Psychologischer Expertenrat zum Umgang mit der Corona-Krise
Ein solches Maß an Einschränkungen der Freiheit erleben die allermeisten von uns das erste mal in ihrem Leben. Vielen macht dies Angst. Hinzu kommt die Sorge, wie es nun weitergeht – denn auch Expertinnen und Experten sind sich da nicht sicher. Wie geht man mit so einer Situation am besten um?
Die Corona-Krise bringt auch für die Psyche große Herausforderungen mit sich. Bisherige Sicherheiten und Vorhersehbarkeiten geraten ins Wanken. Die Menschen erleben mit der Corona-Krise eine völlig neue Situation. „Sie müssen eine enorme Einschränkung bisheriger Freiheiten verkraften“, sagte der Vize-Präsident der Landespsychotherapeutenkammer Martin Klett der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Psychologie-Experte gibt Tipps
Martin Klett ist Vize-Präsident der Landespsychotherapeutenkammer mit rund 6000 Mitgliedern. Der psychologische Psychotoherapeut ist auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Der zweifache Vater wohnt in Schallstadt, hat seine Praxis aber in der Freiburger Innenstadt. Die dpa interviewte den Fachmann für Psychologie zur Corona-Krise.
Was ist für die Menschen besonders bedrückend?
Klett: „Ich glaube, es ist der Kontrollverlust und das Gefühl der Ohnmacht. Die Hamsterkäufe sind der aus meiner Sicht misslungene Versuch, die Kontrolle nicht zu verlieren. Aber eigentlich ist klar: Die Corona-Epidemie überfordert uns medizinisch, wirtschaftlich, psychisch. Es gibt so viele Fragen ohne die Spur einer Antwort: Werde ich oder meine Familie infiziert, wie lang dauert die Krise, werde ich meinen Arbeitsplatz behalten? Man muss wohl diese Unwägbarkeiten ein Stück weit akzeptieren.“
Wovor sollte man sich während der Krise aus psychotherapeutischer Sicht schützen?
Klett: „Ich rate, dubiose Theorien im Internet zu ignorieren und nur auf seriöse Quellen wie das Robert Koch-Institut zurückzugreifen. Abstand ist das Gebot der Stunde – von anderen Menschen und von Horrornachrichten und -bildern etwa aus Italien.“
Was lehrt uns die Krise über unser bisheriges Leben?
Klett: „Erst wenn Freiheit eingeschränkt wird, wird uns bewusst, wie viel Freiheit wir eigentlich haben: uneingeschränkte Mobilität, Freizeitangebote in Hülle und Fülle, eine funktionierende Verwaltung mit all ihren Dienstleistungen. Diese bislang für selbstverständlich gehaltenen Errungenschaften lernt man durch deren Einschränkung besser schätzen.“ (vb; Quelle: Julia Giertz, dpa)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.