Corona-Gefahr durch Herz- und Nieren-Medikamente?
Im Zuge der Entwicklung der COVID-19-Pandemie werden immer wieder ungenaue medizinische Informationen verbreitet. Eine solche Fehlinformationen ist beispielsweise, dass Patienten, die Renin-Angiotensin-System (RAS)-Blocker wie insbesondere Angiotensin-II-Typ-1-Rezeptorblocker (ARBs) einnehmen, anfälliger für das Virus sind. Betroffene Personen sollten sich nicht verwirren lassen und ihre Medikamente unbedingt weiter einnehmen, warnen Experten.
Bei der aktuellen Untersuchung der University of Miami wurde festgestellt, dass viele verbreitete Fehlinformationen dazu führen, dass kranke Menschen aufhören, wichtige Medikamente einzunehmen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Hypertension“ veröffentlicht.
Verzichten Sie nicht auf Medikamente
Die Forschenden betonen, dass es derzeit nur wenige glaubwürdige oder konsistente Hinweise darauf gebe, dass sogenannte Renin-Angiotensin-System (RAS)-Blocker Menschen anfälliger für COVID-19 machen. Zudem würde der Verzicht auf diese wichtigen Medikamente die Gesundheitsrisiken für Millionen Menschen mit Bluthochdruck, kongestiver Herzinsuffizienz und chronischer Nierenerkrankung dramatisch erhöhen.
Fehlinformationen lassen Menschen auf ihre Medikamente verzichten
Auf der Grundlage aller bekannten Daten konnte festgestellt werden, dass es keinerlei glaubwürdige Beweise dafür gibt, dass ARBs die Anfälligkeit für COVID-19 erhöhen. Derzeit gibt es keine Beweise dafür, dass RAS-Blocker nicht eingenommen werden sollten, berichten die Forschenden. Falsche Aussagen über den Einfluss dieser Medikamente auf das COVID-19-Risiko hätten dazu geführt, dass einige Menschen ihre Medikamente abgesetzt haben, entweder aus eigenem Antrieb oder auf ärztliches Anraten.
Beweise anderer Studien sind widersprüchlich
Die Beweise dafür, dass ARBs das COVID-19-Risiko erhöhen können, sind jedoch bestenfalls widersprüchlich. Obwohl einige Studien gezeigt haben, dass ARBs die ACE-2-Aktivität in Tiermodellen erhöhen, muss betont werden, dass die Ergebnisse uneinheitlich sind, berichten die Forschenden. Die Ergebnisse zeigen starke Abweichungen, je nach dem untersuchten Organ, dem Versuchstiermodell und dem untersuchten Medikament und zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei den Studienergebnissen einen erheblichen Mangel an Konsistenz gibt, so das Forschungsteam.
Wogegen werden die Medikamente normalerweise verschrieben?
ARBs werden bei Bluthochdruck, kongestiver Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen und anderen Krankheiten verschrieben. Das Absetzen von ARBs und ACE-Hemmern könnte eine Destabilisierung der Blutdruckkontrolle und eine Dekompensation von Herzinsuffizienz-Patienten verursachen, was zu einem starken Anstieg von Herzinfarkten und Schlaganfällen und zu einer Verschlechterung der Niereninsuffizienz führen könnte, warnen die Forschenden.
Medikamente sollten in der jetzigen Lage nicht abgesetzt werden
Gerade jetzt wäre es doppelt unklug, solche Medikamente abzusetzen, weil sich einerseits das Risiko für oben genannte Erkrankungen erhöht und andererseits die Ressourcen in Krankenhäusern und auf Intensivstationen bis an die Grenze belastet sind, so dass die Versorgung an ihre Kapazitätsgrenzen stößt, betont das Forschungsteam. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- A.H. Jan Danser, Murray Epstein, Daniel Batlle: Renin-Angiotensin System Blockers and the COVID-19 Pandemic, in Hypertension (Veröffentlicht 25.03.2020), Hypertension
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.