Vermehrt Erwachsene von Keuchhusten betroffen
Keuchhusten (Pertussis) ist als Kinderkrankheit bekannt, doch sind auch vermehrt Erwachsene von dem hartnäckigen Husten betroffen, der über Wochen bis Monate anhalten kann. Bei ihnen bleibt der Keuchusten nicht selten unerkannt, da die typischen starken Hustenattacken fehlen und die Symptomatik insgesamt weniger eindeutig ausfällt als bei Kindern. Erwachsene zeigen vielfach ein erhöhtes Infektionsrisiko, da der Impfschutz und die Immunität nach einer durchlebten Erkrankung nur begrenzte Zeit anhalten.
„Wegen der begrenzten Dauer der Immunität sowohl nach natürlicher Erkrankung als auch nach vollständiger Impfung können sich auch immunisierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene wieder neu infizieren“, warnt das Robert Koch-Institut (RKI) vor den Gefahren einer Keuchhusten-Infektion im späteren Lebensalter. Der Impfschutz sollte daher gegebenenfalls aufgefrischt werden, so der Hinweis des RKI. Zwei Drittel aller Erkrankungen seien bei Personen im Alter über 19 Jahre festzustellen, weshalb „die STIKO seit 2009 allen Erwachsenen eine Impfung mit einem Pertussis-haltigen Kombinationsimpfstoff bei der nächsten fälligen Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie“ empfehle. Diese Empfehlung werde bislang allerdings nur unzureichend umgesetzt.
Im Herbst und Winter mehr Infektionen
Keuchhusten-Infektionen sind im Herbst und Winter etwas häufiger zu verzeichnen als im Rest des Jahres, berichten die Experten des RKI. Sie werden verursacht durch Bakterien der Gattung Bordetella pertussis (selten durch verwandte Arten), welche durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen weitergegeben werden können. Nach einer maximal dreiwöchigen Inkubationszeit bricht die Krankheit aus. Dabei zeigen sich im Rahmen einer typischen Erstinfektion zunächst meist grippeähnliche Symptome wie Schnupfen, leichter Husten, Schwäche und nur mäßiges oder überhaupt kein Fieber. Anschließend kommen anfallartige Hustenattacken (Stakkatohusten) hinzu, gefolgt von inspiratorischem Ziehen, das mit dem typischen Keuchen einhergeht. Dies entsteht laut Angaben des RKI durch die „plötzliche Inspiration gegen eine geschlossene Glottis am Ende des Anfalles.“
Die Hustenattacken fallen oftmals so stark aus, dass sie mit dem Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen einhergehen. Nachts sind die Hustenanfälle noch häufiger als am Tage. Insgesamt kann sich die Erkrankung über Monate hinziehen.
Keuchhusten bei Erwachsenen ohne typische Symptome
Säuglinge zeigen oftmals kein entsprechendes Krankheitsbild, berichtet das RKI. Bei ihnen stünden als Symptomatik nicht selten Apnoen (Atemstillstände) im Vordergrund. Auch hätten Säuglinge das höchste Risiko, schwerwiegende Komplikationen zu erleiden. Bei ungeimpften Säuglingen im Alter unter sechs Monaten werde besonders häufig eine Krankenhausbehandlung erforderlich und fast alle Todesfälle betreffen diese Altersgruppe, so das RKI. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist der Krankheitsverlauf in der Regel weniger dramatisch, allerdings fehlen hier auch die typischen Anzeichen der Erkrankung, so dass diese oftmals unerkannt bleibt.
Selbst Ärzte denken bei Patienten, die längere Zeit an leichtem Husten leiden, mitunter zunächst nicht an eine Keuchhusten-Infektion. Daher verweist das RKI explizit auf das Infektionsrisiko bei ungeimpften Erwachsenen. „Die Impfquoten müssen verbessert werden“, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ die Infektionsexpertin des RKI, Wiebke Hellenbrand. Zwar seien inzwischen rund 95 Prozent der Vorschulkinder gegen die sogenannte Pertussis geimpft, doch bei den Jugendlichen und Erwachsenen falle die Impfquote deutlich schlechter aus.
Impfungen gegen Keuchhusten auffrischen
Den Angaben des RKI zufolge sollten sich alle Personen, die in den letzten zehn Jahren keine Pertussis-Impfung erhalten haben, impfen lassen, wenn sie zum Personal im Gesundheitsdienst oder in Gemeinschaftseinrichtungen zählen, Frauen im gebärfähigen Alter oder enge Haushaltskontaktpersonen (Eltern, Geschwister) und Betreuer von Säuglingen sind. Auch gelte es bei den Auffrischimpfung gegen Wundstarrkrampf grundsätzlich zu überprüfen, ob gegebenenfalls ein Kombinationsimpfstoff verwendet werden sollte.
Dort, wo keine Auffrischungsimpfungen erfolgen, „sieht man ganz deutlich, dass wir mehr diagnostizierte Fälle im Erwachsenenalter haben als früher“, zitiert die „dpa“ den Lungenspezialisten Thomas Voshaar von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Daher solle jeder Arzt, bei hartnäckigem Husten auch an Pertussis denken. Wird ein Keuchhusten diagnostiziert, sind die Möglichkeiten der Behandlung zudem begrenzt. Antibiotika beeinflussen die Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken oftmals kaum, berichtet das RKI. Allerdings könne eine medikamentöse Linderung des Hustreizes erfolgen. (fp)
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