Prof. h.c. Dr. Andreas Jung, Leiter der Dr. Jung Zahnklinik in Pfungstadt, im Interview
Liebesapfel, Mandeln, Zuckerwatte und Co. greifen die Zähne an. Was kann man tun, um die Adventszeit dennoch zahngesund zu überstehen?
„Wer seine Zähne einmal im Jahr zur Weihnachtszeit erhöhtem Zuckerkonsum aussetzt, sollte danach das Putzen nicht vergessen, um die Zähne von Zahnbelag, der sich durch Zucker angelagert hat, wieder zu befreien. Süßigkeiten wie beispielsweise der Liebesapfel, die einen erhöhten Fruchtsäureanteil besitzen, lieber am Ende des Weihnachtsmarkbesuchs essen. So kann der Speichel die Zähne besser remineralisieren und der natürliche Schutzmechanismus wirkt erfolgreich. Der Speichel hat so genügend Zeit, die Säureattacke durch die Nahrung auszugleichen, indem er die nötigen Mineralstoffe wieder in den Zahnschmelz abgibt.“
Muss ich mir Gedanken machen, wenn nach dem Verzehr von Lebkuchen und ähnlichen Süßwaren die Zähne kurzzeitig schmerzen?
„Meist liegt die Ursache für schmerzempfindliche Zähne an freiliegenden Zahnhälsen. Sie stellen jedoch kein grundsätzliches Problem dar, sie sind nur unangenehm. Betroffene können spezielle Cremes beim Putzen verwenden. Führt dies nicht zu einer Besserung, gibt es die Möglichkeit, sich einen Schutzlack beim Zahnarzt auftragen zu lassen, der die Zähne wieder versiegelt.“
Was tun, wenn Karamellbonbons zum Blombenzieher werden?
„Generell fallen intakte Füllungen nicht einfach so heraus. Wenn sie jedoch nicht richtig fixiert sind, stellen sie einen Risikofaktor für die Zahngesundheit dar. Denn unterhalb der Füllung bildet sich schnell Karies, ohne dass Betroffene es bemerken. In diesem Fall sollten Weihnachtsmarktgänger ihrem Karamellbonbon dankbar sein, dass er den Defekt aufdeckt. Fällt eine Füllung heraus, gilt es, diese zeitnah zu erneuern, um Schmerzen und Zahnschäden vorzubeugen. Besonders lange anhaltende Hilfe bieten hier Keramikinlays, die durch ihre gute Passform den Zahn optimal schützen.“
Bier, Wein, Alkopops oder Schnaps – was schadet dem Zahnschmelz eher?
„Alkohol selbst schadet dem Zahnschmelz nicht, vielmehr sorgen Bestandteile wie Zucker und Säure für Probleme und greifen den natürlichen Schutzmantel an. Weihnachtsmarktbesucher können diesem Vorgang, den Experten Demineralisierung nennen, jedoch durch zweimal tägliches Zähneputzen entgegenwirken. Wein, besonders Weißwein, besitzt einen hohen Säuregehalt. Alkopops sowie süße Schnäpse und einige Kräuterliköre weisen außerdem einen hohen Zuckergehalt auf, der für Bakterien einen optimalen Nährboden darstellt. Bier hingegen ist ein isotonisches Getränk und schadet den Zähnen nicht.“
Bläuliche Verfärbungen nach Glühwein- und Punschgenuss: Gibt es SOS-Tipps? Wie beuge ich am besten vor?
„Bei diesem bläulichen Schleier handelt es sich meist um oberflächliche Verfärbungen, die sich mit putzen schnell beheben lassen. Solange Betroffene Getränke wie Punsch und Glühwein nicht täglich konsumieren, wirkt sich dies nicht bleibend auf die Zahnfarbe aus. Wer unter stärkeren Verfärbungen leidet, sollte eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch nehmen.“
Was kann ich bei Mundgeruch nach dem Verzehr von Champignons mit Knoblauchsauce, Flammkuchen mit Zwiebeln, Fischbrötchen & Co. tun?
„Um Mundgeruch kurzfristig entgegenzuwirken, eignen sich am besten Kaugummis, aber auch Kaffeebohnen oder der Genuss von Minze oder Petersilie. Zu Hause sollten Betroffene dann ihre Zähne putzen und Mundspüllösungen verwenden.“
Lassen Sie sich persönlich durch Bedenken hinsichtlich der Zähne vom Weihnachtsmarktschlemmen abbringen?
„Nein. Weihnachtmarkt ist nur einmal im Jahr und diese Zeit sollte jeder genießen. Ich achte jedoch auf eine gute Zahnhygiene und putze mir zweimal am Tag die Zähne. Zusätzlich nutze ich Zahnseide und lasse zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung durchführen.“ (pm)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.