Verhaltenstherapie und Bewegungstherapie wirken gegen chronische Erschöpfung
Das chronische Erschöpfungssyndrom (auch Myalgische Enzephalomyelitis; ME) bleibt bis heute ein mysteriöses Beschwerdebild, dessen Ursachen weitgehend unklar sind. Die Betroffenen werden durch die Leistungsschwäche beziehungsweise Erschöpfung in ihrem Alltag meist erheblich eingeschränkt. Hinzukommende körperliche Beschwerden wie Muskel- und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen oder Halsschmerzen bereiten ihnen zusätzliche Schwierigkeiten. Wissenschaftler der Universität Oxford, des King´s College London und der Queen Mary University of London haben allerdings festgestellt, dass die Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und Bewegungstherapie eine relativ effiziente Linderung der Beschwerden ermöglicht.
Die kognitive Verhaltenstherapie und die Bewegungstherapie bieten gegenüber der herkömmlichen medizinischen Behandlung und der sogenannten adaptiven Stimulationstherapie deutliche Vorteile bei der Behandlung des chronischen Erschöpfungssyndroms, berichtet die University of Oxford von den aktuellen Studienergebnissen. Die Wissenschaftler haben mit ihrer Folgestudie die positiven Effekte der Verhaltens- und Bewegungstherapie bei ME bestätigt, so die Universität weiter. Die Wissenschaftler untersuchten die langfristige Wirkung der unterschiedlichen Behandlungsansätze an den Teilnehmern einer Studie aus dem Jahr 2011. Die Probanden wurden von den Forschern nach zweieinhalb Jahren erneut kontaktiert, um die Ergebnisse der ersten Untersuchung zu überprüfen. Dabei haben sich die Vorteile der kognitiven Verhaltenstherapie und der Bewegungstherapie bestätigt, schreiben die Forscher um Professor Michael Sharpe von der Universität Oxford in dem Fachmagazin „The Lancet Psychiatry“.
Langfristige Erfolge mit alternativen Therapieansätzen
Die Wissenschaftler konnten für ihre Folgeuntersuchung drei Viertel der ursprünglichen Studienteilnehmer gewinnen. In der Auswertung der vier unterschiedlichen Behandlungsmethoden zeigte sich, dass die „Verbesserungen in der Müdigkeit und körperlichen Funktionsfähigkeit, welche in der ersten Studie für die kognitive Verhaltenstherapie und die Bewegungstherapie festgestellt wurden, sich langfristig gehalten haben“, so die Mitteilung der Universität Oxford. Diese Behandlungsmethoden können langfristige die Gesundheit der Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom verbessern, so das Fazit von Professor Sharpe. Auch hätten die Patienten bei einer Behandlung mit Verhaltens- und Bewegungstherapie seltener weitere Therapien benötigt, als bei herkömmlicher Behandlung oder bei adaptiver Stimulationstherapie.
Verschlechterungen des Beschwerdebildes möglich
In Bezug auf mögliche Verschlechterungen des Krankheitsverlaufs konnten die Forscher keine Unterschiede zwischen den untersuchten Behandlungsmethoden feststellen. Rund zehn Prozent der Probanden waren hiervon in allen Versuchsgruppen betroffen. Dies sei „eine Beruhigung für diejenigen, die befürchten, dass einige dieser Behandlungen alles noch schlimmer machen könnten“; berichtet Professor Peter Weiss von der Queen Mary University of London. Allerdings seien die festgestellten Verschlechterungen „auch eine Mahnung, dass die Behandlungen nicht allen Betroffenen helfen können.“ Hier müsse die Suche nach anderen, hilfreichen Behandlungsmethoden fortgesetzt werden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.