Immer mehr Menschen setzen auf die Steinzeitdiät
Die Paleo-Doät liegt im Trend und wird nach dem großen Erfolg in den USA auch hierzulande immer beliebter. Ernährt wird sich dabei vor allem von tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Eiern und Fisch – Getreide, Milchprodukte und Zucker sind hingegen tabu. Doch auch Veganer können durch die so genannte „Steinzeitdiät“ erfolgreich einige Pfunde verlieren. Im Gespräch mit dem Frauenmagazin „Woman“ erklären die Autoren Ellen Jaffee Jones und Alan Roettinger, wie das funktioniert.
Orientierung an der Ernährung der Steinzeitmenschen
Obst, Gemüse, Eier und vor allem jede Menge Fleisch: Das sind die Grundlagen der so genannten „Paleo-Diät“, die hierzulande immer mehr Anhänger findet. Dabei hat der Begriff „paleo“ bzw. „paläo“ gar nichts mit Fleisch zu tun, sondern bedeutet stattdessen aus dem Griechischen übersetzt „alt“. Denn es handelt sich um eine Ernährungsform, die sich an der vermuteten Ernährung unserer Vorfahren in der Altsteinzeit orientiert. Dementsprechend bestehen die täglichen Mahlzeiten im Wesentlichen aus Fleisch, Fisch und Gemüse, erlaubt sind zudem Beeren und Nüsse. Da Ackerbau zu der Zeit noch nicht existierte, fallen viele andere gewohnte Lebensmittel wie Reis, Mais Roggen oder Gerste, aber auch daraus hergestellte Nudeln, Mehl und Müsli hingegen weg. Zudem werden Kartoffeln, Milch und Milchprodukte sowie Hülsenfrüchte vermieden.
Qualität der Produkte steht im Vordergrund
Ebenso wird generell auf verarbeitete Produkte wie Zucker verzichtet. Stattdessen kommen nur Nahrungsmittel aus biologischem, unbehandeltem Anbau auf den Tisch, um nicht nur eine Gewichtsabnahme zu erzielen, sondern auch die Herzgesundheit und sportliche Leistungsfähigkeit zu stärken und das Hautbild zu verbessern. Das viele Eiweiß soll dabei, ähnlich wie bei der Atkins-Diät, für eine gute Sättigung sorgen. Doch im Unterschied zu dieser wird bei der Steinzeit-Ernährung vor allem auf Qualität geachtet – dementsprechend stammen Obst und Gemüse vorrangig aus biologischem Anbau oder von regionalen Anbietern auf dem Wochenmarkt.
Tierisches Eiweiß bildet also den zentralen Bestandteil bei der steinzeitlichen Ernährungsweise. „Doch ist die Diät auch für mich als Veganer möglich?“ Eine naheliegende Frage, denn immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch und tierische Produkte wie Eier und Honig. Laut den Autoren Ellen Jaffee Jones und Alan Roettinger ist das jedoch kein Problem. Sie sind überzeugt, dass sich die Paleo-Ernährung durchaus mit Veganismus vereinbaren lässt und haben ihre Erkenntnisse und Erfahrungen in ihrem Kochbuch “Paläo Vegan” zusammen getragen (riva Verlag, 14,99€).
Bezeichnung „eiweißreiche Kost“ führt oft zu Missverständnissen
„Oft wird die Paleo-Diät missverstanden. Die Menschen gehen davon aus, dass man sich hier nur von Fleisch ernähren sollte. Dies ist aber nicht richtig”, erklärt die Reporterin und Buchautorin Ellen Jaffe Jones im Gespräch mit der „Woman“. Die Fehlinterpretation entstehe meist dann, wenn im Zusammenhang mit der Diät von „eiweißreicher Kost“ gesprochen wird. Denn auch in Pflanzen seien jede Menge Eiweiße vorhanden. „Die Pflanzenwelt besteht aus so vielen bunten Farben, während die Tierwelt häufig nur braun ist… und genauso sieht es mit der Ernährung aus“, ergänzt die Expertin, die sich selbst seit 1986 vegan ernährt. Daher sei die Paleo-Diät keineswegs nur für Fleischesser geeignet. Stattdessen habe „man auch als Veganer eine großartige Auswahl an Lebensmittel, die eben NICHT tierisch sind.“
Sekundäre Pflanzenstoffe wirken gesundheitsfördernd
Und tatsächlich bieten sich für die vegane Version der Steinzeiternährung vielfältige Lebensmittel wie z.B. Gemüse, Obst, Pilze, Wildkräuter, Nüsse und Samen an. Wer dabei immer etwa zwei Drittel des Tellers mit buntem Gemüse fülle, sorge für viele sekundäre Pflanzenstoffe, so die Autoren weiter. Diese gelten als „Geheimwaffe“ für die Gesundheit, indem sie unter anderem das Risiko für bestimmte Krebs- und Herz-Kreislauf-Krankheiten senken, gegen Bluthochdruck wirken und das Immunsystem stärken können. Wichtig sei es zudem, als Paleo-Veganer die richtigen Fette zu nutzen. Daher sollten den Experten nach statt Sonnenblumen oder Maisöl besser Omega-6- und Omega-3-Fette verwendet werden, wie sie z.B. in Oliven- und Rapsöl oder Walnüssen enthalten sind. „Mein Lieblingsgericht ist zum Beispiel Rucola-Salat mit Grapefruit und Haselnüssen”, verrät Autor Alan Roettinger.
Guter Ernährungsplan schützt vor Nährstoffmangel
Trotz der positiven Aspekte wird die besondere Ernährungsform von Experten immer wieder auch kritisch betrachtet. Denn durch den Verzicht auf Getreideprodukte würden wichtige Mineral- und Ballaststoffe fehlen, zudem müsse der Körper wertvolles Kalzium statt aus Milchprodukten aus anderen Quellen beziehen, so der „aid infodienst“ in einer Mitteilung. Hinzu käme, dass nicht eindeutig zu klären sei, wie die Ernährung der Steinzeitmenschen tatsächlich aussah. Daher gelte generell: „Je stärker die Lebensmittelpalette eingeschränkt wird, desto schwieriger wird es, dem Körper alle Nährstoffe in ausreichender Menge zu bieten“, warnt der aid. Wer die Paleo-Kost ausprobieren wolle, sollte daher unbedingt einen guten Ernährungsplan aufstellen, um eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen sicher zu stellen. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.