Kochen oder roh Gemüse verzehren: Eine Studie legt nahe, dass Kochen meist die bessere Variante für den Darm ist
Viele Menschen schwören auf den Verzehr von Rohkost. Eine neue Studie zeigt allerdings, dass es durchaus Sinn machen kann, Gemüse nicht roh sondern gekocht zu essen. Denn das Kochen hat einen gesundheitlichen Einfluss auf unsere Darmflora.
Gemüse kochen stärkt die mikrobielle Gesundheit
Das Kochen von Lebensmitteln und der anschließende Verzehr verändert das Mikrobiom, was zu einer Optimierung unserer mikrobiellen Gesundheit beiträgt.
Es kann also durchaus sinnvoll sein, Gemüse zu kochen, statt Rohkost zu sich zu nehmen. Bei der aktuellen Untersuchung der University of California San Francisco und der international hoch anerkannten Harvard University wurde jetzt festgestellt, dass das Kochen von Lebensmitteln großen Einfluss auf unser Mikrobiom hat. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Microbiology“ veröffentlicht.
Verbesserte Gesundheit durch das Kochen von Lebensmitteln?
In den früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass viele Facetten der menschlichen Gesundheit – von chronischen Entzündungen bis hin zur Gewichtszunahme – stark von den Mikroben beeinflusst werden, die auch als Mikrobiom bezeichnet werden. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung machen klar, dass das Kochen von Lebensmitteln die Mikrobiome von Mäusen und Menschen grundlegend verändert. Dies ist wichtig für die Optimierung unserer mikrobiellen Gesundheit und für das Verständnis, wie das Kochen die Entwicklung unserer Mikrobiome im Laufe der Entwicklung beeinflusst hat.
Kochen verändert bioaktive Verbindungen
Bei der aktuellen Studie wurde überprüft, wie sich verschiedene Arten der Ernährung auf das Mikrobiom auswirken. „Wir waren überrascht, dass niemand die grundlegende Frage untersucht hatte, wie das Kochen selbst die Zusammensetzung der mikrobiellen Ökosysteme in unserem Darm verändert“, erklärt Studienautor Professor Peter Turnbaugh von der University of California San Francisco in einer Pressemitteilung.
Die Forschenden untersuchten die Auswirkungen des Kochens auf die Mikrobiome von Mäusen, indem sie Gruppen von Tieren mit Rohfleisch, gekochtem Fleisch, rohen Süßkartoffeln oder gekochten Süßkartoffeln fütterten – weil frühere Daten bereits gezeigt hatten, dass das Kochen die Nährstoffe und andere bioaktive Verbindungen in Fleisch und Knollen verändert.
Veränderungen durch das Kochen von Süßkartoffeln waren signifikant
Zur Überraschung der Forschungsgruppe hatte der Verzehr von rohem Fleisch, verglichen mit dem Verzehr von gekochtem Fleisch, keinen erkennbaren Einfluss auf die Darmmikroben der Tiere. Im Gegensatz dazu veränderten rohe und gekochte Süßkartoffeln die Zusammensetzung der Mikrobiome der Tiere, die Muster der Genaktivität der Mikroben und die von ihnen produzierten biologisch wichtigen Stoffwechselprodukte sehr unterschiedlich.
Um die Ergebnisse zu überprüfen, fütterten die Forschenden die Mäuse mit einer Auswahl an rohen und gekochten Süßkartoffeln, Kartoffeln, Mais, Erbsen, Karotten und Rüben. Die Gruppe führte die beobachteten mikrobiellen Veränderungen auf zwei Schlüsselfaktoren zurück. Gekochte Nahrung erlaubt es dem Wirt, mehr Kalorien im Dünndarm aufzunehmen. Dadurch bleiben allerdings weniger Kalorien für Mikroben weiter unten im Darm übrig. Auch enthalten viele rohe Nahrungsmittel starke antimikrobielle Verbindungen, welche bestimmte gute Mikroben direkt zu schädigen scheinen, berichten die Forschenden.
Es wurden paradoxe Auswirkungen festgestellt
Die Unterschiede sind nicht nur auf den sich ändernden Kohlenhydratstoffwechsel zurückzuführen, sie können auch von den Stoffen in Pflanzen angetrieben werden.
Die Forschenden führten eine detaillierte Analyse der chemischen Veränderungen durch, die durch das Kochen in jeder Pflanze hervorgerufen wurden. Dies führte zu einer Liste von Verbindungen, welche möglicherweise erklären könnten, wie die Ernährung die Mikrobiome der Tiere beeinflusst hat. Das Team stellte bei der Studie fest, dass Rohkost bei den Mäuse zu einem Gewichtsverlust führte. Also untersuchten sie, ob dies auf die Veränderungen an ihren Mikroben zurückzuführen sei. Die veränderten Mikrobiome wurden in andere Mäuse transplantiert, welche eine reguläre Ernährung konsumierten. Dadurch nahmen diese Tiere an Fett zu. Dieser scheinbar paradoxe Befund wird von der Forschungsgruppe nun weiter untersucht.
Auch menschliche Mikrobiome wurden signifikant verändert
Um schließlich zu verstehen, ob ähnliche Veränderungen des Mikrobioms beim Menschen ausgelöst werden können, führte die Forschungsgruppe ein Experiment an einer kleinen Gruppe von Teilnehmenden durch. Diese verzehrten vergleichbare Menüs aus gekochten Lebensmitteln oder Rohkost.
Beide Formen der Ernährung wurden drei Tage lang in zufälliger Reihenfolge zu sich genommen, dann wurden die Stuhlproben der Teilnehmenden untersucht, um so die Mikrobiome zu analysieren. Es stellte sich heraus, dass die unterschiedlichen Formen der Ernährung die Mikrobiome der Teilnehmenden signifikant veränderten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rachel N. Carmody, Jordan E. Bisanz, Benjamin P. Bowen, Corinne F. Maurice, Svetlana Lyalina et al.: Cooking shapes the structure and function of the gut microbiome, in Nature Microbiology (Abfrage:08.12.2019),, Nature Microbiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.