Vergiftungsfälle durch unzulässige synthetische Cannabinoide in E-Zigaretten
Nachdem in den USA gehäuft schwere Lungenerkrankungen und auch mehrere Todesfälle bei „Dampfern“ auftraten, sind die gesundheitlichen Risiken von E-Zigaretten in den Fokus gerückt. Auch hierzulande wurde über Vergiftungen berichtet, die auf den Gebrauch von E-Zigaretten zurückgeführt wurden. Diese sind wohl durch die unzulässige Verwendung synthetischer Cannabinoide in E-Liquids entstanden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine Stellungnahme zu möglichen gesundheitlichen Risiken, die vom Gebrauch von E-Zigaretten ausgehen, veröffentlicht. Hintergrund sind Medienberichte, in denen über Vergiftungen von acht Jugendlichen in Bremerhaven berichtet wurde, die auf den Gebrauch von E-Zigaretten zurückgeführt wurden.
Vergiftungsfälle in Deutschland
Nach dem Tod mehrerer „Dampfer“ wegen schwerer Lungenerkrankungen in den USA hatte das BfR im Dezember darauf hingewiesen, dass hierzulande bislang keine lebensbedrohliche Gefahr durch das „Dampfen“ aufgetreten ist.
Allerdings kam es auch in Deutschland zu Vergiftungsfällen, die auf den Gebrauch von E-Zigaretten zurückgeführt wurden. Etwa von acht Jugendlichen, die sich im Oktober 2019 in Bremerhaven vergiftet hatten.
Die Teenager litten an Krampfanfällen, Bewusstseins- und Gedächtnisstörungen sowie Ohnmacht und Herzrasen.
Die Symptome sind nach einer vorläufigen Bewertung des BfR mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf die unzulässige Verwendung synthetischer Cannabinoide in E-Liquids zurückzuführen.
Todesfälle in den USA
Laut Medienberichten hatten die Jugendlichen angegeben, Cannabidiol (CBD) geraucht zu haben. Wie das BfR erklärt, handelt es sich bei CBD um ein schwach psychoaktives Cannabinoid.
In den USA waren bereits ein Jahr zuvor CBD-Liquids aufgetaucht, die mit psychoaktiven Cannabinoiden manipuliert worden waren.
Den Angaben zufolge hatten Nutzer unter denselben Beschwerden gelitten wie die Jugendlichen in Bremerhaven.
Beide Vorfälle stimmen in der Symptomatik gut überein – auch darin, dass keine Atemwegssymptome auftraten, im Gegensatz zu den in den Vereinigten Staaten registrierten Todesfällen.
Möglicherweise mit Kräutermischungen versetzt
Nach derzeitigem Erkenntnisstand liegen den Vergiftungsfällen in Bremerhaven andere psychoaktive synthetische Cannabinoide zugrunde. Die betroffenen Liquids wurden zum Teil im Tabakhandel erworben. Über die Herkunft der cannabinoidhaltigen Liquids hat das BfR keine Informationen.
Dem Institut zufolge wäre es ebenfalls möglich, dass die in Bremerhaven verwendeten E-Liquids mit sogenannten Räucher- oder Kräutermischungen versetzt waren. Dabei handelt es sich um Mischungen, die synthetische Cannabinoide wie zum Beispiel 5F-ADB, Cumyl-PeGaClone oder 5FCumyl-P7AICA enthalten können und missbräuchlich geraucht werden.
Synthetische Cannabinoide könnten in die Liquids aber auch in anderer Form, beispielsweise als Kristalle oder Feststoffe eingebracht worden sein.
Erhöhte gesundheitliche Risiken durch missbräuchliche Nutzung
Die Vergiftungen in Bremerhaven lassen sich wegen der wenigen verfügbaren Informationen nur eingeschränkt bewerten. Dem BfR zufolge sind zur toxikologischen Risikobewertung weitere Informationen, insbesondere zu den verwendeten Produkten, Zusätzen und Geräten erforderlich.
Wie das Institut erklärt, gibt es derzeit keine Hinweise, dass die E-Zigarette als Applikationsform an sich die Vergiftungssymptome auslöste oder verstärkte. Grundsätzlich beeinträchtigen aber sowohl nikotinhaltige als auch nikotinfreie E-Zigaretten die Gesundheit.
Problematisch sei zudem, dass E-Zigaretten zunehmend für den Konsum physiologisch wirksamer, psychoaktiver Substanzen und möglicherweise auch anderer Drogen genutzt werden. Durch die missbräuchliche Nutzung können erhöhte gesundheitliche Risiken entstehen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Vergiftungsfälle: Cannabidiolhaltige Liquids für E-Zigaretten können manipuliert sein, (Abruf: 27.01.2020), Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Studie zu E-Zigaretten: In Deutschland bislang keine bedrohliche Vergiftung durch „Dampfen“, (Abruf: 27.01.2020), Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.