Kinder und COVID-19: Warum sie nicht so krank werden
Kinder sind nicht immun gegen das Coronavirus. Sie infizieren sich mit dem Virus und können es verbreiten, aber sie werden nicht so krank wie Erwachsene. Eine Spezialistin für pädiatrische Infektionskrankheiten erklärt, wieso das so sein könnte.
Es ist schon länger bekannt, dass die Coronavirus-Krankheit (COVID-19) bei den Infizierten sehr unterschiedlich verläuft. So haben etwa Risikogruppen wie Ältere, Immungeschwächte oder Personen mit bestimmten Vorerkrankungen der Lunge oder des Herzens ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. Kinder hingegen werden nicht so krank. Eine Expertin aus den USA gibt einen Einblick in die (möglichen) Gründe.
Niemand ist immun
„Es gibt einige interessante Informationen über Kinder und dieses neue Coronavirus“, erklärt Dr. Nipunie Rajapakse, Spezialistin für pädiatrische Infektionskrankheiten in der renommierten Mayo Clinic (USA), in einem Beitrag.
„Theorien darüber, warum Kinder nicht so krank werden, haben mit ihrer Exposition gegenüber anderen Coronaviren, die Erkältungen verursachen, und ihrem Immunsystem zu tun“, so die Medizinerin.
„Wir wissen, dass niemand dagegen immun ist, weil dies ein neuartiges oder neues Virus ist, dem wir in der Vergangenheit nicht ausgesetzt waren. Wir glauben also nicht, dass jemand bereits eine Immunität dagegen hat.“
Kinder könnten wegen häufigen Erkältungen besser geschützt sein
„Kinder, bei denen eine Infektion festgestellt wurde, scheinen nur leicht oder gar nicht krank zu werden“, sagt Dr. Rajapakse.
„Eine Theorie besagt, dass wir wissen, dass es andere Coronaviren gibt, die in der Gemeinschaft zirkulieren und Erkältungen verursachen. Und weil Kinder häufig erkältet sind, wird vermutet, dass einige dieser Antikörper ihnen einen gewissen Schutz gegen dieses Coronavirus bieten“, erläutert die Ärztin.
„Die andere Sache ist, dass das Immunsystem von Kindern möglicherweise mit diesem Virus interagiert, was sich von dem unterscheidet, was wir bei einigen älteren Erwachsenen oder Menschen mit schwererer Krankheit sehen“, sagt Dr. Rajapakse.
Kinder haben kaum riskante Vorerkrankungen
„Ein zusätzlicher Faktor kann mit der Tatsache zusammenhängen, dass Kinder viel seltener an anderen zugrunde liegenden Gesundheitszuständen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem leiden als ältere Erwachsene“, erklärt Dr. Rajapakse.
„Diese Vorerkrankungen scheinen ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer schwereren und komplizierteren Erkrankung bei Erwachsenen zu sein“, so die Expertin.
„Bisher gibt es nur sehr wenige Berichte darüber, wie es Kinder mit einigen dieser Vorerkrankungen ging, wenn sie infiziert wurden, und sie sind eine Gruppe, über die wir schnell mehr lernen müssen.“
Laut Dr. Rajapakse werden all diese Theorien von Forschenden untersucht, um mehr darüber zu erfahren, wie COVID-19 Kinder beeinflusst. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mayo Clinic: Kids and COVID-19: Why they are not getting as sick, (Abruf: 18.03.2020), Mayo Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.