Hoher Salzkonsum kann schlechte Wundheilung begünstigen
Wer gerne salzig isst, schadet damit unter Umständen seiner Gesundheit. Denn ein hoher Salzkonsum kann laut einer Gruppe von Berliner Forschern die körpereigene Abwehr negativ beeinflussen und dadurch z.B. zu einer verlangsamten Wundheilung führen. Demnach würde zu viel Salz in der Nahrung eine bestimmte Gruppe von Fresszellen des Immunsystems schwächen, so die Wissenschaftler im „Journal of Clinical Investigation“ (JCI).
Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Salz ist ein lebenswichtiger Mineralstoff für den Körper. Doch wer zu viel davon aufnimmt, riskiert gesundheitliche Schädigungen wie z.B. Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Doch das ist offenbar nicht alles. Denn wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) berichtet, konnte ein Team aus Berliner Wissenschaftlern nun zeigen, dass zu viel Salz auch dem Immunsystem schadet. Demnach sei Dr. Katrina Binger, Matthias Gebhardt und Prof. Dominik Müller vom Experimental Clinical Research Center (ECRC) der Nachweis gelungen, dass ein erhöhter Salzkonsum bei Nagern eine langsamere Wundheilung zur Folge hatte. Bei dem ECRC handelt es sich um eine gemeinsame Einrichtung von MDC und der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Salz in großen Mengen schädigt bestimmter Form von Fresszellen
Wie das MDC mitteilt, sei bereits seit wenigen Jahren bekannt, dass sich ein zu hoher Salzgehalt in der Nahrung in unterschiedlicher Weise auf das Immunsystem auswirken könne. Die Berliner Forscher hätten jedoch in ihrer nun veröffentlichten Studie den Nachweis erbracht, dass dadurch eine bestimmte Gruppe sogenannter „Makrophagen“ geschwächt werde. Diese gehören als große, bewegliche „Fresszellen“ zum Immunsystem und sind unter anderem für die Bekämpfung von Entzündungen im Körper zuständig. Konkret habe es sich bei den Immunzellen um Makrophagen vom Typ 2 gehandelt, die von den Botenstoffen des Immunsystems (IL-4 und IL-13) stimuliert werden, so der Bericht weiter. Daher vermuten die Forscher, dass die verzögerte Wundheilung bei den Nagern auch auf die salzbedingte Schwächung der besonderen Fresszellen zurückzuführen sei.
Erst kürzlich hatte ein Forscher-Team um Professor Jens Titze von der Vanderbilt University in Nashville (Tennessee) gemeinsam mit den Berliner Wissenschaftlern einen neuen Salzspeicher im Körper entdeckt, teilt das MDC weiter mit. Demnach hatte sich gezeigt, dass sich überschüssiges Salz nicht im Blut, sondern in den Zwischenräumen von Haut- und Muskelzellen ablagert. Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten die drei MDC-Wissenschaftler schließlich klären, wie es zu der Schwächung der Makrophagen-Aktivität durch Kochsalz kommt.
Schon 2013 erste Erkenntnisse zum Zusammenhang von Salz und Immunsystem
Im Jahr 2013 war Prof. Dominik Müller vom ECRC gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern im Rahmen einer Studie bereits auf eine andere Wirkung von Salz auf das Immunsystem gestoßen. Wie das MDC mitteilt, konnte damals nachgewiesen werden, dass zu viel Salz die Entstehung von Autoimmunerkrankungen begünstige. Denn durch einen hohen Salzkonsum würde die Anzahl der aggressiven „Th17-Helferzellen“ massiv ansteigen, welche mit der Entstehung von chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Weitere Studie bringt scheinbar widersprüchliche Ergebnisse
In diesem Frühjahr erbrachten die Berliner Forscher Müller, Binger und Gebhardt laut dem Bericht zusammen mit Prof. Jens Titze und anderen Kollegen jedoch den Nachweis, dass Salz in größeren Mengen sowohl bei Nagern als auch bei Menschen das Immunsystem sogar in Schwung bringen und bakterielle Infektionen in der Haut schnell heilen könne. Denn das Salz lagere sich in der Haut ein und führe im Falle einer bakteriellen Hautinfektion zu einer Aktivierung der Makrophagen vom Typ 1 – und damit zu einer vermehrten Ausschüttung bakterientötender Substanzen, teilten die Forscher damals im Fachmagazin „Cell Metabolism“ mit.
Weitere Studien könnten steigende Anzahl von Autoimmunerkrankungen erklären
Dennoch sollte laut Prof. Müller nun nicht begonnen werden, den Salzkonsum zu erhöhen, denn „die Risiken überwiegen den Nutzen“, warnt der Experte. Die scheinbar gegensätzlichen Erkenntnisse sollten demnach nicht fehlinterpretiert werden. Denn „diese vermeintlich widersprüchlichen Befunde deuten darauf hin, dass sich die Makrophagen ganz unterschiedlich an ein Milieu anpassen können, das sich durch einen erhöhten Salzpegel im Körper verändert“, erläutert Müller weiter.
„Insgesamt stellen wir die Hypothese auf, dass die gesamte Balance zwischen dem Effektor und den regulatorischen Armen des Immunsystems durch Salz gestört wird“, schreiben die Forscher im „Journal of Clinical Investigation“. Daher seien weitere Studie zu diesem Thema essentiell, „um die erhöhte Inzidenz von Entzündungskrankheiten und Autoimmunerkrankungen in den westlichen Gesellschaften zu verstehen“ resümieren die Wissenschaftler. (nr)
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