Die Abholzung für Konsumgüter erhöht die Übertragung von Malaria
Während die Welt in Corona-Panik versinkt, geraten andere weitverbreitete und vielleicht auch weitaus gefährlichere Erkrankungen in Vergessenheit. Eine dieser Erkrankungen ist Malaria. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO erkrankten im Jahr 2018 rund 228 Millionen Menschen daran. 405.000 Leute verstarben aufgrund einer Malaria-Infektion. Eine aktuelle Studie zeigt nun, wie unser tägliches Konsumverhalten die ständige Ausbreitung von Malaria fördert.
Forschende der University of Sydney und der University of São Paulo zeigten im Rahmen einer Studie, dass der internationale Export von Konsumgütern wie Kaffee, Sojabohnen, Kakao, Palmöl, Rindfleisch, Baumwolle und Holzwaren die Verbreitung von Malaria vorantreibt. Grund hierfür sei, dass für diese Produkte die weltweite Entwaldung vorangetrieben wird, wodurch sich günstigere Bedingungen für Malaria-verbreitende Stechmücken bilden. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ vorgestellt.
Was bedeutet das für Verbraucherinnen und Verbraucher?
„Wir müssen unserem Konsum und unserer Beschaffung mehr Aufmerksamkeit schenken und vermeiden, von Quellen zu kaufen, die mit der Abholzung von Wäldern in Verbindung stehen“, betont Studienautor Professor Manfred Lenzen. Zudem müsse dringend eine nachhaltigere Landwirtschaft in Entwicklungsländern gefördert werden.
Der Konsum als treibende Kraft bei der Malaria-Ausbreitung
Bereits frühere Studien haben gezeigt, dass Abholzung und Störungen des Regenwaldes die Übertragung von Malaria erhöhen können, indem sie Bedingungen schaffen, unter denen Mücken gedeihen. Durch die Abholzung entstehen wärmere Lebensräume mit weniger Fressfeinden, wodurch sich die Mücken besser ausbreiten können.
Die aktuelle Studie ist die erste Arbeit, die eine globale Nachfrage bestimmter Güter mit einem Anstieg des Malariarisikos beim Menschen in Verbindung bringt. „Diese Studie ist die erste, die die Rolle des globalen Konsums bei der zunehmenden Entwaldung und damit das Malariarisiko bewertet“, unterstreicht Dr. Arunima Malik aus dem Studienteam. Nicht-nachhaltiger Konsum sei eine treibende Kraft bei der Ausbreitung von Malaria.
Mehrere Mücken mit einer Klatsche schlagen
„Die Abkehr von der Abholzung der Wälder hat Vorteile, die über den Zusammenhang mit Malaria hinausgehen“, erläutert Professor Lenzen. Es würde auch dazu beitragen, den Verlust an biologischer Vielfalt einzugrenzen und die Treibhausgasemissionen zu verringern.
Was hier gekauft wird, schadet am anderen Ende der Welt
Die Forschenden untersuchten den Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Malariarisiko in Entwicklungsländern und Produkten, die von weit entfernten Verbraucherinnen und Verbrauchern nachgefragt werden. „Wir erreichten dies, indem wir die Malaria-Inzidenz zunächst mit der Abholzung der Wälder, dann mit der Produktion von Primärrohstoffen in Verbindung brachten, die wir anschließend mit den globalen Lieferketten-Netzwerken und schließlich mit der weltweiten Verbrauchernachfrage verbanden“, erklärt Dr. Malik.
„Diese Arbeit geht über eine einfache Inzidenzkartierung und Korrelationen hinaus, da sie ein globales Lieferketten-Netzwerk enthüllt, das Malaria, die an bestimmten Orten aufgrund von Abholzung auftritt, mit einem global verstreuten Konsum verbindet”, so Malik.
Malaria-Eindämmung durch Lieferketten-Regulierung
Im Umkehrschluss könnten die Studienergebnisse dafür genutzt werden, nachfrageorientierte Ansätze zur Eindämmung der Malaria zu erstellen, indem man sich auf die Regulierung der von Malaria betroffenen globalen Lieferketten konzentriert.
Initiativen wie Produktkennzeichnungen und -zertifizierungen und der Dialog über die Lieferkette und Standards für eine umweltfreundliche Beschaffung haben sich den Forschenden zufolge bei der Bewältigung von handelsbezogenen globalen Problemen wie Entwaldung, Bedrohung von Arten und Kinderarbeit bereits als erfolgreich erwiesen. Rechtliche Mechanismen in diesem Bereich könnten auch eine gute Maßnahme zur Malariabekämpfung sein.
Dennoch sei es schwer, solche Maßnahmen flächendeckend durchzusetzen. In Brasilien hat die Agrarindustrie beispielsweise die Umweltgesetzgebung hart kritisiert, die die Landbesitzer dazu verpflichtet, einen Teil ihres Landes mit einheimischer Vegetation zu erhalten. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Leonardo Suveges Moreira Chaves, Jacob Fry, Arunima Malik, u.a.: Global consumption and international trade in deforestation-associated commodities could influence malaria risk; in: Nature Communications, 2020, nature.com
- University of Sydney: Is your coffee contributing to malaria risk? (veröffentlicht: 09.03.2020), eurekalert.org
- WHO: Malaria (Abruf: 09.03.2020), who.int
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.