Diese Sportaktivitäten stärken die kognitive Leistungsfähigkeit
Sport stärkt nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Doch nicht jede Sportart verspricht die gleiche Wirkung. Forschende der Universitäten Basel und Tsukuba haben jetzt überprüft, welche sportliche Aktivität die kognitive Leistung wie stark beeinflusst. Sie fanden heraus, welcher Sport am besten geeignet ist, um auch geistig fit zu bleiben. Die entsprechende Studie und die daraus abgeleiteten Empfehlungen wurden in dem Fachmagazin „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht.
„Sportliche Aktivität kann die geistige Leistungsfähigkeit verbessern (….), allerdings unterscheiden sich die Effekte zwischen Männern und Frauen, und nicht jede Sportart verspricht die gleiche Wirkung“, berichten die Forschenden in einer Mitteilung der Universität Basel. Anhand einer umfassenden Auswertung bestehender Studien hat das Forschungsteam um Dr. Sebastian Ludyga und Prof. Dr. Uwe Pühse von der Universität Basel daher überprüft, welche Effekte verschiedene Sportaktivitäten auf die Psyche von Mann und Frau entfalten.
80 Einzelstudien ausgewertet
Sport gilt allgemein als gesund, doch gibt es viele verschiedene Sportarten und sehr unterschiedliche Formen des Trainings. Die Forschenden stellten sich hier die Frage, welche Art und welche Dosis körperlicher Aktivität den Geist am besten fit hält. Insgesamt 80 Einzelstudien werteten sie im Hinblick auf diese Fragestellungen aus und leiteten daraus Empfehlungen ab – für Männer und Frauen.
Koordinativ anspruchsvolle Sportarten ideal
Den Ergebnissen der Forschenden zufolge scheinen sowohl Ausdauertraining als auch Krafttraining oder eine Mischung dieser Komponenten die kognitive Leistung zu verbessern. Doch deutlich stärkere Wirkung entfalten koordinativ anspruchsvolle Sportarten, die komplexe Bewegungsabläufe und Interaktionen mit anderen Spielerinnen und Spielern verlangen.
Mehr Sport gleich bessere geistige Gesundheit?
„Sich im Sport koordinativ zu fordern, scheint sogar wichtiger zu sein als der Gesamtumfang der sportlichen Aktivität“, resümiert Dr. Ludyga. Zudem führe ein höherer Gesamtumfang an Sport nicht zwangsweise zu einer größeren Wirksamkeit für die geistige Fitness. Der Effekt auf die kognitive Leistung steige nur dann, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg eine längere Zeitdauer pro Sporteinheit eingehalten wird.
Vergleichbare Wirkung in allen Altersgruppen
Zwar ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sich auch die geistige Leistungsfähigkeit im Lebensverlauf verändert und großes Potenzial für Verbesserungen in der Kindheit (kognitive Aufbauphase) und im hohen Alter (kognitive Abbauphase) besteht. Doch konnten die Forschenden in der aktuellen Studie „keinen Anhaltspunkt für unterschiedliche Wirkungen sportlicher Aktivität in den verschiedenen Altersgruppen finden“, so die Mitteilung der Universität Basel.
Gemeinsame Sportangebote für jung und alt
Demnach müssen die Sportaktivitäten vom Grundschulalter bis zum Seniorenalter nicht grundsätzlich anders gestaltet werden, um die kognitive Leistung zu stärken, berichten die Forschenden. Dies bedeute auch, dass verschiedene Altersklassen für ein gemeinsames Ziel beim Sport zusammengeführt werden können. „Punktuell wird das bereits mit gemeinsamen Sportangeboten für Kinder und ihre Großeltern umgesetzt“, so Prof. Pühse. Ein Ausbau dieser Angebote wäre gut vorstellbar.
Männer profitieren stärker von hartem Training
Des Weiteren stellte das Forschungsteam fest, dass die gleiche Dosis an sportlicher Aktivität bei Männern und Frauen unterschiedlich auf die geistige Fitness wirkt. „Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigten sich vor allem bei der Intensität der Bewegung, nicht aber bei der Sportart“, betonen die Forschenden. Männer profitieren ihrer Aussage zufolge stärker von intensiver sportlicher Aktivität.
Extrem intensives Training bei Frauen kontraproduktiv?
Ein hartes Workout scheine sich besonders für Männer zu lohnen und eine schrittweisen Erhöhung der Intensität über einen längeren Zeitraum habe bei ihnen zu einer deutlich größeren Verbesserung der kognitiven Leistung geführt, berichtet das Forschungsteam. Im Gegensatz dazu bleibe bei Mädchen und Frauen der positive Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit bei einem zu schnellen Anstieg der sportlichen Intensität gänzlich aus. Dies lege nahe, „dass weibliche Sporttreibende eher eine sportliche Aktivität mit geringer bis mittlerer Intensität wählen sollten, wenn sie dadurch ihre kognitive Fitness steigern möchten“, so das Fazit der Forschungsgruppe. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sebastian Ludyga, Markus Gerber, Uwe Pühse, Vera N. Looser, Keita Kamijo: Systematic review and meta-analysis investigating moderators of long-term effects of exercise on cognition in healthy individuals; in: Nature Human Behaviour (veröffentlicht 30.03.2020), nature.com
- Universität Basel: Wie Sport die geistige Fitness fördert: aktuelle Empfehlungen (veröffentlicht 16.04.2020), unibas.ch
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.