Studie: Positive und negative Auswirkungen von Multitasking
Multitasking wird von vielen Menschen schnell mit Stress in Verbindung gebracht. Doch das Ausführen mehrerer Aufgaben zur selben Zeit kann sich bei Jugendlichen nicht nur negativ, sondern auch positiv auswirken. Das zeigt eine neue Studie aus den USA.
Verschiedene frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Multitasking erhöhten Stress im Gehirn verursacht und Menschen krank macht. In einer neuen Studie von Forschenden der Ohio State University hat sich nun aber gezeigt, dass Multitasking nicht nur negative, sondern – zumindest bei Jugendlichen – auch positive Auswirkungen haben kann.
Gemischte Gefühle
Einer Mitteilung der Ohio State University zufolge zeigte die Untersuchung, dass sich Jugendliche durch Multitasking sowohl positiver als auch negativer in Bezug auf die Hauptaktivität fühlen, die sie zu erfüllen versuchen. Die Studie, in der das tatsächliche Multitasking-Verhalten von Teenagern über zwei Wochen untersucht wurde, ergab aber auch, dass nur die positiven Emotionen einen Einfluss darauf hatten, ob Jugendliche später Aufgaben kombinierten.
Ein Beispiel aus der Studie: Jugendliche, die etwas, was sie zu tun hatten (wie Hausaufgaben), mit Mediennutzung (wie SMS mit Freunden) kombinierten, sagten, dass die Hausaufgaben lohnender, anregender oder angenehmer waren. Sie berichteten jedoch auch, dass sie in Bezug auf die Hausaufgaben negative Gefühle verspürten und sie die Aufgaben beispielsweise schwieriger oder ermüdender fanden, wenn sie gleichzeitig Medien nutzten.
Zheng Wang, Co-Autorin der Studie und Professorin für Kommunikation an der Ohio State University, findet es nicht besonders überraschend, dass Medien-Multitasking sowohl positive als auch negative Emotionen hervorruft. „Die Menschen erleben bei vielen Dingen im Leben gemischte Gefühle“, sagte sie. „Eine SMS mit Freunden während der Hausaufgaben macht die Hausaufgaben vielleicht lohnender, aber sie kann auch den Stress eines jungen Menschen erhöhen, die Arbeit zu erledigen.“
Die Studie ergab, dass je mehr positive Emotionen die Teilnehmenden während des Multitaskings verspürten, desto unwahrscheinlicher war es, dass sie während nachfolgender Aktivitäten Multitasking durchführten. Negative Emotionen wirkten sich jedoch nicht auf spätere Aktionen aus. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Human Communication Research“ veröffentlicht.
Viele Jugendliche führen mehrere Tätigkeiten gleichzeitig aus
An der Studie nahmen 71 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren teil, die im Mittleren Westen der USA lebten. Alle Teilnehmenden berichteten 14 Tage lang dreimal täglich auf einem digitalen Tablet-Gerät über ihre Aktivitäten, sowohl medienbezogen als auch nicht medienbezogen. Sie gaben dabei an, welche Hauptaktivität sie gerade machten (beispielsweise Hausaufgaben oder Hausarbeiten) und ob sie gleichzeitig Medien-Multitasking (z. B. SMS oder Videospiele) betrieben. Für jede Hauptaktivität bewerteten sie, inwieweit sie sieben emotionale Reaktionen verspürten (drei positive und vier negative).
Die Ergebnisse zeigten, dass die Teenager in der Studie etwa 40 Prozent der Zeit, in der sie andere Aktivitäten ausübten, Medien-Multitasking durchführten. Sowohl positive als auch negative Emotionen nahmen bei den Teilnehmenden, die angaben, Multitasking zu betreiben, anfangs zu, sagt Wang. Aber je länger sie an einer Hauptaufgabe arbeiteten und Multitasking betrieben, desto weniger spürten sie diese negativen und positiven Emotionen.
„Nach einer gewissen Zeit kann es zu viel mentale Energie erfordern, um emotionale Informationen zu verarbeiten, während versucht wird, eine Aufgabe zu erledigen, sodass die emotionale Auswirkung von Multitasking verringert wird“, sagte Wang.
Multitasking reduzieren
Seit Untersuchungen ergeben haben, dass Multitasking die Leistung beeinträchtigen kann, stellt sich die Frage, warum Jugendliche (und andere) dies betreiben. Die Tatsache, dass die positiven Emotionen, die die Jugendlichen während des Multitaskings in Bezug auf die Hauptaufgabe verspürten, mit weniger nachfolgendem Multitasking in Verbindung gebracht wurden – negative Emotionen jedoch nicht -, sei laut Wang faszinierend.
„Das bedeutet, dass Heranwachsende wahrscheinlich nicht versuchen, mit Multitasking ihre negativen Gefühle gegenüber der Hauptaufgabe zu bewältigen. Sie versuchten wirklich, die Hauptaufgabe, wie Hausaufgaben oder Hausarbeiten, ein wenig lohnender zu gestalten“, sagte die Wissenschaftlerin.
„Es deutet darauf hin, dass Jugendliche mit geringerer Wahrscheinlichkeit Multitasking betreiben, wenn sie bereits feststellen, dass sich ihre Aufgaben lohnen. Die Bemühungen der Lehrkräfte, die Vorlesungen interaktiver zu gestalten, und die Versuche der Eltern, Kinder an Aktivitäten zu beteiligen, die Möglichkeiten zum Spielen, Erkunden und Lernen bieten, sollten dazu beitragen, Multitasking zu reduzieren.“
Allerdings ist es besorgniserregend, dass die zunehmenden negativen Gefühle, die Jugendliche beim Multitasking hatten, den Einsatz nicht beeinträchtigten. Die negativen Emotionen sollten ihnen signalisieren, dass Multitasking nicht gut funktioniert und dass sie sich mehr auf die Hauptaufgabe konzentrieren sollten, um sie zu erledigen, sagte Wang. „Wir müssen mehr darüber herausfinden, warum die negativen Emotionen Multitasking nicht mindert“, resümiert die Expertin. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ohio State University: For teens, multitasking makes them feel better – and worse, (Abruf: 04.11.2019), Ohio State University
- Human Communication Research: Multitasking and Dual Motivational Systems: A Dynamic Longitudinal Study, (Abruf: 04.11.2019), Human Communication Research
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.