Lebensmittel aus Nicht-EU-Ländern stärker mit Pflanzenschutzmitteln belastet
Ein neuer Bericht zeigt, dass Lebensmittel aus Deutschland und anderen EU-Staaten deutlich geringer mit Pflanzenschutzmittelrückständen belastet sind als solche aus Nicht-EU-Staaten. Bei Erzeugnissen aus ökologischem Anbau wurden durchgehend wesentlich weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen als in konventionell erzeugten.
Pflanzenschutzmittel werden in der Landwirtschaft großflächig und in verhältnismäßig großen Mengen in die Umwelt ausgebracht, um Pflanzen vor Schadorganismen zu schützen. Die Chemikalien können nicht nur negative Auswirkungen auf andere Tier- und Pflanzenarten, sondern auch auf die menschliche Gesundheit haben. Daher ist es erfreulich, dass Lebensmittel aus heimischem Anbau mittlerweile weniger mit Pflanzenschutzmittelrückständen belastet sind.
Nur sehr geringe Mengen an Rückständen
Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in einer Mitteilung berichtet, weisen Lebensmittel insgesamt nur sehr geringe Mengen an Rückständen von Pflanzenschutzmitteln auf. Den Angaben zufolge bestätigen die Untersuchungsergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung aus dem Jahr 2018 die Entwicklung der Vorjahre.
Allerdings fällt der Blick auf einzelne Kulturen ebenso unterschiedlich aus wie der auf die Herkunft der Produkte. Erzeugnisse aus Deutschland und anderen EU-Ländern sind deutlich geringer belastet als solche aus Nicht-EU-Staaten.
Dies geht aus der vom BVL veröffentlichten „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2018“ hervor.
Die meisten Überschreitungen bei Bohnen, Reis und Grünkohl
Laut dem BVL deckt sich die Betrachtung einzelner Kulturen mit den Ergebnissen der vorangegangenen Jahre: Bei häufig verzehrten Lebensmitteln wie Äpfeln, Karotten, Kartoffeln und beliebten saisonalen Erzeugnissen wie Erdbeeren oder Spargel sind kaum oder gar keine Überschreitungen der gesetzlichen Rückstandshöchstgehalte festzustellen.
Kulturen mit den meisten Überschreitungen (mindestens 100 Proben) sind Bohnen mit Hülsen (18,8 Prozent), Reis (13,7 Prozent) und Grünkohl (11,9 Prozent).
Für Säuglings- sowie Kleinkindernahrung gelten besonders strenge Vorschriften und sehr niedrige Höchstgehalte für Pflanzenschutzmittelrückstände. Der Anteil der Proben in Säuglings- und Kleinkindernahrung, in denen Rückstände nachgewiesen wurden, ist 2018 im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen (2018: 13,4 Prozent; 2017: 9,7 Prozent).
Ein großer Anteil dieser Proben entfällt auf Kupfer. Dagegen ging die Quote der Überschreitungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurück – auf 1,2 Prozent im Jahr 2018 (2017: 1,5 Prozent, 2016: 4,3 Prozent, 2015: 10,3 Prozent).
Der Nachweis zu hoher Rückstände muss nicht zwingend durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verursacht worden sein, da auch andere Eintragswege, beispielsweise bei Phosphonsäure, möglich sind.
Erzeugnisse aus der EU weniger belastet
Erzeugnisse aus EU-Staaten enthalten weniger Pflanzenschutzmittelrückstände als Importe von außerhalb der EU. Im Jahr 2018 wurden lediglich bei 1,3 Prozent der untersuchten Erzeugnisse aus Deutschland Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt.
In den vergangenen fünf Jahren bewegte sich diese Quote stets auf sehr niedrigem Niveau zwischen ein und zwei Prozent (2017: 1,1 Prozent). Lebensmittel aus anderen EU-Staaten waren ähnlich gering belastet. Hier lag die Quote der Überschreitungen bei 1,5 Prozent (2017: 1,9 Prozent).
