Herpes: Neue Wirkstoff-Kombination für eine bessere Behandlung
Omeprazol ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung von verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden wie Sodbrennen und Magengeschwüren eingesetzt wird. Ein Forschungsteam hat nun herausgefunden, dass der Wirkstoff auch bei der Behandlung von Herpes helfen könnte.
Fachleuten zufolge sind in Deutschland etwa 90 Prozent der Erwachsenen mit Herpes-simplex-Viren (HSV) infiziert. Dieses Virus kann die bekannten Bläschen im Mundbereich (Herpes im Mund) verursachen. Herpes kann aber auch an anderen Stellen auftreten, etwa im Genitalbereich. Die Symptome lassen sich unter anderem mit Hausmitteln lindern. Auch ein Magenmedikament könnte bei der Behandlung helfen.
Behandlung von Herpes-simplex-Krankheiten verbessern
Forschende der Goethe-Universität Frankfurt und der University of Kent, Großbritannien, haben herausgefunden, dass eine neue Wirkstoff-Kombination womöglich die Behandlung von Herpes-simplex-Krankheiten wie Lippenbläschen, Genitalherpes und Hornhautentzündung (Keratitis) verbessern könnte.
Wie die Frankfurter Uni in einer Mitteilung schreibt, testeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Wirkstoffe in Zellkulturen und entdeckten, dass Omeprazol und andere Protonenpumpen-Inhibitoren die Wirksamkeit des Virostatikums Acyclovir verbessern konnten.
Den Angaben zufolge wird Acyclovir am häufigsten zur Behandlung von Krankheiten verwendet, die mit Herpes-simplex-Infektionen einhergehen.
Viren können für manche Personen lebensbedrohlich sein
Lippenbläschen und Genitalherpes können erhebliche Beschwerden verursachen. Laut der Mitteilung gehören Hornhautentzündungen, die durch Herpes simplex verursacht werden, zu den häufigsten Ursachen für eine Erblindung in den Industrieländern.
Bei Menschen mit einem unterdrückten Immunsystem wie beispielsweise Organempfänger können Herpes-simplex-Viren lebensbedrohlich sein. Daher besteht ein enormer Bedarf an verbesserten Therapien.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Professor Jindrich Cinatl, Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt, und Professor Martin Michaelis, School of Biosciences, University of Kent, hat verschiedene Protonenpumpen-Inhibitoren in Kombination mit zwei Virostatika getestet, Acyclovir und Ribavirin.
Ihre Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Frontiers in Microbiology“ veröffentlicht.
Omeprazol zeigte den größten Effekt
Protonenpumpen-Inhibitoren sind die am häufigsten angewandten Wirkstoffe gegen
Sodbrennen, da sie die Magensäureproduktion stark verringern. Darüber hinaus können diese Mittel auch die Wirkung bestimmter Krebsmedikamente verstärken, der sogenannten Nukleosid-Analoga.
Die Virostatika Acyclovir und Ribavirin sind ebenfalls Nukleosid-Analoga, und daher untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ob Protonenpumpen-Inhibitoren auch die Wirksamkeit der beiden Virostatika erhöhen könnten.
Während Protonenpumpen-Inhibitoren zusammen mit Ribavirin lediglich einen geringen Einfluss auf die Vermehrung des Herpes-simplex-Virus zeigten, minderten sie in Kombination mit Acyclovir die Freisetzung von Viren deutlich. Laut den Forschenden zeigte dabei Omeprazol unter den untersuchten Protonenpumpen-Inhibitoren den größten Effekt.
„Was unsere Forschung so interessant macht, ist, dass Protonenpumpen-Inhibitoren eingehend charakterisierte und gut verträgliche Wirkstoffe sind“, sagte Professor Jindrich Cinatl, Letztautor der Studie.
„Daher können wir sie jetzt direkt zusammen mit Virostatika in Patienten testen, die an schweren, durch das Herpes-simplex-Virus verursachten Krankheiten leiden. Wenn wir im Menschen denselben Effekt sehen wie in der Zellkultur, werden wir vielen Patienten helfen können, für die wir derzeit nur eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten haben.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Goethe-Universität Frankfurt: Neue Wirkstoff-Kombination für bessere Herpes-Behandlung, (Abruf: 15.03.2020), Goethe-Universität Frankfurt
- Malte Kleinschmidt, Denisa Bojkova, Holger Rabenau, Jindrich Cinatl, Martin Michaelis, Mark Wass: Omeprazole Increases the Efficacy of Acyclovir Against Herpes Simplex Virus Type 1 and 2; in: Frontiers in Microbiology, (veröffentlicht: 03.12.2019), Frontiers in Microbiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.