AOK: Große Unterschiede in der Behandlungsqualität zwischen den Kliniken
Relativ viele Männer entwickeln im Laufe ihres Lebens Prostatakrebs und bedürfen anschließend einer Prostataoperation. Dabei kann die Qualität der Behandlung abhängig von der ausgewählten Klinik deutlich variieren, berichtet die AOK. Hilfe biete der AOK-Krankenhausnavigator, in dem Betroffene schnell und übersichtlich ein geeignetes Krankenhaus finden. Allerdings sei auch der Gesetzgeber gefordert, den Rahmen für Verbesserungen der Behandlungsqualität zu schaffen.
„Das Prostatakarzinom ist mit 26 Prozent der Neuerkrankungen die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland“, so die Mitteilung der AOK. Entsprechend häufig bedürfen Patienten einer Prostataoperation. Allerdings ist bei der „Qualität der Behandlungsergebnisse die Schere zwischen den Kliniken sehr groß“, so die AOK weiter. In manchen Krankenhäusern waren Komplikationen mehr als doppelt so häufig festzustellen, wie in den besten Kliniken. Der AOK-Krankenhausnavigator soll hier einen Überblick ermöglichen.
Auswahl der richtigen Klinik entscheidend
Die Bewertung der Behandlungsqualität in dem AOK-Navigator beruht laut Mitteilung der Krankenkasse auf der sogenannten „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR) und steht für die Behandlungsmethoden der Radikalen Prostatektomie, der Entfernung der Prostata bei Prostatakarzinomen sowie für die operative Behandlung des Benignen Prostatasyndroms und gutartiger Vergrößerungen der Prostata zur Verfügung. Die hier festzustellenden Qualitätsunterschiede zwischen den unterschiedlichen Kliniken sind durchaus bedenklich und verdeutlichen, wie wichtig die Auswahl des richtigen Krankenhauses bei entsprechenden Eingriffen ist.
Komplikationen in manchen Kliniken deutlich häufiger
Die AOK hat für die Bewertung der operativen Behandlung des Benignen Prostatasyndroms (BPS) nach eigenen Angaben über 44.100 Fälle der Jahre 2011 bis 2013 aus über 420 Kliniken ausgewertet. Hierbei sei eine Gesamtkomplikationsrate von insgesamt 17,9 Prozent aufgetreten, wobei als Komplikationen zum Beispiel erneute Eingriffe an Prostata, Harnröhre oder Harnleiter während des Krankenhausaufenthaltes bzw. bis zu einem Jahr danach, aber auch allgemeine Komplikationen wie Lungenembolien oder Herzinfarkte erfasst wurden. Nicht berücksichtigt blieben Beschwerden mit der Harnblasenentleerung nach einer Prostataoperation sowie Inkontinenz oder Impotenz, weil es dafür keine Datengrundlage gibt, berichtet die AOK. Die detaillierte Betrachtung der Behandlungsqualität in den Kliniken ergab laut Angaben der Krankenkasse, dass bei dem besten Viertel der Krankenhäuser mit höchstens 13,2 Prozent Komplikationen eine deutlich niedrigere Komplikationsrate auftrat, als bei dem schlechtesten Viertel der Kliniken (mindestens 22,5 Prozent der Patienten betroffen).
Unterschiedliche Komplikationsrate Zeichen für tatsächliche Qualitätsunterschiede
Auch bei der Radikalen Prostatektomie (RPE) stellt die AOK massive Unterschiede in der Behandlungsqualität bei den einzelnen Kliniken fest. Die Auswertung von 15.500 Fälle aus 220 Krankenhäusern habe eine Gesamtkomplikationsrate von 19,3 Prozent ergeben, wobei das beste Viertel der Kliniken allerdings lediglich bei 12,6 Prozent der Behandlungen Komplikationen zeigte, während das schlechteste Viertel eine Komplikationsrate von mindestens 27,4 Prozent aufwies. Hier waren problematische Behandlungsverläufe demnach mehr als doppelt so häufig. Die unterschiedliche Komplikationsraten seien ein Zeichen für tatsächlich vorhandene Qualitätsunterschiede, berichtet die AOK.
Regionale Häufigkeit der Eingriffe variiert stark
Den Angaben der AOK zufolge sind zudem bei der Häufigkeit der Eingriffe auffällige regionale Unterschiede festzustellen. Beispielsweise würden Operationen des BPS im Süden Deutschlands häufiger als im Norden durchgeführt. Bei dem Vergleich der insgesamt 96 Raumordnungsregionen in Deutschland werde deutlich, dass in der Region mit der höchsten Rate 2,7 Mal öfter als in der Region mit der niedrigsten Rate eine Prostataoperation wegen BPS erfolgt, so die Mitteilung der AOK. Bei der RPE sei der Unterschied noch etwas ausgeprägter. „In der Region mit der höchsten Rate wird der Eingriff rund drei Mal häufiger vorgenommen als in der Region mit der niedrigsten Rate“, betont die AOK. Hier scheinen einheitliche Standards für die Auswahl geeigneter Behandlungsmethoden dringend erforderlich. (fp)
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