Bei importierten Lebensmitteln aus Nicht-EU-Staaten ist die Zahl der Überschreitungen im Jahr 2018 auf 8,8 Prozent (Vorjahr 6,3 Prozent) gestiegen. Den Angaben zufolge steigt sie seit 2015 tendenziell an.
Bei differenzierter Betrachtung der Daten zeigt sich aber, dass die meisten Lebensmittel aus Nicht-EU-Staaten wie Äpfel, Kartoffeln, Tomaten, Orangensaft und alle untersuchten tierischen Lebensmittel nur gering belastet sind und keine oder nur wenige Überschreitungen des Rückstandshöchstgehalts aufweisen.
Quoten von über 15 Prozent und mehr werden zumeist nur bei wenigen Produkten wie Gemüsepaprika, Bohnen mit Hülsen, frischen Kräutern und Auberginen festgestellt. Die hierbei häufig nachgewiesenen Wirkstoffe sind Carbendazim in Gemüsepaprika, Acephat und Methamidophos in Bohnen und Chlorpyrifos in frischen Kräutern.
Lebensmittel aus ökologischem Anbau
Wie schon in den Jahren zuvor wurden in Lebensmitteln aus ökologischem Anbau durchgehend wesentlich weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen als in konventionell erzeugten.
Bei Biolebensmitteln hat sich der Anteil an Proben mit Rückständen über den Rückstandshöchstgehalten weiter auf 0,8 Prozent verringert (Vorjahre 1,0 Prozent bzw.1,3 Prozent). Im Vergleich dazu lag diese Quote für Lebensmittel aus konventionellem Anbau bei 3,2 Prozent.
Mehrfachrückstände in Bananen und Rucola
In 27,5 Prozent aller untersuchten Proben wurde mehr als ein Wirkstoff nachgewiesen.
Wie im Jahr zuvor fielen unter anderem Mandarinen, Grapefruit, Johannisbeeren, Orangen, frische Kräuter, Tafeltrauben, Himbeeren, Zitronen, Paprika/Chilis, Aprikosen und Birnen auf.
Darüber hinaus wurden im Jahr 2018 bei Salatrauke/Rucola und Bananen Mehrfachrückstände festgestellt.
Überschreitung des Höchstgehalts nicht gleichbedeutend mit einer Gesundheitsgefahr
Wie das BVL erklärt, wurden im Jahr 2018 insgesamt 19.611 Lebensmittelproben in den Laboren der Bundesländer auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. Zu dem Untersuchungsspektrum gehörten 1.016 Wirkstoffe.
Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte wurden bei 166 Wirkstoffen (16,3 Prozent) festgestellt. Zu den Wirkstoffen mit den häufigsten Überschreitungen gehörten neben Chlorat und Nikotin Fosetyl, Dithiocarbamate sowie Carbendazim.
Eine Überschreitung des Höchstgehalts ist dabei nicht gleichbedeutend mit einer Gesundheitsgefahr für die Verbrauchenden. Der Rückstandshöchstgehalt bezieht sich lediglich auf die Menge an Rückständen, die bei ordnungsgemäßer Anwendung des Pflanzenschutzmittels nicht überschritten werden dürfen. Eine Gesundheitsgefahr für Verbrauchende darf nicht gegeben sein.
Die Auswahl der Proben erfolgte risikoorientiert, das heißt, die Überwachungsbehörden vor Ort haben häufiger Proben von Lebensmitteln genommen, die bereits in der Vergangenheit auffällig waren.
Aufgrund des risikoorientierten Ansatzes ist der Anteil an Proben, bei denen Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt werden, überproportional groß. Deshalb ist davon auszugehen, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln niedriger ist. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL): Nur geringe Mengen an Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln festgestellt, (Abruf: 19.01.2020), Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL): Nationale Berichterstattung "Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln", (Abruf: 19.01.2020), Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Wichtiger Hinweis:
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