Die Klitoris – mehr als nur ein Lustorgan
In einer aktuellen Studie wurden die weitreichenden Prozesse auf den weiblichen Körper untersucht, die durch die Stimulation der Klitoris in Gang gebracht werden. Dabei zeigte sich, dass das weibliche „Lustorgan“ wesentlich wichtiger für die menschliche Reproduktion ist, als bislang gedacht.
Der englische Sexualforscher Roy Jerome Levin dokumentierte, welchen Einfluss die Klitoris auf die Reproduktion beim Menschen hat. „Das oft wiederholte Mantra, dass die einzige Funktion der Klitoris darin besteht, sexuelles Vergnügen hervorzurufen, ist mittlerweile überholt“, betont der Wissenschaftler. Seine Forschungsarbeit wurde kürzlich in dem Fachjournal „Clinical Anatomy“ veröffentlicht.
Reproduktive Eigenschaften der Klitoris
Levin konnte dokumentieren, dass bei der Stimulation der Klitoris ein bestimmter Reiz im Gehirn ausgelöst wird, der eine Vielzahl von Prozessen anstößt, die wichtig für eine Befruchtung der Eizelle sind. Daher hat die Klitoris laut dem Sexualexperten sowohl reproduktive als auch lustfördernde Funktionen.
Was passiert im Körper bei Stimulation der Klitoris?
Die Reizung der Klitoris aktiviert laut Levin einen vom Gehirn gesteuerten Ablauf, der eine Schwangerschaft begünstigt. So wird durch die Stimulation zunächst der Blutfluss in der Vagina erhöht. Gleichzeitig wird das vaginale Transsudat freigesetzt, wodurch zum einen das Eindringen des Penis erleichtert und zum anderen der sauren pH-Wert der Vagina kurzzeitig angehoben wird. Dadurch wird der natürliche saure Schutzmechanismus der Vagina zugunsten der Spermien kurzzeitig abgemildert.
Klitorisstimulation macht Schwangerschaft wahrscheinlicher
Darüber hinaus werden der Sauerstoffgehalt der Vagina sowie die vaginale Temperatur angehoben. Außerdem wird die Position des Gebärmutterhalses so verändert, dass Spermien schneller die Gebärmutter erreichen können. Insgesamt zielen alle Prozesse, die durch die Klitorisstimulation ausgelöst werden, darauf ab, die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen, so Levin. Alle diese Genitalveränderungen zusammen seien von großer Bedeutung, um den Fortpflanzungserfolg zu fördern. „Dieses Konzept ändert eine wichtige sexuelle Überzeugung – und die physiologischen Beweise sind jetzt offensichtlich“, resümiert der Sexualforscher. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Roy J. Levin: The Clitoris—An Appraisal of its Reproductive Function During the Fertile Years: Why Was It, and Still Is, Overlooked in Accounts of Female Sexual Arousal, Clinical Anatomy, 2019, onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.