Kinder in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen besonders gefährdet
Die chronischen Auswirkungen von Pestiziden sind für Kinder ähnlich schädlich, wie passiv aufgenommener Zigarettenrauch, stellten Wissenschaftler in einer aktuellen Studie fest. Die Kinderlungen scheinen besonders anfällig für bestimme Arten von Pestiziden zu sein.
Welche Auswirkungen haben Pestizide auf unsere Kinder? Mit dieser Frage befassten sich die Forscher von der „University of California, Berkeley“. Die Wissenschaftler führten eine Langzeit-Studie durch, bei der Kindern untersucht wurden ,deren Familien in der Landwirtschaft arbeiteten.
Organophosphate schädigen die Lungen von Kindern stark
In der Untersuchung konnte klar festgestellt werden, dass kleine Kinder nicht mal in direkten Kontakt mit Pestiziden kommen müssen. Wenn Kinder in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen leben, sind sie Organophosphaten ausgesetzt, diese sind ein weitverbreitetes Insektizid. Solche Arten von Pestiziden werden genutzt, um gezielt schädliche Insekten zu bekämpfen. Organophosphate enthalten Chemikalien, die das menschliche Nervensystem beeinträchtigen. Die Nähe zu diesen, in der Landwirtschaft eingesetzten Chemikalien bewirkt bei Kindern, dass sie schlechtere Lungen entwickeln, warnten die Forscher aus Kalifornien. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Thorax“.
Langzeit-Studie an 279 Kindern bringt neue Erkenntnisse
Die Resultate der Untersuchungen seien der erste Hinweis, dass Organophosphate sehr schädlich für kleine Kinder sind. Die Chemikalien würden bewirken, dass die Kinder eine schlechtere Lungenfunktion hätten, erklärte Professor Brenda Eskenazi von der „University of California, Berkeley“. Für die große Studie hatten Prof. Eskenazi und ihre Kollegen die Lungenfunktionen von 279 Kindern im kalifornischen Salinas Valley untersucht. Um festzustellen, wie viel der Organophosphate von den Kindern aufgenommen wurde, sammelten die Forscher insgesamt fünf Urinproben von den Probanden, zwischen dem Alter von sechs Monaten bis einschließlich dem fünften Lebensjahr.
Spirometrie ergibt : Atemkapazität eindeutig reduziert
Im Alter von sieben Jahren wurde an den Kindern eine Spirometrie durchgeführt. Diese medizinische Verfahren wird zur Messung und Aufzeichnung des Lungen- bzw. Atemvolumens eingesetzt. Es dient zur Beurteilung der Lungenfunktion. Bei der Untersuchung wurde getestet, wie tiefe Atemzüge die Kinder nehmen können und wie sie diese Luft wieder ausatmen. Nach sorgfältiger Prüfung der Daten, fand das Forscherteam, dass erhöhte Werte von Organophosphat Metaboliten in den Körpern der Kinder enthalten waren. Diese Kinder lebten alle in Gebieten, die in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen lagen. Die Atemkapazität der Betroffenen sei eindeutig reduziert gewesen, erklärten die Wissenschaftler. Dieser schwächere Atem ähnelt dem von Kindern, die ständig dem Passivrauch von ihrer Mutter ausgesetzt sind, stellte die aktuelle Studie fest.
Betroffene Kinder können als Erwachsene leichter Atemwegserkrankungen entwickeln
Jede zehnfache Steigerung der Menge von Organophosphaten im kindlichen Körper bewirkt, dass die Lungenfunktion um 159 Milliliter abnimmt. Dieser Wert entspricht etwa acht Prozent der Menge an Luft, die ein Kind ausatmet. In der Studie war klar ersichtlich, dass die Kinder mit der höchsten Pestizidbelastung die niedrigste Atemkapazität hatten, erklärte Co-Autor Rachel Raanan in einer Stellungnahme. Besteht solch eine reduzierte Lungenfunktion bis ins Erwachsenenalter, könnten Betroffene ein größeres Risiko aufweisen, Atemwegserkrankungen, wie beispielsweise „COPD“ (eine chronische Lungenerkrankung) zu entwickeln, warnte Raanan.(as)
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