Studie zeigt wie ansteckend es ist, Kinder zu kriegen
Es ist schon lange bekannt, dass das soziale Umfeld, wie der Freundes- Bekannten- und Kollegenkreis, unsere Vorlieben und Entscheidungen beeinflussen kann. Dieser Einfluss hat sogar Auswirkungen auf das Kinderkriegen, wie sich nun in einer Studie zeigte.
Ein Forschungsteam aus Bamberg hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in einer Studie die Auswirkungen sozialer Kontakte auf die Fertilität erforscht. Sie stellten fest, dass Kinder zu kriegen regelrecht ansteckend sein kann.
Erstmals netzwerkübergreifende Effekte festgestellt
Schon wieder ist eine Kollegin schwanger und der eigene Bruder ist gerade Vater geworden: Wie die Universität Bamberg in einer Mitteilung schreibt, können soziale Kontakte und Netzwerke großen Einfluss auf die Entscheidung haben, ein Kind zu bekommen. Doch wie stark sind solche Ansteckungseffekte?
Das Staatsinstitut für Familienforschung (ifb) und die Professur für Demografie der Uni Bamberg haben bereits mehrfach unterschiedliche Netzwerke wie Familie und Arbeitsplatz untersucht. In der jüngsten Studie „Familie, Firmen und Fertilität: Eine Studie über soziale Interaktionseffekte“ (Family, Firms, and Fertility: A Study of Social Interaction Effects) stellt das Forschungsteam erstmals netzwerkübergreifende Effekte fest.
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Demography“ veröffentlicht.
Angaben über Geschwister und über Arbeitgeber
Die Studie wurde von vier Familienforscherinnen und -forscher durchgeführt: Prof. Dr. Henriette Engelhardt-Wölfler von der Universität Bamberg, Zafer Büyükkeçeci von der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Prof. Dr. Thomas Leopold und Prof. Dr. Ruben I. Van Gaalen von der Universität Amsterdam.
Büyükkeçeci wertete Daten aus dem ‚System of Social Statistical Datasets‘ (SSD) aus – eine Datenquelle, in der verschiedene Registerdaten aller Einwohnerinnen und Einwohner der Niederlande verknüpft sind.
Der Datensatz enthält Angaben über Geschwister sowie über Arbeitgeber, sodass das Forschungsteam beide Bereiche miteinander verbinden konnte.
Zugrundeliegende Mechanismen nicht detailliert untersucht
„Mit den Daten konnten wir zeigen: Es ist wahrscheinlicher, ein Kind zu bekommen, wenn Geschwister, Kolleginnen und Kollegen eines bekommen“, sagte Engelhardt-Wölfler. „Darüber hinaus konnten wir erstmals sogenannte Spillover-Effekte über Netzwerkgrenzen hinweg nachweisen.“
Damit ist eine Art Kettenreaktion gemeint: Wenn eine Person von Kolleginnen oder Kollegen mit dem Kinderwunsch angesteckt wird, beeinflusst sie wiederum ihre Geschwister. Und diese haben dann Einfluss auf ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen.
Umgekehrt bekommen Menschen im gebärfähigen Alter, die kaum Geburten in ihrem Umfeld miterleben, mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit Kinder. Die Mechanismen, die der Ansteckung zugrunde liegen, konnten mit den vorliegenden Daten allerdings nicht detailliert untersucht werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Bamberg: Wie ansteckend es ist, Kinder zu kriegen, (Abruf: 11.02.2020), Universität Bamberg
- Zafer Buyukkececi, Thomas Leopold, Ruben van Gaalen, Henriette Engelhardt: Family, Firms, and Fertility: A Study of Social Interaction Effects; in: Demography, (veröffentlicht: 06.01.2020), Demography
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.