Coronavirus: Maßnahmen zum Schutz, zur Versorgung und zur Behandlung von Senioren
COVID-19, die Krankheit, die durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht wird, verläuft für die meisten Menschen mild. Allerdings gibt es auch schwere Verläufe. Seniorinnen und Senioren gehören zu den Risikogruppen. Nun wurden konkrete Maßnahmen zum Schutz, zur Versorgung und zur Behandlung von älteren Menschen vorgestellt.
Die Zahl der durch das neuartige Coronavirus verursachte Krankheit COVID-19 nimmt rasant zu. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt, steigt das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Laut den Fachleuten können insbesondere ältere Menschen, bedingt durch das weniger gut reagierende Immunsystem, nach einer Infektion schwerer erkranken. Daher gilt es, diese Risikogruppe besonders gut vor dem Virus zu schützen.
Voranschreiten der Infektionswelle abfedern
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) hat nun konkrete Maßnahmen zum Schutz, zur Versorgung und zur Behandlung von älteren Menschen vorgestellt.
„Wir haben alle berechtigte Sorge, wie es mit der Versorgung unserer geriatrischen Patienten langfristig weitergeht“, so DGG-Präsident Professor Hans Jürgen Heppner, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Helios Klinikum Schwelm, in einer Pressemeldung.
„Dabei sind wir jetzt auf die Unterstützung von jedem einzelnen und auf die konsequente Umsetzung sinnvoller Maßnahmen angewiesen, um das Voranschreiten der Infektionswelle abzufedern.“
Was Betroffene selbst tun können
Die DGG hat Tipps zusammengestellt, wie zum Beispiel mit hausärztlichen Besuchen in Pflegeheimen, der Komplettierung einer Pneumokokken-Impfung oder der Versorgung in der Familienpflege umgegangen werden kann.
Konkrete Maßnahmen zum Schutz und zur Versorgung älterer Personen:
Allgemeine Maßnahmen für ältere und alte Menschen:
- Abstand halten zu anderen Personen, mindestens 1,5 Meter
- Hygiene: Hände regelmäßig mindestens 20 bis 30 Sekunden waschen
- Veranstaltungen meiden
- Impfungen komplettieren
- Notfallliste bereitlegen
Maßnahmen für Fachpersonal
Maßnahmen zur ambulanten Versorgung geriatrischer Patientinnen und Patienten:
- Praxiskontakte auf ein Mindestmaß beschränken
- Verdachtsfälle zur Diagnostik und gegebenenfalls Therapie eng mit den lokalen Gesundheitsbehörden absprechen
- Einweisungen in die Notfallambulanzen und Krankenhäuser auf zwingende Notfälle beschränken
Maßnahmen zur teilstationären Versorgung geriatrischer Patienten:
- Tagespflegeeinrichtungen sollten ihre Aufnahmen auf das Notwendigste beschränken
- Täglich eine Risikoanamnese erheben
- Keine Aufnahmen von Anmeldungen mit Infektions-/Erkältungszeichen
- Geriatrische Tageskliniken sollten den Betrieb für die nächsten Wochen gänzlich einstellen
- Ambulante Rehabilitationsmaßnahmen sollten nach Möglichkeit nur als Einzeltherapien beziehungsweise im häuslichen Umfeld durchgeführt und auf das minimal notwendige Maß beschränkt werden
Maßnahmen zur vollstationären Versorgung geriatrischer Patienten:
- Ausführliche Anamnese, um mögliche Infektionskontakte zu identifizieren
- Umsetzung des Besuchsverbotes
- Keine elektiven oder plan- und verschiebbare Aufnahmen
- Auf frühe Anzeichen von Atemwegsinfektionen achten
- Pandemiepläne entsprechend der eigenen Krankenhausplanung umsetzen
Maßnahmen zur Versorgung geriatrischer Bewohner in Pflegeeinrichtungen:
- Regelhafte Heimbesuche durch den Hausarzt vorrübergehend aussetzen
- Aufklärung der Mitarbeiter und Bewohner über die Risiken und Schutzmaßnahmen
- Besuchsverbote und Mindestabstand beachten
- Für Bewohner von Alten- oder Pflegeeinrichtungen gelten die gleichen Prinzipien wie bei der Prävention beziehungsweise beim Ausbruchsmanagement anderer Atemwegserkrankungen – so wie sie beim RKI hinterlegt sind.
Wenn Ältere zuhause gepflegt werden
Maßnahmen zur Versorgung geriatrischer Menschen in der Familienpflege:
- Bei älteren Familienangehörigen, oder denen mit vorbestehenden Erkrankungen, sollten zur Infektionsvermeidung alle oben genannten Regeln berücksichtigt werden.
- Bei älteren oder chronisch kranken Familienmitgliedern, die auf Unterstützung angewiesen sind, müssen die Regeln zur Infektionsvermeidung selbstverständlich ebenfalls beibehalten werden.
- Es sollten sich vorrangig die Familienmitglieder mit dem geringsten Infektionsrisiko kümmern und nicht gerade diejenigen, die selbst Symptome einer Atemwegserkrankung aufweisen – auch wenn es diejenigen sind, die sich bisher immer gekümmert haben.
