Was tun gegen Einsamkeit im Alter?
Mit zunehmendem Alter verändern sich die persönliche Dynamik und der Lebensstil, was zu Einsamkeit und Isolation führen kann. Erlebte Einsamkeit wirkt sich negativ auf unsere Lebenserwartung aus. Aber warum fühlen sich viele ältere Menschen auch einsam, wenn sie in beispielsweise Seniorenwohngemeinschaften leben?
Bei der aktuellen Untersuchung der University of California San Diego School of Medicine wurde festgestellt, dass sich sehr viele ältere Menschen einsam fühlen. Die Forschenden identifizierten aber auch verschiedene Möglichkeiten, um sich vor aufkommender Einsamkeit zu schützen. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Aging and Mental Health“ publiziert.
Einsamkeit trotz Leben in einer Gemeinschaft?
Da Erwachsene im gehobenen Alter zunehmend in Seniorenwohnungen oder Ruhestandsgemeinschaften ziehen, versuchten die Forschenden gemeinsame Merkmale von Menschen zu identifizieren, welche sich in solchen Umgebungen einsam fühlen.
Einsamkeit reduziert die Lebenserwartung
Einsamkeit rivalisiert mit Rauchen und Fettleibigkeit in den Auswirkungen auf die Verkürzung der Lebenserwartung, betonen die Forschenden. Und Einsamkeit bilde ein wachsendes öffentliches Gesundheitsproblem. Es sei wichtig, dass die Ursachen der Einsamkeit aus der Sicht der Senioren identifiziert werden, damit an einer Lösung des Problems gearbeitet werden kann. Dies würde auch die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden der alternden Bevölkerung verbessert wird.
Eigentlich sollen Seniorenwohngemeinschaften die Sozialisierung fördern
Bisher beschäftigten sich nur wenige veröffentlichte qualitative Studien mit der Einsamkeit älterer Erwachsener im Bereich des unabhängigen Wohnens in Seniorenwohngemeinschaften, in denen gemeinsame Bereiche, geplante soziale Ausflüge und Gemeinschaftsaktivitäten die Sozialisierung fördern und die Isolation verringern sollen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Erfahrungen der sich einsam fühlenden Menschen von einer Reihe persönlicher und umweltbedingter Faktoren geprägt werden.
Teilnehmende wurden in Einzelgesprächen befragt
Die Forschenden führten eineinhalbstündige Einzelgespräche mit 30 Erwachsenen im Alter von 67 bis 92 Jahren durch, die Teil einer Gesamtstudie zur Bewertung der körperlichen, geistigen und kognitiven Funktionen von 100 älteren Erwachsenen waren. Diese Menschen lebten im Sektor unabhängiges Wohnen in einer Seniorenwohnanlage in San Diego.
Einsamkeit ist subjektiv
In dieser Gemeinschaftseinrichtung berichteten 85 Prozent der dort wohnenden Personen über ein mittleres bis schweres Maß an Einsamkeit. Einsamkeit ist subjektiv, erklären die Forschenden. Verschiedene Menschen fühlen sich aus unterschiedlichen Gründen einsam, obwohl sie eigentlich Möglichkeiten und Ressourcen zur Sozialisierung haben.
Was sind Risikofaktoren für Einsamkeit im Alter?
Altersbedingte Verluste und unzureichende soziale Fähigkeiten werden als primäre Risikofaktoren für Einsamkeit angesehen. Einige der untersuchten Menschen sprachen über den Verlust von Ehepartnern, Geschwistern und Freunden als Ursache für ihre Einsamkeit. Andere erwähnten, dass neu gewonnene Freunde in einer Seniorengemeinschaft die verstorbenen Freunde, mit denen sie aufgewachsen sind, nicht ersetzen können.
Mangel an Lebensinhalt steht in Verbindung mit Einsamkeit
Das Gefühl der Einsamkeit war häufig mit einem Mangel an Lebensinhalt verbunden. Befragte Personen äußerten beispielsweise, dass sie sich eingesperrt und unbedeutend fühlen, keine Verbundenheit mit anderen Personen besteht, sie sich verloren fühlen und keine Kontrolle über ihr Leben mehr haben.
Was hilft gegen Einsamkeit?
Die Forschenden fanden heraus, dass Weisheit und Mitgefühl Faktoren sind, welche Einsamkeit verhindern. Beispielsweise erklärte eine Bewohnerin, dass sie seit Jahren bei aufkommender Einsamkeit einfach etwas für andere Personen tut. Dies stellt eine proaktive Handlung dar, erläutern die Forschenden.
Alleine zu leben bedeutete nicht automatisch einsam zu sein
Andere schützende Faktoren waren die Akzeptanz des Alterns und des Alleinseins. Teilnehmende berichteten darüber, dass sie den Alterungsprozess akzeptiert haben und sich zwar alleine fühlen, dies aber nicht bedeute, dass sie einsam sind. Ältere Menschen sollten ruhig stolz sein, dass sie überhaupt in der Lage sind, alleine zu leben.
Wir müssen wirksame Gegenmaßnahmen entwickeln
Es ist von größter Wichtigkeit, dass sich um das Wohlergehen von Senioren gekümmert wird. Die Ergebnisse sind relevant, um die auftretende Einsamkeit in Seniorenwohnungen und anderen Einrichtungen besser zu verstehen, damit wirksame Maßnahmen entwickelt werden können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alejandra Morlett Paredes, Ellen E. Lee, Lisa Chik, Saumya Gupta, Barton W. Palmer et al.: Qualitative study of loneliness in a senior housing community: the importance of wisdom and other coping strategies, in Aging and Mental Health (Veröffentlicht 10.01.2020), Aging and Mental Health
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.