickelten Ländern mit einem hohen Hygienestandard. Rund jeder Vierte leidet an Asthma, Heuschnupfen & Co., wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Stress kann das Immunsystem aktivieren oder hemmen, seine vielfältige Wirkung in Zusammenhang mit Allergien ist jedoch noch nicht vollständig aufgeklärt. Bereits frühere Untersuchungen zeigten, dass Allergiker ängstlicher und stressanfälliger sind als Menschen ohne Allergie.
Ein Forschungsteam um Lisa Maria Glenk vom Messerli Forschungsinstitut in Wien wollte nun wissen, ob sich Gesunde und Allergiker hinsichtlich ihrer Reaktion auf akuten Stress und ihrem Umgang mit Emotionen unterscheiden. Für die im Fachmagazin „Stress“ veröffentlichte Studie, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gesunde Menschen und allergische Personen in einem Stresstest. Den Teilnehmenden wurden vor und nach der Stressprovokation ein Fragebogen zu ihrem Umgang mit Emotionen sowie ihrem aktuellen Befinden vorgelegt. Zudem bestimmten die Forschenden die Konzentrationen der Hormone Kortisol und Oxytocin.
Stärkerer Anstieg des Stresshormons Kortisol
Es zeigte sich, dass sich sowohl Allergiker als auch Gesunde nach dem Stresstest ängstlicher und gestresster fühlten. Allerdings verzeichneten Menschen mit einer Allergie einen stärkeren Anstieg des Stresshormons Kortisol und brauchten zudem länger, um sich wieder davon zu erholen. In der Ausschüttung von Oxytocin, welches auch als Kuschel- oder Bindungshormon bekannt ist, unterschieden sich die allergischen ebenfalls von den gesunden Probanden. Allergiker hatten zwar höhere Ausgangwerte im Blut, ihr Oxytocinspiegel sank aber infolge der Stresserfahrung. Bei den gesunden Studienteilnehmern verhielt es sich umgekehrt.
Interessanterweise unterdrückten Allergiker eher als Gesunde ihre Emotionen. Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim sagte dazu: „Wir sehen immer wieder, dass Allergiepatienten die Schwere ihrer chronischen Symptome negieren.“ Jene allergischen Menschen, die zu einer emotionalen Neubewertung der Situation fähig waren, erholten sich deutlich schneller vom Stress. Co-Autor Oswald D. Kothgassner von der Medizinischen Universität Wien ergänzte: „Durch diese Ergebnisse kann angenommen werden, dass Mechanismen der Stressregulation eine entscheidende Rolle für das häufig gemeinsame Auftreten von Allergien und Depressionen spielen“. Die aktuelle Studie legt somit nahe, dass Personen mit einer Allergie und Gesunde einen unterschiedlichen Umgang mit Emotionen pflegen, was wiederum ihre Stresstoleranz beeinflusst. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Veterinärmedizinische Universität Wien: Allergiker sind stressanfälliger und neigen zur Unterdrückung von Emotionen, (Abruf: 31.10.2019)
- Taylor & Francis Group: Veröffentlichung im Fachmagazin "Stress": Salivary cortisol responses to acute stress vary between allergic and healthy individuals: the role of plasma oxytocin, emotion regulation strategies, reported stress and anxiety, (Abruf: 31.10.2019), Stress
- European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF): Fact Sheet Allergien, (Abruf: 31.10.2019), European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF)
Wichtiger Hinweis:
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