Forschungsgruppe findet neuen Weg zur Umkehr der Herzschwäche
Die Herzschwäche, die in Fachkreisen als Herzinsuffizienz bezeichnet wird, ist eine der häufigsten Erkrankungen in westlichen Ländern. Allein in Deutschland wird die Zahl der Betroffenen auf zwei bis drei Millionen geschätzt. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich enden. Forschende berichten nun über einen neuen Therapieansatz zur Umkehr der Herzschwäche.
Erst vor vor wenigen Tagen berichtete die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) in einer Mitteilung, dass ein Forschungsteam bei der Suche nach neuen Therapien gegen Herzschwäche therapeutisch wirksame Naturstoffe entdeckt hat. Nun gibt es von Hannoveraner Forschenden weitere Erkenntnisse zur Therapie der Herzinsuffizienz.
Baustein im menschlichen Erbgut ausschalten
Wie die MHH in einer aktuellen Presseinformation erklärt, ist das Herz bei einer Herzschwäche oder Herzinsuffizienz nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Menge Blut durch den Körper zu pumpen. Das kann dazu führen, dass Organe, Muskeln oder andere Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.
Die Erkrankung wird bislang unter anderem mit Medikamenten behandelt, die den Blutdruck senken und das Herz entlasten sollen. Professor Dr. Dr. Thomas Thum von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verfolgt einen neuen Ansatz.
Den Angaben zufolge hat der Leiter des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien (IMTTS) gemeinsam mit seinem Team einen Weg gefunden, den Baustein im menschlichen Erbgut auszuschalten, der die krankhafte Vergrößerung des Herzmuskels zu Beginn einer Herzinsuffizienz reguliert.
Die Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Spezielle Substanz entwickelt
Bei der Suche nach sogenannten nicht-kodierenden RNAs, die bestimmte Vorgänge in den Zellen steuern, ist das Forschungsteam auf die microRNA-132 (MiR-132) gestoßen. „Sie wirkt wie ein regulatorischer Hauptschalter und ist sowohl bei Tieren als auch Menschen mit verschiedenen Herzerkrankungen deutlich häufiger in den Herzmuskelzellen zu finden als bei Gesunden“, erläutert Professor Thum.
Um MiR-132 auszuschalten, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IMTTS eine spezielle Substanz entwickelt. Die AntimiR-132-Verbindung ist als sogenanntes Antisense-Oligonukleotid wie ein Spiegelbild von MiR-132 aufgebaut und fängt das pathologisch erhöhte Vorkommen der mikroRNA ab.
„Wir konnten in unseren Untersuchungen im Großtiermodell zeigen, dass die Anwendung von AntimiR-132 den miR-132-Spiegel in den Herzmuskelzellen senken und eine schwere Herzinsuffizienz umkehren kann“, so Professor Thum.
Keine Tabletten mehr schlucken
Laut der Mitteilung ist die AntimiR-132 unter dem Namen CDR bei Cardior Pharmaceuticals entwickelt worden, einem Biopharmaunternehmen, das als MHH-Ausgründung auf Grundlage der Forschungsarbeiten des Kardiologen Professor Thum auf die Entwicklung von innovativen Herztherapeutika spezialisiert ist.
„Wir haben unsere Leitsubstanz CDR auf Basis der Daten unserer Publikation bereits bei Patienten mit Herzinsuffizienz getestet“, erklärt der Kardiologe. Bei den Betroffenen wird untersucht, ob bereits wenige Verabreichungen der Verbindung therapeutische Wirkungen zeigen, ohne dass Nebenwirkungen zu beobachten sind.
Den Angaben zufolge sollen weitere klinische Studien folgen, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Präparates weiter zu testen.
Professor Thum hofft, dass die Next-Generation-Therapie bereits in fünf Jahren eine Marktzulassung erhalten könnte. Das ständige Tabletteneinnehmen würde dann der Vergangenheit angehören. „Eine Infusion pro Monat wird vermutlich für eine effektive Behandlung genügen“, schätzt der Experte. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Hochschule Hannover (MHH): Neuer Therapieansatz zur Umkehr der Herzschwäche, (Abruf: 03.02.2020), Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
- Ariana Foinquinos, Sandor Batkai, Celina Genschel, Janika Viereck, Steffen Rump, Mariann Gyöngyösi, Denise Traxler, Martin Riesenhuber, Andreas Spannbauer, Dominika Lukovic, Natalie Weber, Katrin Zlabinger, Ena Hašimbegović, Johannes Winkler, Jan Fiedler, Seema Dangwal, Martin Fischer, Jeanne de la Roche, Daniel Wojciechowski, Theresia Kraft, Rita Garamvölgyi, Sonja Neitzel, Shambhabi Chatterjee, Xiaoke Yin, Christian Bär, Manuel Mayr, Ke Xiao & Thomas Thum: Preclinical development of a miR-132 inhibitor for heart failure treatment; in: Nature Communications, (veröffentlicht: 31.01.2020), Nature Communications
- Medizinische Hochschule Hannover (MHH): Naturstoffe gegen Fibrose und diastolische Herzschwäche entdeckt, (Abruf: 03.02.2020), Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
Wichtiger Hinweis:
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