Steigende Lichtverschmutzung erhöht das Krankheitsrisiko – Was man dagegen tun kann
Gerade jetzt in den dunklen Wintermonaten sind die meisten Städte hell von künstlichem Licht erleuchtet. Die Beleuchtung wirkt sich negativ auf den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus aus und erhöht das Risiko für Schlafstörungen, Infekte und auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Seit Erfindung des elektrischen Lichts nimmt die Dunkelheit kontinuierlich ab. Obwohl der Stromverbrauch laut dem VerbraucherService Bayern immer weiter sinkt, entsteht durch die permanente Erhellung der Nacht durch künstliche Lichtquellen ein anderes Umweltproblem: Die Lichtverschmutzung. Diese wirkt sich auch negativ auf unsere Gesundheit aus.
Steigende Lichtverschmutzung trotz sinkendem Energieverbrauch
Wie der VerbraucherService Bayern in einer aktuellen Mitteilung erklärt, bezeichnen Lichtverschmutzung und Lichtsmog das Erhellen der Dunkelheit durch künstliches Licht.
Den Fachleuten zufolge wurde allein von 2012 bis 2016 weltweit eine jährliche Zunahme der nächtlichen Beleuchtung um 2,2 Prozent pro Jahr gemessen. In Bayern nimmt die beleuchtete Fläche jährlich um vier Prozent zu. Gleichzeitig sinkt aber der Endenergieverbrauch für Beleuchtung stetig.
Zurückzuführen ist diese Situation auf die deutlich energieeffizienteren LED-Lampen, die bei niedrigerem Stromverbrauch oft heller strahlen als die frühere Glühlampe. Durch diese lohnt es sich für Gemeinden zum Beispiel hellere Straßenbeleuchtung einzusetzen und Hausbesitzer illuminieren dank wenig Stromverbrauch zunehmend Außenfassaden und Gärten.
Auswirkungen auf die Produktion des Hormons Melatonin
Künstliches Licht kann sich negativ auf Menschen, Tiere sowie die Pflanzenwelt auswirken und gilt als eine Form von Umweltverschmutzung. Flora und Fauna orientieren sich seit jeher am natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Darauf sind der Organismus, der Schlaf- Wachzyklus und auch das Verhalten von Mensch und Tier abgestimmt.
„Die zunehmende Helligkeit in der Nacht bleibt nicht ohne Folgen für uns“, sagte Marianne Wolff, Umweltreferentin beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB). „Fehlt die Dunkelheit, hat das Auswirkungen auf die Produktion des Hormons Melatonin, das verantwortlich ist für den Ruhezustand unseres Körpers und der Organismus gerät aus dem Rhythmus“, so die Expertin.
Innere Uhr gerät aus dem Takt
Dass künstliches Licht einer städtischen Nachtbeleuchtung die innere Uhr aus dem Takt bringt, zeigt auch eine Studie von Forschenden des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichteten in dem Fachjournal „Sustainability“, dass durch die Lichtverschmutzung die Melatoninproduktion unterdrückt wird.
Melatonin hat die wichtige Funktion, unseren Körper in einen Ruhezustand zu versetzen. Die Körpertemperatur sinkt ab, wir werden müde, Herz und Lunge arbeiten weniger und unser Körper beginnt sich zu regenerieren, erklärt der VerbraucherService Bayern auf seiner Webseite. Gleichzeitig wird das Immunsystem aktiviert.
Höhere Infektanfälligkeit und Schlafstörungen
Und wie wirkt sich die Lichtverschmutzung aus? „Belegbare Auswirkungen sind zum Beispiel Schlafstörungen, höhere Infektanfälligkeit sowie ein steigendes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen“, erläuterte Marianne Wolff.
Zudem wurde ein erhöhtes Risiko für Diabetes sowie Brust- und Prostatakrebs bei Schichtarbeitern in hellerleuchteten Gebieten festgestellt.
Was Sie selbst tun können
Mittlerweile gibt es technische Maßnahmen, die dabei helfen können, die nächtliche Beleuchtung zu reduzieren, ohne die Sicherheit zu gefährden. Ein gutes Beispiel hierfür sind Straßenlaternen, die ausschließlich nach unten gerichtet sind.
Doch auch Privatleute können etwas unternehmen. Der VerbraucherService Bayern hat einige Tipps zusammengefasst:
- Vermeiden Sie Illuminationen im privaten Garten. Insbesondere nach oben gerichtete weiße LEDs tragen zur Lichtverschmutzung bei.
- Verdunkeln Sie Ihre Schlafräume. Gerade bei Kindern brennt oftmals die ganze Nacht ein Nachtlicht. Meist gewöhnen sich Kinder gut daran, in dunklen Räumen zu schlafen.
- Überlegen Sie, ob Außenbeleuchtungen ihres Hauses wirklich nötig sind.
- Nutzen Sie warmweißes LED-Licht. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- VerbraucherService Bayern: Das Ende der Dunkelheit, (Abruf: 28.01.2020), VerbraucherService Bayern
- VerbraucherService Bayern: Lichtverschmutzung, (Abruf: 28.01.2020), VerbraucherService Bayern
- Grubisic, M.; Haim, A.; Bhusal, P.; Dominoni, D.M.; Gabriel, K.M.A.; Jechow, A.; Kupprat, F.; Lerner, A.; Marchant, P.; Riley, W.; Stebelova, K.; van Grunsven, R.H.A.; Zeman, M.; Zubidat, A.E.; Hölker, F.: Light Pollution, Circadian Photoreception, and Melatonin in Vertebrates; in: Sustainability, (veröffentlicht: 14.11.2019), Sustainability
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.