Zusammenleben in einer Beziehung fördert die Gesundheit
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass das Zusammenleben in einer Beziehung im Allgemeinen und in einer Ehe im Besonderen positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.
Eine Beziehung oder Ehe kann eine Vielzahl von Auswirkungen auf die Gesundheit der Partner haben. Das haben zahlreiche Studien gezeigt. So haben alleinstehende Menschen beispielsweise ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch die Sterblichkeitsrate ist bei ihnen höher.
Höhere Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt bei Alleinstehenden
Wie die American Heart Association (AHA) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, hat eine 2017 im „Journal of the American Heart Association” veröffentlichte Studie ergeben, dass unverheiratete Menschen mit Herzerkrankungen nach fast vier Jahren mit einer um 52 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt erleiden oder an einem Herz-Kreislauf-Problem sterben als verheiratete Herzpatienten.
Nach Angaben des US-amerikanischen National Center for Health Statistics ist die Sterblichkeitsrate für verheiratete Menschen insgesamt niedriger als für diejenigen, die nie verheiratet, geschieden oder verwitwet waren.
Positiver Einfluss auf den Blutzuckerspiegel
Laut der AHA zeigen bildgebende Untersuchungen, dass das Betrachten von Bildern des geliebten Partners Hirnregionen aktiviert, die mit der Regulierung von Stimmung und Schmerz zusammenhängen. Das Nachdenken über einen Partner kann auch die Energie steigern, indem der Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst wird.
Gute Beziehungen beruhigen
Die Harvard Study of Adult Development hat unter anderem ergeben, dass stabile Beziehungen im mittleren Lebensalter einen besseren Prädiktor für ein gesundes und glückliches Leben 30 Jahre später darstellen als der Cholesterinspiegel.
Studiendirektor Dr. Robert Waldinger sagte, die deutlichste Botschaft aus der Studie lautet: „Gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder. Punkt.“
Doch wie kommt es zu den positiven Auswirkungen? Laut Waldinger, Psychiater und Professor an der Harvard Medical School in Boston, besagt eine Theorie, dass gute Beziehungen die Menschen beruhigen, wenn sie ängstlich oder wütend sind.
In solchen Momenten freigesetzte Stresshormone können schädlich sein. Aber: „Wenn Sie einen wirklich miesen Tag haben und etwas Schlimmes passiert und Sie nach Hause gehen und mit jemandem darüber sprechen können, können Sie fast buchstäblich spüren, wie sich Ihr Körper entspannt, während Sie darüber sprechen, was unangenehm war. Besonders wenn Sie jemanden haben, der gut zuhört und vielleicht ein paar ermutigende Dinge sagt“, so der Experte.
Ansporn zu einem gesünderen Leben
Studien haben gezeigt, dass körperliche Intimität wie Händchenhalten oder Umarmen den Stresshormonspiegel senken kann.
Aber Beziehungen helfen nicht nur, Stress zu regulieren, sagte Julianne Holt-Lunstad, Professorin für Psychologie und Neurowissenschaften an der Brigham Young University in Utah. Ein unterstützender Partner kann einen anspornen, gesünder zu leben – beispielsweise besser zu trainieren oder zu essen oder einen Arzt aufzusuchen, wenn einer gebraucht wird.
Die Wissenschaftlerin leitete eine bahnbrechende Analyse, die 2010 in der Fachzeitschrift „PLOS Medicine“ veröffentlicht wurde und Daten aus 148 Studien mit mehr als 300.000 Menschen untersuchte.
Dabei zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit, am Ende des Studienzeitraums am Leben zu sein, für diejenigen mit den stärksten sozialen Beziehungen um 50 Prozent höher war als für Menschen ohne solche Bindungen.
Andere von Holt-Lunstad durchgeführte Studien konzentrierten sich auf die gesundheitlichen Auswirkungen der Ehe. Dabei wurde festgestellt: Qualität zählt.
Die Untersuchungen zeigten, dass Menschen in glücklichen Ehen einen niedrigeren Blutdruck hatten als Menschen, die nicht verheiratet waren. Doch Personen in angespannten Ehen erging es schlechter als Einzelpersonen.
Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden und die Herzgesundheit
Zu den Elementen einer positiven Beziehung gehören Vertrauen und Sicherheit, sagte Holt-Lunstad.
Waldinger wies darauf hin, dass eine Beziehung nicht perfekt sein muss, um einen Nutzen für die Gesundheit zu haben. Dies hab vermutlich damit zu tun, dass man weiß, dass einem jemand „den Rücken stärkt“.
Dem Experten zufolge muss das keine eheliche und keine lebenslange Beziehung sein. „Es könnte jemand sein, von dem Sie wissen, dass er sofort da ist, wenn Sie ihn brauchen.“
Ein „Fundament der Zuneigung“ scheint für gute, stabile Beziehungen von entscheidender Bedeutung zu sein, sagte er. In einer seiner früheren Studien stellte er beispielsweise fest, dass zornige Streitigkeiten nicht zu gescheiterten Ehen führten, solange die Beziehung von Zuneigung geprägt war.
Aber nicht alle glücklichen Ehen sind gleich, sagte Waldinger. „Ich vermute, dass es mehr um Kompatibilität geht als um irgendetwas anderes. Wissen Sie, manche Menschen in Beziehungen wollen viel Kontakt und viel Austausch und emotionale Intimität, und andere Menschen wollen überhaupt nicht so viel. Und das eine ist nicht besser als das andere.“
Holt-Lunstad sagte, dass mehr Menschen verstehen müssen, dass Beziehungen einen großen Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden haben, insbesondere wenn es um die Gesundheit des Herzens geht.
Die Menschen sind es gewohnt, Nachrichten über die Wichtigkeit von Bewegung und des Nichtrauchens zu hören, sagte sie. „Wir müssen unsere Beziehungen genauso ernst nehmen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Heart Association (AHA): How a happy relationship can help your health, (Abruf: 08.02.2020), American Heart Association (AHA)
- William M. Schultz, Salim S. Hayek, Ayman Samman Tahhan, Yi‐An Ko, Pratik Sandesara, Mosaab Awad, Kareem H. Mohammed, Keyur Patel, Michael Yuan, Shuai Zheng, Matthew L. Topel, Joy Hartsfield, Ravila Bhimani, Tina Varghese, Jonathan H. Kim, Leslee Shaw, Peter Wilson, Viola Vaccarino, and Arshed A. Quyyumi: Marital Status and Outcomes in Patients With Cardiovascular Disease; in: Journal of the American Heart Association, (veröffentlicht: 20.12.2017), Journal of the American Heart Association
- National Center for Health Statistics: Mortality Among Adults Aged 25 and Over by Marital Status: United States, 2010–2017, (Abruf: 08.02.2020), National Center for Health Statistics
- Harvard Medical School: Harvard Study of Adult Development, (Abruf: 08.02.2020), Harvard Study of Adult Development
- Julianne Holt-Lunstad, Timothy B. Smith, J. Bradley Layton: Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review; in: PLOS Medicine, (veröffentlicht: 27.07.2010), PLOS Medicine
Wichtiger Hinweis:
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