Als vor kurzem die Ergebnisse der NORAH-Studie vorgestellt wurden, war die Aufregung groß. Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass die Auswirkungen von Fluglärm auf die Gesundheit geringer sind als bislang angenommen. Die Autoren verteidigten die Studie nun auf einer Internationalen Fachtagung.
Fluglärm kann depressiv machen
Chronischer Lärm kann zur Depression führen, hat jedoch keinen Einfluss auf den Blutdruck. Zu diesem Ergebnis kam die Studie „NORAH“, (Noise-Related Annoyance, Cognition and Health) die vor kurzem vorgestellt wurde. Bereits am Tag der Veröffentlichung waren die Autoren scharf angegriffen worden. Sowohl von Bürgerinitiativen als auch von anderen Wissenschaftlern. Wie die „Frankfurter Rundschau“ (FR) berichtet, verteidigten die Autoren der NORAH-Studie ihre Ergebnisse nun auf einer Internationalen Fachtagung am Frankfurter Flughafen.
Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit
Die Studie, die die Auswirkungen von Flug-, Straßen- und Schienenlärm auf die menschliche Gesundheit untersucht hat, kam nach fünf Jahren Forschung zu dem Schluss, dass Verkehrslärm das Risiko von Depression und Herzschwäche erhöht. Studienleiter Rainer Guski von der Universität Bochum erklärte jedoch am Freitag in Frankfurt, es habe sich nicht bestätigt, dass Fluglärm auch für einen höheren Blutdruck verantwortlich sei. Das Ergebnis habe ihn zunächst „überrascht“, werde jedoch von der internationalen Forschung untermauert. „Wir haben den chronischen Blutdruck untersucht“, sagte Guski, nicht etwa den akuten, der nach oben schnellt, „wenn jemand ein Glas Wasser umkippt“. Zudem stellte er bezüglich der Messmethode klar, „dass wir nicht den Blutdruck überm Pullover gemessen haben“. Dass habe ein Foto in der Studie suggeriert, und damit einen „falschen Eindruck“ erweckt.
Krach macht krank
Untersuchungen von anderen Wissenschaftlern kamen in der Vergangenheit jedoch zu dem Schluss, dass Fluglärm zu Bluthochdruck führen kann und Schlaganfälle und Herzleiden fördert. Zudem verursacht Krach Kopfschmerzen, Nervosität, innere Unruhe und Stress. Die Inhalte der aktuellen Studie, „die methodisch hoch gelobt“ werde, haben die Autoren auf der zweitägigen Lärmkonferenz Icana am Frankfurter Flughafen diskutiert. Die Untersuchung zeigte auch, dass sich die Menschen im Rhein-Main-Gebiet seit der Inbetriebnahme der Nordwestlandebahn stärker von Lärm belästigt fühlten als zuvor. Kinder, die in lärmgeplagten Grundschulen unterrichtet werden, lernten langsamer lesen als Kinder in ruhigeren Lagen und seien auch häufiger von Sprech- oder Sprachstörungen betroffen.
Studie wurde als „Auftragsforschung“ bezeichnet
Wie die FR weiter berichtet, warb Johann-Dietrich Wörner vom Forum Flughafen und Region (FFR), der auch Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist, darum, „keine interessensgeleiteten Ergebnisse herauszupicken“. Denn dies schmälere den Wert der Studie, die die international umfangreichste zu den Auswirkungen von Verkehrslärm sei. Es sei für ihn „abwegig“, dass die Arbeit als „Auftragsforschung“ bezeichnet worden sei. Fraport und Lufthansa hätten den Angaben zufolge rund elf Prozent der Kosten in Höhe von fast zehn Millionen Euro übernommen. „Es gab ein umfangreiches Qualitätssicherungsverfahren.“ Wörner ließ offen, wie und wann die Ergebnisse verwendet werden sollen, um die Menschen stärker vor den Auswirkungen von Verkehrslärm zu schützen. „Das kann man noch nicht sagen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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