Regelvisiten aussetzen: Maßnahmen für hausärztliche Besuche in Pflegeheimen
Laut der DGG müssen Vorkehrungen getroffen werden, die für diese anfällige Gruppe aber nicht in der Isolation enden dürfen. Eine wichtige Maßnahme ist, dass Regelvisiten bei Heim- und Hausbesuchen bis auf Weiteres ausgesetzt werden.
Es ist eine gute Entscheidung, regelhafte Besuche in Pflegeheimen ohne konkreten Behandlungsanlass derzeit nicht durchzuführen. So kann die weitere Infektionsverbreitung verhindert werden. Diese Empfehlung ist auf die kommenden zwei bis vier Wochen ausgelegt.
Doch auch das sind willkürlich festgelegte Zahlen, die durchaus wieder geändert werden können. Die DGG geht davon aus, dass diese Entscheidungen wieder gelockert und in Teilen zurückgenommen werden, sobald eine erste Entspannung bei der Ausbreitung des Virus zu erkennen ist.
Diese Abschätzung darf aber nicht dazu führen, dass notwendige Maßnahmen nicht ergriffen werden.
In jedem Fall sollte zuerst mit der Pflegeeinrichtung beziehungsweise der Patientin oder dem Patienten telefonisch und fremdanamnestisch geklärt werden, ob ein ärztlicher Hausbesuch in diesem Pflegeheim für die Patientin oder den Patienten wirklich erforderlich ist – oder ob erste Therapiemaßnahmen auch ohne das Erscheinen des Arztes vor Ort eingeleitet werden können.
Unerlässlich ist der Kontakt mit dem örtlichen Gesundheitsamt, um weitere Maßnahmen gemeinsam absprechen zu können. Eine unreflektierte Einweisung in die Notaufnahme löst das Problem keinesfalls.
Fehlende Schutzausrüstung: Hygiene und Logistik sind gefragt
In diesem Zusammenhang taucht immer wieder das Problem der unzureichenden persönlichen Schutzausrüstung auf. Dies ist bekannt – keine Einrichtung war und ist darauf vorbereitet.
Allerdings können dieses Problem weder die medizinischen Fachgesellschaften noch die ambulant versorgenden Akteure vor Ort lösen. Hier ist Hygiene und Logistik gefragt: Die Wiederaufbereitung von bisher verwendetem Einmalmaterial muss laut der DGG in diesen Zeiten sicherlich diskutiert werden.
Risiko für schwere Verläufe
Entscheidend ist zu wissen, dass sich das erhöhte Risiko für schwere Verläufe vor allem auf Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen bezieht. Das RKI und die Bundesregierung nennen die folgenden Risikogruppen:
- ältere Personen (mit stetig steigendem Risiko für schweren Verlauf ab etwa 50 bis 60 Jahren) sowie
- Raucherinnen und Raucher.
- Auch bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen kommt es eher zu einem schweren Verlauf. Darunter fallen Personen
- mit Erkrankungen des Herzens (zum Beispiel koronare Herzerkrankung),
- mit Erkrankungen der Lunge (zum Beispiel Asthma, chronische Bronchitis),
- mit chronischen Lebererkrankungen,
- mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit),
- mit einer Krebserkrankung sowie
- mit geschwächtem Immunsystem (zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht oder durch die Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr schwächen, bedingt wird – darunter Cortison).
Diese Auflistung erinnert an die definierten Risikogruppen für Influenza oder auch Pneumokokken-Erkrankungen. Die DGG weist darauf hin, dass die Komplettierung der Pneumokokken-Impfungen sehr sinnvoll ist. Allerdings sind derzeit nur noch wenige Vorräte an Impfstoffen vorhanden.
Pflegende Angehörige: Risikokontakte in jedem Fall vermeiden
Bei den Patientinnen und Patienten, die im häuslichen Umfeld von ihren Familien versorgt werden, verhält es sich wie überall in der Allgemeinbevölkerung: Risikokontakte sind in jedem Fall zu vermeiden, pflegende Angehörige müssen sich derzeit – auch ohne begründeten Verdacht – aus dem sozialen Leben im Umfeld soweit es möglich ist zurückziehen, um ihre risikobehafteten Angehörigen nicht unnötig zu gefährden.
Alternativen zum direkten Kontakt: Videoschaltung, Live-Chats, Besuche vor dem Fenster im Erdgeschoss.
Eine weitere zentrale Herausforderung ist die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner in Langszeitpflegeeinrichtungen. Hier wurden mittlerweile die Maßnahmen zur Infektionsprävention enorm verschärft und reichen nun bis hin zum Besuchsverbot.
Dies ist sicherlich sinnvoll, dennoch muss auf Familien- und Freundeskontakte nicht verzichtet werden. Es gibt genügend Möglichkeiten, um Alternativkontakte zu schaffen. Dazu gehören regelmäßige Videoschaltungen, Live-Chats, Social Media oder der Besuch vorm Fenster im Erdgeschoss einer Pflegeeinrichtung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG): PM: COVID-19 und Senioren: Geriater stellen Maßnahmen zum Schutz und zur Versorgung älterer Menschen vor, (Abruf: 21.03.2020), Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
- Robert Koch-Institut (RKI): Informationen und Hilfestellungen für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf, (Abruf: 21.03.2020)
- Bundesregierung: Covid-19: Das sind die Risikogruppen, (Abruf: 21.03.2020), Bundesregierung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.